Karl Lagerfeld in der Elbphilharmonie

Chanel-Hamburg-Elbphilharmonie © Chanel/ William Adach

Karl Lagerfeld in der Elbphilharmonie

 

Von Lydia Kleiber

9.12.2017

 english text below

Chanel Métiers d’Art  2017/18 Paris-Hamburg – Ahoi et Salut Hamburg!

Das Mode-Ereignis des Jahres: Karl Lagerfeld zeigte vergangenen Mittwoch seine Chanel Métiers d’Art Modenschau in der Hamburger Elbphilharmonie und huldigt damit seiner Heimatstadt. Die Elbphilharmonie, oder wie man inzwischen in Hamburg salopp sagt „Elphi“ wurde von den Schweizer Architekten Herzog & Pierre de Meuron entworfen und wurde Anfang dieses Jahres nach langjähriger Bauzeit feierlich eröffnet. Seinen vorläufigen Mode-Höhepunkt erreicht die Elphi mit der Entscheidung von König Karl, seine inzwischen 16. Métries d’Art Show in dieser zukunftweisenden und gleichzeitig authentischen Kathedrale der Kultur zu zeigen.

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Die einmal im Jahr stattfindende Sonderkollektion Métiers d’Art versteht sich als Hommage an das Kunsthandwerk. Chanel beschäftigt schon seit Coco Chanels Zeiten als einer der weniger Modehäuser dutzende in Frankreich ansässige Zulieferer und mittelständische Betriebe, welche in aufwendiger Handarbeit die für den typischen Chanel-Look so wichtigen Logo-Knöpfe oder Kamelienblüten herstellen. Die Entscheidung die Métiers d’Art Modeschau, nicht wie sonst auch in „Chanelscher“ Tradition im altehrwürdigen Grand Palais in Paris zu zeigen, beruht auf der cleveren Entscheidung, die Luxusmodemarke Chanel für den Konsumenten erfahrbarer und nahbarer zu machen. Klingt zuerst paradox, aber mit den vergangenen Métiers d’Art Showen in Tokio, Kuba oder auch Salzburg macht sich die Marke für den Konsumenten greifbar, bestenfalls sogar gleich geografisch. Für das Label bedeutet dies natürlich auch einen Vorteil: Chanel wird durch online Videoübertragung und live Berichterstattungen auf Social Media internationaler und jünger und schreibt nicht zuletzt dabei seine eigene (Mode-) Geschichte. Im Zeitalter der globalisierten Mode, wo nicht  nur französisches Kulturgut von überall auf der Welt nur einen Mausklick entfernt ist, eine gleichzeitig mutige und moralische Entscheidung, welche im Zeitalter von Fast Fashion im wahrsten Sinne des Wortes die Spitze der Eisberges, oder um nach Hamburg zurückzukehren, die Spitze der Elbphilharmonie, ist.

35 Photos: Model Kaja Gerber, Chanel Collection „Metier d’Art“ in der Elbphilharmonie in Hamburg © Chanel

Doch was wäre der internationale Modezirkus ohne Klatsch und Tratsch? Karl Lagerfeld mit seinen inzwischen angeblich stolzen 84 Jahres soll vielleicht nach dieser für ihn sehr emotionalen Modeschau das Handtuch bei Chanel werfen. Gemunkelt wurde dies schon nach seiner letzten Metiers d’Art Show in Havanna. Dass Karl Lagerfeld nun in seiner Geburtsstadt eine Chanel Modenschau zeigt, treibt die Gerüchteküche um ein episches Ende der Karl-Ära nur weiter an. Lagerfeld ist seit 1965 bei Fendi und dem Modehaus Chanel immerhin seit 1983 treu – eine für Modegeschichte eine fast endlose Zeit.

Der Spagat zwischen seiner Geburts-und Heimatstadt gelingt ihm, wie hätte man es auch anders von ihm erwartet, famos: Chanel-typische Tweed-Stoffe treffen auf klassisch-hanseatische Zopfstrick-Pullover, welche an den jugendlichen Streichholzbeinen der erst 16-jährigen Tochter von Cindy Crawford Kaia Jourdan Gerber in Kombination mit ewighohen nachtschwarzen Overknees zum sexy Sixties Look avanciert. Karl Lagerfeld greift den internationalen Modetrend der „Baker Boy“-Mütze geschickt auf und zelebriert die auf Deutsch bekannte Elbseglermütze oder auch Seemannsmütze genannt, welche auf dem Laufsteg so weit ins Gesicht gezogen wurde, wie es nur ein Hamburger „Jungsche“ um die Jahrhundertwende trug. Vor allem die Accesssories verstehen sich als eine Hommage an das „Hamburch“ der letzten Jahrhunderwende: Lässige Umhängetaschen kamen in Form von Matrosen-Säcken vor, welche kunstvoll mit Chanel Paris Hamburg bestrickt sind und somit große Chancen haben zum It-Piece der nächsten Season zu werden. Ein weiteres Highlight sind die Taschen im Harmonika-Look, bei welchen man am besten gleich Seemannsmusik mitsummen wollte, was auf der Aftershow Party im der Fischauktionshalle dann auch tatsächlich gemacht wurde. Zurück zu den Accessories: Kleinlederwaren und Mützen und natürlich Taschen sind für das Haus Chanel nicht nur die unabdingbar wichtigste Einnahmequelle, sondern auch prominentes Repräsentationsmittel, was auf dieser Show jedem Betrachter sofort ins Auge fiel (seht dazu die Bilderserie).

Prominenz ist ein wichtigstes Schlagwort, um den Erfolg dieses Modespektakels zu erklären: Internationale Hollywood-Schauspielerinnen wie die im cremefarbenen Chanel-Kostüm ausgestattete Eiskönigin Tilda Swinton oder das Gesicht des neuen Chanel Duftes „Gabrielle“, Kirsten Stewart. Die junge amerikanische Schauspielerin und Regisseurin, welch durch die Verfilmung der Twilight Saga berühmt geworden ist, verpasst der ganzen Szenerie eine extra Portion Coolness. Geschickt platziert neben ihrem deutschen Kollegen Film-und Theaterschauspieler Lars Eidinger, der schon zwei Mal mit ihr drehen durfte. Das zeigt das man aus den zwei Initialen von von Chanel, den zwei CC’s, locker drei C’s machen könnte. Couture, Classic und Coolness. Wie ein zartes Reh huschte eine weitere Promi-Tochter durch den Modezirkus: Lily-Rose Depp, die Tochter von Jonny Depp und Vanessa Paradis zeigte sich abseits vom Laufsteg und verzauberte mit ihrer zerbrechlichen Schönheit in der ersten Reihe die sonst so verwöhnten Gäste.

Die Kollektion wird ab Mai 2018 in den Boutiquen erhältlich sein.

Chanel Boutique
Kurfüstendamm 188
10707 Berlin
Mo – Fr – 10 – 19 Uhr, Sa – 18 Uhr

Lily-Rose Depp, Chanel Collection „Metier d’Art“ in der Elbphilharmonie in Hamburg © Chanel

 

 english text

Chanel Métiers d’Art 2017/18 Paris-Hamburg – Ahoi et Salut Hamburg!

The fashion event of the year: Karl Lagerfeld showed his Chanel Métiers d’Art fashion show at the Hamburg Elbphilharmonie last Wednesday, paying homage to his hometown. The Elbphilharmonie, or as one casually says in Hamburg „Elphi“, was designed by the Swiss architects Herzog & de Meuron
was designed and was opened at the beginning of this year after many years of construction. Elphi reached its temporary fashion highlight with the decision of King Karl to show his now 16th Métiers d’Art Show in this forward-looking and at the same time authentic Cathedral of Culture.

The once a year special collection Métiers d’Art sees itself as a tribute to the Arts and Crafts. Ever since Coco Chanel’s time, Chanel has been one of the few fashion houses to employ dozens of French-based suppliers and medium-sized companies that produce the logo buttons or camellia blossoms that are so important to the typical Chanel look. The decision to show the Métiers d’Art fashion show, not as usual in „Chanel tradition in the venerable Grand Palais in Paris, based on the clever decision to make the luxury fashion brand Chanel for the consumer more tangible and approachable. Sounds paradoxical at first, but with the past Métiers d’Art Showen in Tokyo, Cuba or even Salzburg, the brand is becoming tangible for the consumer, at best even geographically. Of course, this also has an advantage for the label: Chanel becomes more international and younger through online video transmission and live coverage on social media, not least in writing his own (fashion) story. In the age of globalized fashion, where not only French cultural heritage from around the world is just a mouse click away, a simultaneously courageous and moral decision, which in the age of fast fashion in the truest sense of the word is the top of the iceberg, or to return to Hamburg , the top of the Elbphilharmonie.

But what would the international fashion circus be without gossip? Karl Lagerfeld with his now supposedly proud 84 years is supposed to throw the towel at Chanel after this emotional fashion show for him. It has been rumored after his last Metiers d’Art show in Havana. The fact that Karl Lagerfeld is now showing a Chanel fashion show in his native city drives, of course, the rumor mill for an epic end of the Karl-era. Karl Lagerfeld has been to the fashion house Chanel since 1983 –  an almost endless time for fashion history.

The balancing act between his birthplace and his hometown succeeds him, as one would have expected from him, famos: Chanel-typical tweed fabrics meet classic-Hanseatic pigtail knitwear, which on the juvenile legs of the 16-year-old daughter of Cindy Crawford, Kaja Gerber, in combination with ever-soaking black overknees has become the sexy sixties look. Karl Lagerfeld picks up on the international fashion trend of the „Baker Boy“ cap and celebrates the well-known German „Elbseglermütze“ (sailor’s cap), which was pulled on the catwalk as far in the face, as it was only a Hamburg „Jungsche“ at the turn of the century. Above all, the Accesssories see themselves as a tribute to Hamburg: Casual shoulder bags came in the form of sailor sacks, which are artfully knitted and have great opportunities to be the MUST HAVE pieces of the next season. Another highlight are the bags in the harmonica look, in which one wanted to hum along with sailor music, which was actually done at the aftershow party in the fish auction hall. Back to the accessories: Small leather goods and caps and of course bags are not only the most important source of income for the house Chanel, but also a prominent means of representation, which was immediately apparent to every viewer on this show.

Prominence is an important buzzword to explain the success of this fashion spectacle: International Hollywood actresses such as the ice cream queen Tilda Swinton, dressed in the cream colored Chanel costume, or the face of the new Chanel fragrance „Gabrielle“, Kirsten Stewart. The young American actress and director, made famous by the adaptation of the Twilight Saga, gives the whole scene an extra dose of coolness. Cleverly placed next to her German colleague film and theater actor Lars Eidinger, who was already allowed to shoot with her twice. This shows that one could easily make out of Chanel’s initials, the two CCs, three C’s. Couture, Classic and Coolness. Like a tender deer another celebrity daughter scurried through the fashion circus: Lily-Rose Depp, he daughter of Jonny Depp and Vanessa Paradis showed off the catwalk and enchanted the guests with her fragile beauty in the front row.

The collection will be available from May 2018 in the boutiques.

Author: Holger Jacobs

Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.

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