Jeanloup Sieff – Exhibition in Berlin

Ausstellung Jeanloup Sieff © Estate Jeanloup Sieff

Jeanloup Sieff – Exhibition in Berlin

 

Von Yasemin Schakmak

9.10.2017

 english text below

Ausstellung „Jeanloup Sieff – Im Schatten der Linie“ in der Galerie 36 in Berlin.

Anlässlich der Eröffnung der Ausstellung mit ca. 40 Fotografien des berühmten französischen Lichtbildners Jeanloup Sieff lud die Galerie 36 zu einem privaten Empfang ein in Anwesenheit von Barbara Sieff, der Witwe des im Jahre 2000 verstorbenen Künstlers. Gezeigt wurden 48 persönliche Werke der virtuosen Schwarz-Weiß-Fotografie und ein Zusammenspiel von Akt-und Landschaftsfotografie der späten 60er bis in die 90er Jahre.

Jeanloup Sieff gilt als einer der großen Modefotografen der 50er und 60er Jahre. Als Sohn polnischer Einwander erblickte er 1933 in Paris das Licht der Welt. Schon im zarten Alter von 14 entdeckte er die Leidenschaft der Fotografie in sich und nur ein paar Jahre später schaffte er den großen Durchbruch mit einem Auftrag für die französische Elle. Schnell fanden auch weitere Hochglanzmagazine gefallen an dem talentierten, jungen Jeanloup und es folgten weitere Aufträge für die Vogue, Esquire, Paris Match oder Harpers Bazaar.

1960 ging er nach New York, wurde Mitglied der Agentur Magnum und teilte sich ein Studio mit den Schweizer Fotografen Frank Horvat.

Die Besonderheit von Jeanloup Sieff: Das Weitwinkelobjektiv, mit dem er fast jedes seiner Motive ablichtete. Dieser große Aufnahmewinkel erlaubte ganz andere Einstellungen und eine außergewöhnliche Perspektive. Eigentlich kennt man die Verwendung von Weitwinkelobjektiven nur aus der Landschaftsfotografie. Doch im Bereich Mode und Portrait werden fast nur Objektive mit langen Brennweiten benutzt, um das Motiv aus seiner Umgebung herauszustellen. Sieff wollte etwas anderes: Er wollte das Model in seiner Umgebung zeigen. Gerade bei den Aktaufnahmen wird somit der Körper zum Teil der Landschaft oder des Raumes.

 

Die zweite Besonderheit seiner Fotografie lag in der fast ausschließlichen Verwendung von Schwarz-Weiß-Filmen. In einer Zeit, in der bunte und leuchtende Farben in der Mode der 60er Jahre immer stärker in der Öffentlichkeit zu sehen waren und der Farbfilm längst seinen Siegeszug angetreten hatte, stellte diese Reduzierung ein wirkliches künstlerisches Statement dar. Denn Jeanloup Sieff kam es nicht auf die schnelle und laute Botschaft der Werbefotografie an, sondern eher auf die leisen und sensiblen Töne.

Ein geistiger und künstlerischer Wegbegleiter von Jeanloup Sieff war Lucien Clergue (*1934 – †2014), der ebenfalls sehr viel mit Schwarz-Weiß experimentierte, ebenfalls in der Aktfotografie. Clergue hatte 1968 das Fotografie-Festival „Rencontre d’ Arles de la Photographie“ begründet (heute einer der wichtigsten seiner Art), an dem Jean-Loup Sieff im Jahr 1972 ebenfalls teilnahm.

Große Aufmerksamkeit bekam Jeanloup Sieff in der Modewelt, als er 1970 den damals wohl bekanntesten Modedesigner der Welt, Yves Saint-Laurent, nackt auf einem Podest fotografierte – ein Skandal!

Jeanloup Sieff liebte aber nicht nur die Modefotografie, er widmete sich auch der Reportage-, Portrait-, Akt- und Landschaftsfotografie und gibt uns nun in der Ausstellung „Im Schatten der Linie“ ganz besondere Einblicke.

Alice Le Campion, Direktorin der Galerie und Kuratorin der Ausstellung, lud in die Räumlichkeiten der Galerie 36 in Berlin ein. Dort angekommen begab man sich zunächst in einen Fahrstuhl, der einen zu einer exklusiven Wohnung geleitete: Der Galerie 36. Dort angekommen wurde man freundlich mit einem Glas Champagner empfangen und konnte sich in aller Ruhe auf Entdeckungsreise begeben. Großartige Werke Jeanloup Sieffs zierten die Wände. „Im Schatten der Linie“ ist eine besondere Austellung, weil sie Akt- und Landschaftsfotografie zusammenbringt und vereint. Die Aktbilder sind sinnlich und verführerisch, die Landschaftfotografien laden zum träumen ein.

Die Fotos sind ein Spiel zwischen Licht und Schatten.

Die Besucher der Ausstellung unterhielten sich angeregt über die Fotos, als der Gastgeber das Wort gemeinsam mit Barbara Sieff ergriff und plötzlich Stille einkehrte. Die ausgewählten Gäste wurden auf französisch begrüßt und der Abend eingeläutet. Zur späten Stunde gab es eine private Führung durch das Haus, welches früher einmal ein preussisches Offiziershaus war und jetzt aufwendig umgebaut wurde. Oberhalb der Galerie, welche vom Konzept des Salons geprägt ist und eine eigene Bibliothek, ein Fotolabor, sowie einen eigenen Verlag besitzt, befinden sich auf mehreren Etagen Appartements im Boutique Stil, die vermietet werden.  Aufwendig restaurierte, antike Möbel schicken einen hier auf Zeitreise.

Jeanloup Sieff
„Im Schatten der Linie“
Galerie 36
Chausseestraße 36
10115 Berlin
Vom 28.9 – 16.12. 2017
Do – Sa 13 – 18 Uhr

11 Photos: „Ida sur une lie“, 1976 © Jean-Loup Sieff

 

 english text

Jeanloup Sieff in the gallery 36 in Berlin

By Yasemin Shakmak
09/10/2017

On the occasion of the exhibition „In the Shadow of the Line“ by the famous French photographer Jeanloup Sieff, Galerie 36 invited to a private reception in the presence of Barbara Sieff, the widow of the artist who died in 2000. 48 personal works of virtuoso black-and-white photography and an interplay of nude and landscape photography from the late 60s to the 90s were shown.

Jeanloup Sieff is one of the great fashion photographers of the 50s and 60s.
As the son of Polish immigrants he saw the light of the world in Paris in 1933.
Already at the tender age of 14, he discovered the passion of photography, and only a few years later did he create the great breakthrough with an order for the French Elle. Quickly find further high-gloss magazines at the talented, young Jeanloup and there are further orders for the Vogue, Esquire, Paris Match or Harpers Bazaar.
In 1960 he moved to New York, became a member of the agency Magnum and shared a studio with the Swiss photographer Frank Horvat.
The peculiarity of Jeanloup Sieff: The wide-angle lens with which he sculpted almost every motif. This large angle of view allowed very different settings and an extraordinary perspective. Actually one knows the use of wide angle lenses only from the landscape photography. However, in the field of fashion and portrait, almost only lenses with long focal lengths are used to expose the subject from its surroundings. Sieff wanted something else: He wanted to show the model in his environment. Especially in the case of the nude images, the body becomes part of the landscape or the space.

The second peculiarity of his photography was the almost exclusive use of black and white films. In a time when bright colors were increasingly visible in the fashion of the 1960s, this reduction represented a real artistic statement. Jeanloup Sieff did not care about the fast and loud message of the advertising pictures, but rather to the quiet and sensitive photo.

Lucien Clergue (* 1934 – † 2014), who also experimented a lot with black-and-white, was also a nude photographer, an intellectual and artistic companion of Jeanloup Sieff. In 1968, Lucien Clergue founded the photography festival Rencontre d’Arles de la Photographie (now one of the most important of its kind), in which Jean-Loup Sieff also participated in 1972.
Jeanloup Sieff got a lot of attention in the fashion world when he photographed Yves Saint-Laurent naked on a pedestal in 1970, at that time the world’s most famous fashion designer – a scandal!

Jeanloup Sieff was not only fond of fashion photography, he also devoted himself to reportage, portrait, nude and landscape photography and now gives us very special insights in the exhibition „In the Shadow of the Line“.

Alice Le Campion, gallery director & curator, invited the guests to discover the exhibition in a private athmoshere at Galerie 36 in Berlin. Once there, we took an elevator, which led us to an exclusive apartment: the gallery 36. Once there, they were greeted with a glass of champagne and were able to go on a journey of discovery. Magnificent works by Jeanloup Sieffs adorn the walls.

„Shadow of the Lines“ is a special exhibition because it brings together and combines nudes and landscapes. The nudes are sensual and seductive, the landscapes invite you to dream. The photos are a game between light and shadow.

At the late hour the host announced that she wanted to invite the guests to a private tour of the house.
The house, which used to be a Prussian officer’s house, was extensively reconverted. Above the gallery, which is characterized by the concept of the salon and owns a library, a photo laboratory, as well as an publishing house, are located on several floors boutique-style apartments, which are to rent. Completely restored, antique furniture send you to a time travel.
Jeanloup Sieff
„Shadow of the lines“
Gallery 36
Chausseestrasse 36
10115 Berlin, Germany
From 28.9 – 16.12 2017
Thu – Sat 1 – 6 pm

 

 

 

Author: Yasemin Schakmak

Freie Journalistin

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