Herzog de Meuron baut Museum in Berlin
Von Holger Jacobs
28.10.2016
Liebe Kunstfreunde,
Kulturstaatsministerin Monika Grütters gab gestern den Sieger des Architekturwettbewerbs zum Neubau des Museums für die Kunst des 20. Jahrhunderts in Berlin bekannt:
Es ist das Architekturbüro Jacques Herzog und Pierre de Meuron aus der Schweiz.
Ein Video mit Jacques Herzog in der Akademie der Künste in Berlin am 08.12.2015 seht Ihr auf kultur24.berlinTV.
Die beiden Stars ihrer Zunft sind den Deutschen wohl bekannt: Sind sie doch ebenfalls verantwortlich für den Bau der Allianz Arena in München und die Elbphilharmonie in Hamburg. Nun werden sie also ihre Spuren auch in Berlin hinterlassen.
Worum geht es?
Schon in den 2000-er Jahren hatte der damalige regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, eine neue Kunsthalle für Berlin vorgeschlagen. Sie sollte auf dem Gelände hinter dem Hamburger Bahnhof entstehen. Doch er konnte sich in seiner eigenen Partei nicht durchsetzen.
Als Monika Grütters im Jahre 2013 als neue Kulturstaatsministerin für Kunst und Medien ihre Amtsgeschäfte aufnahm, griff sie Wowereits Idee wieder auf. Mit dem Unterschied, dass dieses Mal das Gebäude nicht nur zeitgenössische Kunst sondern die Kunst des 20. Jahrhunderts aufnehmen sollte. Eigentlich gibt es dafür bereits die Neue Nationalgalerie und den Hamburger Bahnhof, aber die Sammlungsbestände der Stiftung Preußischer Kulturbesitz sind dermaßen umfangreich, dass einfach mehr Ausstellungsfläche von Nöten ist. Zusätzlich wollte man dem Kulturforum eine endgültige Optik verpassen, nachdem verschiedene Stadtentwicklungspläne für das Kulturforum in den letzten 50 Jahren nie umgesetzt wurden.
Die Philharmonie (1963) und die Staatsbibliothek (1977) von Architekt Hans Scharoun, die Neue Nationalgalerie von Mies van der Rohe (1968), das Kunstgewerbemuseum von Rolf Gutbrod (1985) und die Gemäldegalerie von Christoph Sattler (1998) sind alle unabhängig von einander auf dem selben Gelände entstanden.
Jetzt sollte also ein Entwurf her, der alles irgendwie verbindet.
Warum regen sich wieder viele auf?
Herzog de Meron haben die Idee, neben den beiden Architektur-Ikonen der Vergangenheit, Neue Nationalgalerie und Phliharmonie, ein betont schlichtes Gebäude zu entwerfen, welches in keiner Weise den anderen die Schau stehlen soll. Sehr niedrig gehalten und von außen eher wie ein Lagerschuppen wirkend, entfaltet es seine Schönheit im Inneren mit hohen lichten Gängen, die als Kreuz das Gebäude durchziehen.
Trotzdem ruft der Entwurf bei vielen Ärgernis hervor, da das Äußere des Museums wie ein Lagerhaus aussähe und mehr einem Aldi Supermarkt ähnele als einem Museum. Aber die Idee der Lagerhalle ist beabsichtigt, denn die ausgestellten Arbeiten sind die Werke der Sammlung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Und diese kommen aus Lagern.
Die im 90 Grad Winkel vorgesehenen Hauptwege im Inneren sollen sich auch im Außenbereich fortsetzen. Zusammen mit dem Landschatsarchitekturbüro Vogt aus Zürich planen Herzog de Meuron eine Ost-West-Achse und einen Nord-Süd-Boulevard, der das ganze Gelände durchziehen und alle Gebäude miteinander verbinden wird.
Damit kann das Kulturforum Berlin nach einem halben Jahrhundert Planung endlich ein vollständiges Gesicht bekommen. Schade, dass Hans Scharoun und Mies van der Rohe die Vollendung nicht mehr erleben dürfen.
Im Jahr 2021 soll die Einweihung gefeiert werden. Ob das klappt…?
Author: Holger Jacobs
Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
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Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.