Aids Gala in der Deutschen Oper Berlin
Von Holger Jacobs
03.11.2018
Zum 25. Mal fand in Berlin die festliche Gala zugunsten der Deutschen AIDS Stiftung in der Deutschen Oper statt.
Hintergrund
Seit Beginn der Epidemie Anfang der 80er Jahre sind schätzungsweise 35 Millionen Menschen an dem Immunschwächesyndrom AIDS (Acquired Immunodeficiency Syndrome) gestorben – mehr als durch die Pest im Mittelalter und auch mehr als durch die Spanische Grippe Anfang des 20. Jahhunderts.
Zum ersten Mal tauchte das HI-Virus im Jahre 1930 in Zentralafrika auf mit nur wenigen Fällen. In den 6oer Jahren wurde es auch auf Haiti entdeckt und ab 1969 in den USA. Doch anders als andere Viren wird es nur durch das Blut weitergegeben, nicht durch Tröpfchen Infektion. So dauerte es eine Weile, bis der Virus sich verbreiten konnte, hauptsächlich bei homosexuellen Männern.
In den 80er Jahren breitete es sich plötzlich epidemieartig aus, zunächst in den USA und Afrika, ab den 90er Jahren auch in West- und Osteuropa und in Asien.
Viele berühmte Persönlichkeiten sind an dieser Krankheit gestorben, einer der bekanntesten war sicherlich QUEEN Sänger Freddy Mercury.
Zurzeit leben ca. 37 Millionen Menschen als HIV (Humanen Immundefizienz Virus) positiv. Dabei kommt es jährlich immer noch zu ca. 2 Millionen Neuinfektionen, ca. 1 Millionen sterben daran pro Jahr. Durch neuste Medikamente kann die Lebenszeit deutlich erhöht werden. HIV postiive Menschen können mittlerweile sogar ein hohes Alter erreichen. Doch diese Forschungen sind teuer, weshalb viele Spendengelder notwendig sind.
Unsere Bilderserie vom Roten Teppich:
Die Gewinner
Der Abend begann mit dem Einzug der Prominenz auf dem Roten Teppich. Sollte jemand verwundert sein, dass bei dieser Veranstaltung so viel Glamour herrscht, obwohl die Gala doch eher einen traurigen Hintergrund hat, sollte wissen, dass Spendengelder nur dort generiert werden, wo Sponsoren und reiche Spender viel Aufmerksamkeit erwarten können. Denn nur für die gute Sache allein fließt kein müder Euro. Es muss für die beteiligten Unternehmen auch eine große Werbewirksamkeit geben. Ob man das nun gut findet oder nicht ist eigentlich egal, wenn dabei viel Geld für einen guten Zweck zusammenkommt.
Genauso verhält es sich mit der Schar der Prominenten, die bei solchen Anlässen obligatorisch eingeladen werden. Auch dadurch ist ein Maximum an Aufmerksamkeit garantiert, um die Öffentlichkeit für das Thema zu sensibilisieren. Und das ist gut so.
Der bekannteste Prominente dieses Abends war sicher Sir Bob Geldof, Rocksänger und Organisator der bisher größten Veranstaltung zur Hilfe für Hungernde und Kranke in Afrika in den 80er Jahren, LIVE AID.
In seiner beeindruckenden Dankesrede zum Gewinn des diesjährigen „World Without Aids Award“ mahnte er, dass auch heute noch viel zu viele Menschen an dieser Krankheit sterben.
Sehr eindringlich sagte er, dass allein an diesem Tag, wo wir hier alle so schön in der Deutschen Oper feiern, sich laut Statistik über 7.000 junge Frauen und Mädchen angesteckt haben. An einem einzigen Tag. Und diese Zahl ist nur auf weibliche Teenager bezogen. Die meisten denken immer noch, es handele sich bei Aids um eine Krankheit, von der nur schwule Männer betroffen wären. Das ist aber falsch.
Außer Bob Geldof wurde auch die Gattin des Präsidenten von Namibia, Monica Geingos, für ihr Engagement gegen Aids in ihrem Land mit einem Award geehrt. Sie hat es geschafft, dass sich seit 2001 die Zahl der Neuansteckungen in ihrem Land halbiert hat.
Die Musik
Der zweite Teil des Abends war den schönen Künsten vorbehalten, genauer gesagt der Vorführung von ein paar der bekanntesten Arien der Musikgeschichte. In der Bilderserie unter „Oper“ findet Ihr alle gespielten und gesungenen Partituren und ihre Interpreten.
Besonders gefiel mir die Performance von Maria Mudryak mit dem Musettenwalzer aus „La Bohème“. Nicht nur, dass diese 24-jährige Sopranistin umwerfend aussieht, sondern sie singt auch umwerfend schön.
Nur einen kleinen Hauch besser fand ich die bereits etablierte Olga Peretyatko (Arie „Casta diva“ aus „Norma“ von Vincenzo Bellini), die wir schon aus der Staatsopernproduktion „Die Perlenfischer“ von 2017 kennen (kultur24 berichtete). Regie führte damals Wim Wenders. Diese Inszenierung soll auch wieder ins Repertoire der Staatsoper Unter den Linden aufgenommen werden.
Das beste und sicher auch bekannteste Stück des Abends war natürlich der „Gefangenenchor“ aus Nabucco von Guiseppe Verdi. Wer davon nicht berührt ist, dem ist nicht mehr zu helfen. Ein Klassiker.
Genauso wie „O sole mio“ von Eduardo di Capua. Mehr italienisches Feeling geht nicht!
Zum Schluss dann mit allen Solisten, Orchester und Chor zusammen das Trinklied aus „La Traviata“ von Verdi. Ein grandioser Abschluss. Dirigent Enrique Mazzola führte das Orchester sowie den Chor der Deutschen Oper mit Bravour.
Unsere Bilderserie mit dem musikalischen Teil des Abends:
Die Party
Doch der Abend war noch lange nicht zu Ende. Und für viele sollte er jetzt erst richtig losgehen. Denn es folgte ein überdimensionales Büffet für knapp 2.000 geladene Gäste mit zahlreichen separaten Dinners, die von den Sponsoren organisiert waren. Der größte Teil der Gäste aber feierte bei Fingerfood und kostenlosen Getränken in den Foyer-Räumen der Oper, der etwas exklusivere Teil aber feierte hinter, bzw. auf der Bühne.
Hier war auch das interessantere Publikum. Angefangen von Topmodell Nico Mary Potur, welche mit dem hübschen Winnetou Darsteller Kreshnik „Nik“ Xhelilaj gekommen war, bis zu einer Reihe von deutschen Schauspielern und anderes buntes Volk aus Kunst und Medien. TV-Schauspieler Wilke Wotan Möhring durfte die Ziehung der Tombola des Abends durchführen. Animiert wurde die Party durch mehre Bands und DJ’s. Getanzt wurde bis in den frühen Morgen.
Hatte ich schon erwähnt, dass ZDF-Moderatorin Dunja Hayali durch den politischen Teil des Abends führte, Sänger Max Raabe durch den musikalischen Teil? Beide in gewohnt professioneller Art und Weise. Dunja Hayali befragte Bob Geldof über den Brexit. Seine Antwort: „Wo Gefühl und Ratio sich gegenüberstehen, gewinnt immer das Gefühl“!
Max Raabe moderierte mit vielen sexuellen Anspielungen betreffend der meist sich auf die Liebe beziehenden Arien. Als er einmal sogar von „Rohrverlegen“ sprach, ging ein verlegenes Raunen durch die Menge. Ansonsten blieb alles auf gleichbleibend hohem Niveau.
Fazit: ein toller Abend mit hochkarätigen Gästen und erstklassiger musikalischer Begleitung. Selten habe ich mich auf einer Gala so wohl gefühlt. Jetzt ist nur noch zu hoffen, dass möglichst viel Geld zusammengekommen ist.
Unsere Bilderserie von der After Show Party:
english text
Aids gala in the Deutsche Oper
By Holger Jacobs
03/11/2018
The festive gala in favor of the German AIDS Foundation took place in Berlin for the 25th time.
Background
Since the epidemic began in the early 1980s, an estimated 35 million people have died of Acquired Immunodeficiency Syndrome (AIDS) – more than the plague of the Middle Ages and more than the Spanish flu in the early 20th century.
For the first time, the HIV virus appeared in Central Africa in 1930, with only a few cases. It was also discovered in Haiti in the 1960s and from 1969 in the USA. But unlike other viruses, it is only transmitted by the blood, not by droplet infection. So it took a while for the virus to spread, mainly to homosexual men.
In the 80s, it suddenly spread epidemic-like, first in the US and Africa, from the 90s in Western and Eastern Europe and in Asia. Many famous personalities have died from this disease, one of the best known was certainly QUEEN singer Freddy Mercury.
Currently, approximately 37 million people live as HIV (Human Immunodeficiency Virus) positive. There are still about 2 million new infections annually, about 1 million die each year. With the help of the newest drugs, the lifetime can be significantly increased. HIV positive people can now reach old age. But this research is expensive, which is why many donations are necessary.
The Awards
The evening began with the arrival of celebrities on the Red Carpet. If anyone is surprised that this event is so glamorous, even though the gala has a rather sad background, then you should know that donations are only generated where sponsors and rich donors can expect a lot of attention. Because only for the good cause alone no tired euro flows. There must also be a great advertising impact for the companies involved. Whether you like it or not, it does not really matter if a lot of money comes together for a good cause.
The same is true of the crowd of celebrities who are obligingly invited on such occasions. This also guarantees a maximum of attention to sensitize the public to the topic. And that’s good.
The most famous celebrity of the evening was certainly Sir Bob Geldof, rock singer and organizer of the largest event to date for the relief of the hungry and sick in Africa in the 1980s, LIVE AID. In his impressive speech of thanks for winning this year’s World Without Aids Award, he warned that even today too many people are dying from this disease. He said very emphatically that according to statistics, more than 7,000 young women and girls were infected on this very day, when we all celebrate so well here in the Deutsche Oper. In one day. And this number is only related to teenage girls, because most people still think that AIDS is a disease that affects only gay men. Apart from Bob Geldof, the wife of Namibia President Monica Geingos was also honored for her commitment to AIDS in her country. She has managed to halve the number of new infections in her country since 2001.
The music
The second part of the evening was dedicated to the fine arts, more specifically the performance of some of the best-known arias in music history. In the series of pictures under „Opera“ you will find all played and sung scores and their interpreters.
I particularly liked the performance of Maria Mudryak with the musette waltz from „La Bohème“. Not only does this 24-year-old soprano look stunning, she also sings gorgeous.
Just a little bit better I found the already established Olga Peretyatko (aria „Casta diva“ from „Norma“ by Vincenzo Bellini), which we already know from the state opera production „Die Perlenfischer“ from 2017. The director was Wim Wenders. This production should also be included in the repertoire of the Staatsoper Unter den Linden.
The best and certainly most famous piece of the evening was, of course, the Nabucco „prison choir“ by Guiseppe Verdi. Anyone who is not touched by this is beyond help. A classic. Just like „O sole mio“. More Italian feeling does not work anymore! Finally, together with all the soloists „La Traviata“ by Verdi. A grandiose graduation. Conductor Enrique Mazzola led the orchestra and the choir of the Deutsche Oper with flying colors.
The party
But the evening was not over yet. And for many, he should start now really. Because there was a huge buffet with numerous separate dinners, which were organized by the sponsors. The majority of the guests celebrated with finger food and free drinks in the foyer rooms of the opera, the more exclusive part celebrated behind, or on stage. Here was also the interesting audience. Starting with top model Nico Mary, who had come with the pretty Winnetou actor Kreshnik „Nik“ Xhelilaj, to a number of German actors and other colorful people from the arts and media. Actor Wilke Wotan Möhring was allowed to draw the raffle of the evening. The party was animated by several bands and DJ’s. It was danced until the early morning.
Did I mention that ZDF presenter Dunja Hayali led through the political part of the evening, singer Max Raabe through the musical part? Both in the usual professional way. Dunja Hayali interviewed Bob Geldof about the Brexit. His answer: „Where feeling and ratio face each other, the feeling always wins! Max Raabe moderated with many sexual allusions concerning the arias that are mostly related to love. Once he even spoke of „pipe laying“, a shy murmur went through the crowd. Otherwise, everything remained at a consistently high level.
Conclusion: a great evening with top-class guests and first-class musical accompaniment. Rarely have I felt so well at a gala. Now it is only to be hoped that as much money as possible has come together.
Author: Holger Jacobs
Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.