Barack Obama in Berlin – Huldigung einer großen Persönlichkeit

Barack Obama in Berlin CC Wikimedia Commons/ Pete Souza

Barack Obama in Berlin – Huldigung einer großen Persönlichkeit

 

Von Holger Jacobs

29.01.2023

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Es ist jedes Mal ein Erlebnis den ehemaligen US-Präsidenten Obama live zu sehen

Mehr durch Zufall erfuhr ich erst wenige Tage vorher, dass der 44. Präsident der Vereinigten Staaten wieder einmal nach Berlin kommen würde. Und auch dieses Mal wollte ich dabei sein, wie schon bei seiner berühmten Rede vor der Siegessäule in Berlin Tiergarten am 24. Juli 2008.

Barack Obama an der Siegessäule 2008:

Barack Obama am 24. Juli 2008 an der Siegessäule in Berlin, ph: Holger Jacobs

Mercedes-Benz Arena 2023:

Leider waren die günstigeren Karten schon vergeben, so dass ich für 189.- Euro immerhin einen sogenannten VIP Platz bekam – mit eigenem Eingang (Kunstsammler Christian Boros schritt eiligen Schrittes an mir vorbei) und eigener Security Kontrolle.

Drinnen angekommen stellte ich fest, dass die Mercedes-Benz Arena mit bis zu 15.000 Zuschauern gut gefüllt war.

Das Vorprogramm mit Sängerin CASSANDRTA STEEN und Geiger NIGEL KENNEDY hatte ich mir geschenkt.

Schlag 20.30 Uhr, wie angekündigt, erschien BARACK OBAMA zusammen mit dem Moderator KLAAS HEUFER-UMLAUF (der mit JOKO WINTERSCHEIDT mehrere Talk- und Spielshows auf dem Fernsehsender PRO7 moderiert) auf der Bühne.

Los ging‘s mit ein paar Anekdoten über OBAMAS Reise nach Amsterdam, wo er wohl Tulpenfelder besucht hatte. Dabei fungierte Moderator Klaas als Stichwortgeber. Da ich wusste, dass Berlin nur eine weitere Station von OBAMAS Reise in mehrere europäische Städte sein würde, hatte ich bereits den Schweizer Tagesanzeiger gelesen, nachdem OBAMA in Zürich sein „Show“ gehalten hatte. So erfuhr ich den überwiegenden Inhalt des Gesprächs auf der Bühne der Mercedes-Benz Arena schon tags zuvor aus der Zeitung.

Auch die Mitwirkung von KLAAS HEUFER-UMLAUF war kein Zufall (war auch in Amsterdam und Zürich dabei). Die Reise von OBAMA soll der Fernsehsender SAT1/ PRO7 gesponsert haben und hatte sich dann entsprechend für seinen eigenen Moderator entschieden.
Dass der aber nicht wirklich das Format hat mit so einem Mann wie OBAMA auf der Bühne zu stehen stellte sich spätestens dann heraus, als KLAAS HEUFER-UMLAUF auf eine Bemerkung OBAMAS, er, HEUFER-UMLAUF, wäre ja ein „smarter“ Mann, antwortet: „Klar, ich bin ja auch ein Deutscher“…

OBAMA überging diese Peinlichkeit geschickt, indem er lieber von sich und seinem Leben als Präsident erzählte.

Journalisten-Badge für die Pressetribühne am 24. Juli 2008

Der mächtigste Mann der Welt zu sein wäre zwar aufregend, aber die Administration des Weißen Hauses in Washington ist dermaßen aufgebläht, dass Entscheidungen nur sehr langsam entstehen und immer wieder verändert werden.
Im Gegensatz zu vielen anderen Staatsmännern wäre er keinesfalls beratungsresistent, sondern hätte vielmehr seinen Beratern intensiv zugehört, um von so vielen unterschiedlichen Meinungen wie möglich zu profitieren. Es wäre sogar vorgekommen, dass er Personen im Raum befragte, die ganz hinten im Beratungszimmer in zweiter Reihe standen und dann ganz verwundert waren, dass sie auch mal gefragt wurden.

Die Demokratie ist in Gefahr

Eines der wichtigsten Ziele der heutigen Zeit sei es die Demokratie zu schützen und zu bewahren. Sie stehe unter ständigem Beschuss von vielen machthungrigen Autokraten, die nur an sich und nicht an das Volk dächten.
Der Liberalismus ist in ständiger Gefahr. So wie bei seinem Nachfolger Donald Trump oder wie auch bei dem Ungarischen Präsidenten Viktor Orban.

Dabei sei es wichtig eine konstruktive Streitkultur aufrecht zu halten.
Denn sie ist das Fundament unserer Demokratie.
Zum Problem aber wird das Streiten, wenn Du und Dein Gegenüber keine gemeinsame Basis des Streitens finden.
OBAMA sagte, wenn er hier über diesen Tisch reden wolle (und er zeigte auf einen kleinen Beistelltisch gleich neben sich auf der Bühne), der andere aber meine, dies wäre gar kein Tisch, sondern ein Elefant, dann wäre ein Gespräch überhaupt nicht möglich.
Politische Differenzen wären wichtig für die Demokratie, aber es wären auch „Rules of Disagree“ nötig.

BARACK OBAMA erzählte, dass er sich mittags mit dem gegenwärtigen Deutschen Kanzler Olaf Scholz getroffen und erst am Abend zuvor Ex-Kanzlerin Angela Merkel („a good friend“) gesehen habe. Selbst wenn sie aus unterschiedlichen Parteien kämen, hätten sie doch dieselben Werte.

Klimakrise

Über die Klimakrise zu seiner Zeit als Präsident erzählte OBAMA, dass bei seinem Amtsantritt eigentlich keiner im Weißen Haus eine Ahnung hatte, was die Klimakrise eigentlich bedeutet. Keiner war über dieses Thema auf dem Laufenden. Doch selbst wenn jeder Schritt zur Vermeidung von mehr CO2 Ausstoß schwierig sei, so wäre doch auch nur ein halbes Grad mehr oder weniger Erhöhung der Erdtemperatur entscheidend für Millionen von Menschen. Deshalb darf man nicht aufgeben, selbst wenn es auch manchmal aussichtslos erscheint.

KI – künstliche Intelligenz

Laut BARACK OBAMA gibt es bei all den Vorteilen auch große Nachteile betreffend der digitalen Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz.
Das größte Problem sind die sogenannten Deep Fakes, die über digitale Kanäle Fake News in die Welt streuen. Programme, wie ChatGbT können diese Fake News dann noch einmal verändern und variieren oder sogar ganz neu erfinden.
Dagegen können wir nur versuchen, gerade die junge Generation zu einem kritischen Denken zu erziehen.
Es ist für die Tik Tok Generation wichtig nicht alles sofort zu glauben, was man Ihnen auf Sozialen Medien präsentiert.
Notwendig ist kritisches Hinterfragen und zu versuchen auf verschiedenen digitalen Plattformen nach dem Wahrheitsgehalt von Informationen zu suchen. Besonders dann, wenn man seine Informationen nicht mehr aus den klassischen Medien und etablierten Nachrichtenportalen bekommt, sondern von obskuren Homepages, die mit Deep Fakes praktisch alles digital darstellen können.
Deshalb wird es auch unbedingt notwendig sein, in der Zukunft für diese neue AI (artificial intelligenz) Regeln aufzustellen.
Eine Möglichkeit wäre z.B. digitale Fingerprints von Informationen einzuführen, deren Ursprünge dann nachvollziehbar sind.

Globalisierung und Kapitalismus

Besonders in den 80er und 90er Jahren des letzten Jahrhunderts schritt die Globalisierung voran, indem Produktionen in Billiglohnländer verlagert wurden und damit die einheimischen Produktionsstätten in westlichen Industriestaaten zu Grunde gingen. Die Produkte wurden dadurch zwar immer billiger, aber Millionen Jobs gingen verloren. Da ging die Globalisierung eindeutig zu weit. Es nützt schließlich nichts, wenn man sich zwar einen billigen Fernseher leisten kann, aber leider keinen Job mehr hat…

Die Jugend

Am Schluss wurde BARACK OBAMA gefragt, was ihm denn Hoffnung machen würde.
Er sagte, die Jugend wäre sein Hoffnungsträger. Sehr viele junge Menschen würden sich in zahlreichen Initiativen engagieren, besonders, was den Klimaschutz anbelangt.
Das gäbe ihm große Zuversicht für die Zukunft.

Schon nach einer dreiviertel Stunde war Schluss. Aber ein vorgefertigtes Frage-Antwort-Spiel läßt halt weder Improvisationen noch ein engagiertes Gespräch zu.

Trotzdem gab es Jubelrufe und Standing Ovations.
Und wieder einmal muss man sich fragen, warum in den USA die Amtszeit eines Präsidenten auf nur 2 Amtsperioden beschränkt ist (übrigens erst seit Franklin Roosevelt, der drei Mal wiedergewählt wurde).
Barack Obama hätte auf jeden Fall eine weitere Amtszeit verdient.

Bilderserie mit 7 Fotos von der Rede an der Siegessäule am 24. Juli 2008 in Berlin (damals waren 200.000 Menschen gekommen, um ihn zu sehen):

Barack Obama an der Siegessäule in Berlin 2008. ph: Holger Jacobs

 

English text

 

Barack Obama in Berlin – homage to a great personality

 

By Holger Jacobs

01/29/2023

Seeing former US President Barack Obama live is always a highlight

It was only by chance that I learned a few days before that the 44th President of the United States would come to Berlin again.
And this time, too, I wanted to be there, just like I did when he gave his famous speech in front of the Victory Column in Berlin’s Tiergarten on July 24, 2008.

Barack Obama in front of 200.000 people at the Siegessäule in Berlin 2008:

Barack Obama am 24. Juli 2008 an der Siegessäule in Berlin, ph: Holger Jacobs

Unfortunately, the cheaper tickets were already taken, so I got a so-called VIP seat for 189 euros – with a separated entrance (art collector Christian Boros hurriedly passed me) and a separated security control.

Once inside, I found that the Mercedes-Benz Arena (almost up to 15,000 people in total) was well filled.
I intentionally missed the opening act with singer CASSANDRTA STEEN and violinist NIGEL KENNEDY.

At 8:30 p.m., as announced, BARACK OBAMA appeared on stage together with the moderator KLAAS HEUFER-UMLAUF (who moderates several talk and game shows on the TV channel PRO7 with JOKO WINTERSCHEIDT).

They started with a few anecdotes about OBAMA’s trip to Amsterdam, where he probably visited tulip fields.
Moderator Klaas acted as the keyword giver.
Knowing that Berlin would be just another stop on OBAMA’s journey to several European cities, I had already read the Swiss Tagesanzeiger after OBAMA held his „show“ in Zurich a couple of days ago.
So, the day before, I learned most of the content of the conversation on the stage of the Mercedes-Benz Arena from the Swiss newspaper.
The involvement of KLAAS HEUFER-UMLAUF was also no coincidence (was also present in Amsterdam and Zurich). The TV station SAT1/PRO7 is said to have sponsored OBAMA’s trip and accordingly decided on its own presenter.
The fact that KLASS HEUFER-UMLAUF doesn’t really have the ability to be on stage with a man like OBAMA became apparent at the latest when KLAAS HEUFER-UMLAUF replied to OBAMA’s remark that he, HEUFER-UMLAUF, would be a „smart“ man : „Of course, I’m a German“…
OBAMA skilfully ignored this embarrassment, preferring to talk about himself and his life as President.

Journalisten-Badge für die Pressetribühne am 24. Juli 2008

While it would be exciting to be the most powerful man in the world, the administration of the White House in Washington is so bloated that decisions are made very slowly and are constantly being changed.

In contrast to many other statesmen, he would by no means be resistant to advice, but rather would have listened closely to his advisors in order to benefit from as many different opinions as possible.
It would even have happened that he questioned people in the room who were standing in the second row at the back of the consultation room and were then quite surprised that they were also being asked.

Democracy is in danger

BARACK OBAMA said, that one of the most important goals of today is to protect and preserve democracy.
It is under constant attack from many power-hungry autocrats who think only of themselves and not of the people.
Liberalism is in constant danger.
Just like with his successor Donald Trump or Hungarian President Viktor Orban.
It is important to maintain a constructive culture of debate.
Because it is the bases of our democracy.

But arguing becomes a problem if you and your counterpart cannot find a common basis for arguing.
OBAMA said that if he wanted to talk about this table (and he pointed to a small side table right next to him on the stage), the other said that this wasn’t a table, but an elephant, then a conversation would not be possible at all.
Political differences would be important for democracy, but „Rules of Disagree“ would also be needed.

BARACK OBAMA said that he met the current German Chancellor Olaf Scholz the same day and only the evening before saw ex-Chancellor Angela Merkel (“a good friend”). Even if they came from different parties, he said, they still have the same values.

Climate Crisis

About the climate crisis during his time as president, OBAMA said that when he took office in 2009, nobody in the White House actually had any idea what the climate crisis actually meant.
No one was up to date on this subject.
But even if every step to avoid more CO2 emissions is difficult, even just half a degree more or less increase in the earth’s temperature would be decisive for millions of people.
That’s why you shouldn’t give up, even if it sometimes seems hopeless.

AI – artificial intelligence

According to BARACK OBAMA, with all the advantages of AI, there are also major disadvantages regarding the digital possibilities of artificial intelligence.
The biggest problem are the so-called deep fakes, which spread fake news around the world via digital channels.
Programs such as ChatGbT can then change and vary this fake news again or even reinvent it from scratch.

On the other hand, we can only try to educate the young generation in particular to think critically.
It is important for the Tik Tok generation not to immediately believe everything that is presented to them on social media.

Critical questioning and trying to search for the truthfulness of information on various digital platforms is necessary.
Especially when you no longer get your information from the classic media and established news portals, but from obscure homepages that can display practically everything digitally with deep fakes.
It will therefore also be absolutely necessary to draw up rules for this new AI (artificial intelligence) in the future.
One possibility would be, for example, to introduce digital fingerprints of information, the origin of which can then be traced.

Globalization and Capitalism

OBAMA said, that especially in the 80s and 90s of the last century, globalization progressed, as production was relocated to low-wage countries and the local production facilities in western industrialized countries perished.
This made products cheaper and cheaper, but millions of jobs were lost. Globalization clearly went too far.
After all, it’s no use if you can afford a cheap television but unfortunately no longer have a job…

The youth

At the end, BARACK OBAMA was asked what gave him hope.
He said youth was his hope. Many young people would get involved in numerous initiatives, especially in relation to climate protection.
That would give him great confidence for the future.

After three quarters of an hour the conversation was over.
But a ready-made question-and-answer game doesn’t allow for improvisation or an engaged conversation.

Nevertheless, there were cheers and standing ovations of the audience.
And once again one the question is why in the USA the term of office of a president is limited to only 2 terms (only since Franklin Roosevelt, who was re-elected three times).
Barack Obama definitely deserved another term.

Picture series for 7 photos of the speech at the Siegessäule in Berlin in 2008 (200.000 people came to see him):

Barack Obama an der Siegessäule in Berlin 2008. ph: Holger Jacobs

 

Author: Holger Jacobs

Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.

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