Bayreuther Festspiele – 2014 – „Siegfried“ und „Götterdämmerung“

 

Die Bayreuther Festspiele 2014 – „Siegfried“ und  „Götterdämmerung“

Text: Anna Müller

Fotos: Bayreuther Festspiele, Enrico Nawrath, Jörg Schulze

12.8.2014. Die Bayreuther Festspiele 2014 und besonders die Inszenierungen des Ring der Nibelungen schieden auch in diesem Jahr wieder die Geister. Wie Katharina Wagner (36) immer wieder betonte, „ gibt es keine allein gültige Wagner-Interpretation“, und damit wird sie sicher bis zum Ende Recht behalten. Bisher leitete sie zusammen mit Ihrer Halbschwester Eva Wagner-Pasqier (69) die Festspiele, ab nächstes Jahr wird sie alleinige Chefin über „den grünen Hügel“. Gerade verlängerte sie ihren Vertrag bis 2020. Im nächsten Jahr wird sie auch für die einzige Neuinszenierung verantwortlich sein, „Tristan und Isolde“.

Dass die alteingesessenen Bayreuther Wagner-Fans mit Inszenierungen, die von der Norm abweichen, selten zufrieden sind, dürfte schon im letzten Jahr bei der Premiere der Ring-Inszenierung von Frank Castorf klar geworden sein.

Auch in diesem Jahr war das Publikum sehr gespalten, Castorf und sein Dramaturg Patric Seibert sahen sich nach der letzten der vier Vorstellungen, „Götterdämmerung“, plötzlich nicht nur Buh-Rufen, sondern auch Standing Ovations gegenüberstehen.

Die Grenze zwischen Radikalität und Genius verwischt sehr schnell bei solch einer Inszenierung.

Einerseits wünscht sich das Publikum die Tradition zurück ins Festspielhaus, wie sie sie von Wagner kennen, am liebsten mit alleinigem Fokus auf die Musik.

Aber wären Sie wirklich zufrieden wenn es jedes Jahr so laufen würde?

Man hat doch das Gefühl dass im zweiten Jahr von Castorf’s Ring mehr Begeisterung und Annahme im Saal zu spüren ist.

Groß gefeiert wurde auch in diesem Jahr wieder der Dirigent Kirill Petrenko, der Publikumsstar versteckt im Orchestergraben, ein wahrer Künstler mit musikalischer Perfektion.

Besonders beeindruckend waren ebenfalls wieder die Dreh-Bühnenbilder von Aleksandar Denic, der bereits Restaurants, Theaterbühnen und Filme von Emir Kusturica ausstattete, in Kombination mit den Videoarbeiten der beiden Volksbühnen-geübten Kameramännern Andreas Deinert und Jens Crull. Da findet sich auf der großen Bühne alles wieder, vom 70er Jahre Feeling der Route 66, über eine Bühnenversion des Berliner Alexanderplatzes, bis hin zu zwielichtigen Ecken mit Dönerladen und türkischem Gemüsestand oder dem New York Stock Exchange. Immer ergänzt durch Detailaufnahmen und interessante Querbezüge zur Handlung auf der großen Leinwand, so dass es dem Publikum leicht gemacht wird, jede Emotion der Darsteller auf sich wirken zu lassen.

Die Inszenierung ist vielleicht nicht traditionell wagnerisch, aber spannend ist sie allemal, und der Missbrauch der Macht, hier mit dem schwarzen Gold und den Petrodollars als Metapher, wurde selten so klar auf die Bühne gebracht.

Alles in allem ein Spektakel „made by Castorf“. Laut, knallig und radikal. „Wer Castorf engagiert, kriegt auch Castorf“ sagt Katharina Wagner bei den Bayreuther Festspielen. Und behält damit Recht.

Nächste Vorstellungen von „Siegfried“ am 13. + 25. August 2014 um 16.00 Uhr, und von der „Götterdämmerung“ am 15. + 27. August 2014 um 16.00 Uhr

Wer den „Tannhäuser“  bei den Bayreuther Festspiele 2014 nicht sehen konnte, kann ihn im Kino erleben, diese Woche um 16.00 Uhr im Kino Titania in der Gutsmuthstr. 27 in 12163 Berlin.

Author: Anna Müller

Literaturstudentin auf der Europa Universität Viadrina in Frankfurt/ Oder

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