Kultur Tipps München Mai 2018

München - Bryn Terfel © Christoph Dettleffsen/ T+T Fotografie/n Universal

Kultur Tipps München Mai 2018

 

Von Karin Zander

09.05.2018

München zu Pfingsten: der Heilige Geist vom Himmel

Es ist jedes Jahr von neuem erstaunlich: wenn München am schönsten ist, wenn alles blüht , Pfingsten vor der Tür steht und Bayern nur einen Gedanken weit von Italien entfernt zu sein scheint, dann ergreifen die Münchner die Flucht, reisen in Schwärmen in noch südlichere Länder und machen Platz für die vielen Gäste, die in den Biergärten, an den Seen, aber auch in den Museen , Theatern, Opernhäusern und Konzertsälen genießen, was die bayerische Metropole zu bieten hat. Tatsächlich zeigen die Bühnen der Stadt gerade um die Pfingstzeit ein wahres Feuerwerk an lockenden Veranstaltungen, so dass jeder sich sein eigenes Münchner Pfingstfestival zusammen stellen kann. Rasant geht es – um den zur Zeit in München ständig irgendwie präsenten Faust zu bemühen- vom Himmel durch die Welt zur Hölle – und wieder zurück. Die Staatsoper punktet auf der einen Seite mit Juan Diego Florez  in „Lucia di Lammamor“, was die Herzen seiner Fans schon mal höher schlagen lässt und auf der anderen Seite  mit der anspruchsvollen Premiere von Janaceks „In einem Totenhaus“ – an zwei Abenden zwei Opernwelten! Und so spannungs- und abwechslungsreich zieht sich der kulturelle Bogen in diesen Tagen weiter : Mozart, Schiller, Huxley und Wagner konzertant! Und daneben noch so viel mehr: man sollte vielleicht doch hier bleiben, liebe Münchner!

Oper

Bayerische Staatsoper

Pfingstsonntag , 20. Mai, Gaetano Donizetti, „Lucia Di Lammermor“, Musikalische Leitung: Antonino Fogliani, Inszenierung:  Barbara Wysocka
Mit: Juan Diego Florez , Mariusz Kwiecień , Venera Gimadieva, Galeano Salas, Mika Kares u.v.a

Zum Stück: Wenn große Emotionen nicht ehrlich ausgedrückt werden können, explodieren sie mit der Stärke einer Atombombe (Barbara Wysocka)- so gesehen ist Donizettis Lucia di Lammermoor keineswegs eine private Liebestragödie à la Romeo und Julia, sondern eine eminent politische Geschichte, die vorführt, wie ein Machtsystem die menschlichen Beziehungen bis ins Innerste deformieren kann.

PREMIERE, Pfingstmontag , 21. Mai, Leos  Janacek, „Aus Einem Totenhaus“, Musikalische Leitung Simone Young, Inszenierung Frank Castorf
Mit : Peter Rose, Evgeniya Sotnikova, Aleš Briscein , Charles Workman , Manuel Günther , Christian Rieger u.v.a.

Zum Stück :
Kurz vor seinem Tod 1928 schuf der tschechische Komponist Leoš Janáček  seine letzte Oper nach dem Roman   „Aufzeichnungen aus einem Totenhaus“ von Fjodor Dostojewskis, indem dieser seine eigene vierjährige Lagerhaft literarisch verarbeitete. Sie unterscheidet sich wesentlich von seinen anderen Werken wie „Jenufa“  oder „Das schlaue Füchslein“. Es gibt keine  Helden, keine durchgehende Handlung und keine (Er)-Lösung am Ende. Vor dem Hintergrund des zermürbenden Lageralltags treten  einzelne Gefangene für Augenblicke aus der Menge hervortreten, werfen  Schlaglichter auf ihre von Erniedrigungen und Beleidigungen gezeichneten Biographien.
Dennoch schimmern in diesem Dunkel immer wieder Lichtblicke der Hoffnung, des Mitgefühls, der Freude, ja, sogar der Komik auf,  die Janáčeks mit seiner  eindrucksvollen musikalischen Sprache fühlbar und verstehbar macht.

Theater am Gärtnerplatz

SPIELZEITPREMIERE, Pfingstsamstag, 19.Mai, Wolfgang Amadeus Mozart, „Don Giovanni“, Dirigent: Anthony Bramall, Regie: Herbert Föttinger
Mit: Mathias Hausmann, Jennifer O`Loughlin, Camille Schnoor, Levente Páll, Mária Celeng

Zum Stück:
Solange er lebt und atmet, wird es Don Giovanni nicht sein lassen, Jagd auf amouröse Abenteuer zu machen, auch wenn sein getreuer Diener Leporello bereits hunderte Eroberungen katalogisiert hat. Donna Elvira gehört bereits der Vergangenheit an, Donna Anna wird in ihrem Schlafgemach überrascht und Zerlina soll gar an ihrem Hochzeitstag verführt werden. Doch gebrochene Herzen, gehörnte Ehemänner und entehrte Väter schließen sich zusammen, um den Verführer ein für alle Mal in die Hölle zu schicken.

Theater

Residenztheater

PREMIERE, Donnerstag, 17. Mai, Friedrich Schiller, „Don Karlos“, Regie : Martin Kušej. Mit: Thomas Loibl, Lilith Hässle, Nils Strunk, Franz Pätzold u.v.a.

Zum Stück:
Friedrich Schillers „Freiheitsdrama“, in dem es um einen  Vater-Sohn-Konflikt mit weltgeschichtlicher Auswirkung geht,  wurde zwei Jahre vor der Französischen Revolution uraufgeführt und nimmt  eine Scharnierstellung  zwischen Sturm und Drang und der Weimarer Klassik ein. Die unvergänglichen Sätze, gesprochen von Marquis von Posa :  „Geben Sie Gedankenfreiheit, Sire“  und „Ich kann nicht Fürstendiener sein“ brachten in dunklen Zeiten  die Menschen als Ausdruck eines inneren Widerstandes gegen die Diktatur zum Jubeln . Sie sind heute so aktuell wie damals.

Münchner Volkstheater

PREMIERE, Sonntag, 13. Mai, Aldous Huxley, „Schöne Neue Welt“, Regie: Felix Hafner

Zum Stück:
Das Stück basiert auf dem Roman „Schöne Neue Welt“ ,  den Huxley ,man kann es kaum glauben, schon 1932, schrieb, und der uns vor Augen führt, wohin Fremdbestimmung , totale Überwachung und das permanente Suchen nach persönlicher Sorglosigkeit führen kann. In der schrecklichen „neuen Welt“ gibt es keinen Krieg, keine Eifersucht, keine Trauer, keine Krankheit, keine Armut, keinen Gott, keine Kunst. In Stabilität genießen die Menschen ihr Leben. Sie pflanzen sich künstlich fort, werden schon vor der Geburt in Kasten eingeteilt und so konditioniert, dass sie mit dem, was sie sind und haben, zufrieden sind. Jeder gehört jedem, der leidbringende Individualismus ist abgeschafft – es regiert das Kollektiv. Jeder ist und fühlt sich nützlich – auch für beste Unterhaltung wird gesorgt. Und das Glück ist mit der Droge Soma jedem und jederzeit zugänglich. Lohnt es sich hier, für eine Freiheit zu kämpfen, nach der niemand mehr verlangt?

Konzerte

Philharmonie im Gasteig

Dienstag, 15 Mai, Richard Wagner, „Der Fliegende Holländer“, Konzertante Aufführung, Münchner Philharmoniker, Dirigent : Valery Gergiev
Mit: Bryn Terfel: Der Holländer, Elena Stikhina: Senta, Okka von der Damerau: Mary, Eric Cutler: Erik, Benjamin Bruns: Der Steuermann, Günther Groissböck: Daland, Philharmonischer Chor München, Einstudierung: Andreas Herrmann

3 Photos: Bryn Terfel und Anja Kampe im Fliegenden Holländer © Universal/ T+T Fotografie

Kunst

Pinakothek der Moderne/ Schloss Herrenchiemsee
„Königsklasse IV“
Gegenwartskunst auf  Schloss Herrenchiemsee
Mit Arbeiten u.a. von Laib | Warhol | Flavin | Rainer | Basquiat
Unter dem Titel „Königsklasse“ werden seit 2013 Hauptwerke der Gegenwartskunst in kontinuierlich wechselnden Präsentationen an einem besonderen Ort gezeigt: dem berühmten, im Auftrag von König Ludwig II. errichteten Schloss Herrenchiemsee, das versteckt auf einer bewaldeten Insel im Chiemsee liegt.„Königsklasse IV“ zeigt Hauptwerke von Wolfgang Laib, Arnulf Rainer, Jean-Michel Basquiat, Günther Förg, Dan Flavin, On Kawara, Kazuo Shiraga, Hans-Jörg Georgi, John Chamberlain und Andy Warhol. Jedem Künstler ist ein Raum gewidmet.
Ausstellungsdauer: 19. Mai Bis 03. Oktober 2018,
Öffnungszeiten: 9 – 18 Uhr

Andy Warhol in der Ausstellung „Königsklasse“ auf Schloss Herrenchiemsee © Pinakothek der Moderne

Museum Brandhorst

Jutta Koether: „Tour De Madame“
Kaum eine andere Künstlerin hat unser heutiges Verständnis von Malerei und von der Kulturlandschaft seit den 1980er-Jahren so entscheidend geprägt wie Jutta Koether (geb. 1958). „Jutta Koether – Tour de Madame“ präsentiert auf zwei Etagen des Museums Brandhorst in einem ersten umfassenden Überblick die erstaunliche Bandbreite ihrer Arbeit. In vielerlei Hinsicht wird die Ausstellung eine Entdeckungsreise sein, führt sie doch die mehr als 150 Gemälde, Zeichnungen und Assemblagen auf eine völlig neue Art und Weise zusammen. Viele der Werke wurden nie öffentlich ausgestellt oder waren seit ihrer ersten Präsentation nicht mehr zu sehen.
Ein Höhepunkt der Schau wird ein neu geschaffener, 15-teiliger Gemäldezyklus sein, der – in Anspielung auf Cy Twomblys Lepanto-Raum aus der Dauerausstellung des Museums Brandhorst – Koethers eigene „Schlacht“ mit der Malerei- und Kunstgeschichte vor Augen führt.
Ausstellungsdauer: 18. Mai 2018 – 21.Oktober 2018
Öffnungszeiten Di – So 10 – 18 Uhr

Jutta Koether © Museum Brandhorst

Author: Karin Jacobs-Zander

Karin Jacobs-Zander, Dramaturgin und Autorin der Bücher „Lebenslotsen“ und „Wo München am schönsten ist“ aus dem Ellert & Richter Verlag, lebt in München als freie Journalistin

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