Lee Miller – Martin-Gropius-Bau Berlin
Von Holger Jacobs
31.3.2016
Liebe Kulturfreunde,
ein weiteres Juwel in der Ausstellungslandschaft von Berlin wurde im Museum Martin-Gropius-Bau eröffnet. Die amerikanische Fotografin Lee Miller ist zwischen allen ihren anderen berühmten Kolleginnen ein sehr besonderer Fall. In vielerlei Hinsicht.
Lee Miller wurde am 23. April 1907 im Bundesstaat New York geboren. Schon ihr Vater fotografierte sie als junges Mädchen in sehr freizügigen Posen, weshalb ihm auch ein Missbrauch an seiner Tochter vorgeworfen wurde.
Mit 18 reiste die junge Lee zum ersten Mal nach Paris, mit 19 ging sie zurück nach New York, schrieb sich als Studentin für Bühnenbild ein und wurde als Model für die renommierte Zeitschrift VOGUE entdeckt. 1929 ging sie ein weiteres Mal nach Paris, arbeitete auch hier als Fotomodell und lernte dabei den seinerzeit bekanntesten Fotografen der Stadt, Man Ray, kennen. Sie wurde seine Geliebte und entdeckte dabei für sich selbst die Fotografie. Viele gemeinsame Arbeiten entstanden. Schon ein Jahr später eröffnete sie ihr eigenes Fotoatelier in Paris. Doch bereits 1932 zog sie zurück nach New York, um jetzt in der amerikanischen Metropole als selbständige Fotografin zu arbeiten. Dort lernte sie ihren ersten Mann kennen, den Ägypter Aziz Eloui Bey und ging mit ihm 1935 nach Kairo. 1937 lernte sie bei einem neuerlichen Aufenthalt in Paris den surrealistischen Künstler Roland Penrose und ging mit ihm 1939 nach London.
Nach Ausbruch des Krieges und der Einberufung von Penrose zog sie nach New York. Dort arbeitete sie als Fotografin für die Modezeitschrift VOGUE. 1944 ließ sie sich als Kriegsfotografin für die VOGUE bei der US-Army akkreditierten und reiste nach Europa.
Von der Landung in der Normandie bis zur Eroberung Deutschlands und dem endgültigen Zusammenbruch des Nazi-Regimes blieb sie Kriegskorrespondentin. Das wohl berühmteste Bild entstand, als sie sich von Ihrem Foto-Kollegen David Sherman in der Badewanne von Hitlers Wohnung in München fotografieren ließ. Aber auch ihre Bilder aus dem gerade befreiten Konzentrationslager Dachau sind beeindruckend. Nach ihrer letzten Station in Wien ging sie nach London zurück und heiratete Roland Penrose. Auf Grund ihrer traumatischen Erlebnisse im Krieg rührte sie danach nur noch selten einen Fotoapparat an. Mit den Jahren verfiel sie in Depressionen und dem Alkohol. Sie starb 1977. Ihre fotografischen Arbeiten waren völlig vergessen, bis durch Zufall 1997 ihr Sohn Anthony Penrose auf dem Dachboden des Hauses 60.000 alte Negative von ihr entdeckte. Daraufhin gründete er das Lee Miller Archiv und das elterliche Wohnhaus ist heute ein Museum.
Für mich war sie eine der schönsten und zugleich interessantesten Frauen ihrer Zeit.
Die Ausstellung „Lee Miller – Fotografien“ im Martin-Gropius-Bau zeigt alle wichtigen Schaffensperioden der Künstlerin. Angefangen von den Jahren in Paris und ihre Zusammenarbeit mit Man Ray, über die Jahre in Kairo bis zu den Kriegsfotografien 1944/45.
Die Ausstellung läuft noch bis zum 12. Juni 2016. Öffnungszeiten täglich außer Dienstags von 10 – 19 Uhr
Falls Ihr Arbeiten von Lee Miller erwerben möchtet, dann wendet Euch an die Galerie Hiltawsky in der Tucholskystr. 41 in Berlin-Mitte
Author: Holger Jacobs
Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.