Die Zukunft der Volksbühne mit Chris Dercon
Von Holger Jacobs
21.12.2016
Liebe Kulturfreunde,
in einem Interview mit dem Tagesspiegel hat der zukünftige Intendant an der Volksbühne Berlin, Chris Dercon, zum ersten Mal seine genaueren Pläne für die Eröffnung der Saison 2017/2018 zur Kenntnis gebracht.
Zunächst stellte er seine zukünftige Mitarbeiterin, Marietta Piekenbrock (bisher Jahrhunderthalle Bochum),vor, die ihn tatkräftig unterstützen soll. Denn Chris Dercon wird viel auf Reisen sein, gilt es doch, ein völlig neues Team der Volksbühne für die Zukunft zusammen zu stellen. Und was aus dem bisherigen Ensemble wird bleibt unklar. Im Interview drückte sich Dercon sibyllinisch aus: Es würde, ähnlich wie bei Frank Castorf, für jede Produktion ein eigenes Team zusammengestellt.
Das sind die Pläne:
Beginn im September 2017 im ehemaligen Flughafen Tempelhof als weiteren Aufführungsort neben der eigentlichen Volksbühne. Der Choreograph Boris Charmatz wird dort eine Performance bieten, die 2 Wochen lang Tag und Nacht zu sehen sein wird. Ähnliches hat dieser wohl auch schon in der Tate Modern in London gezeigt (klar, Dercon war dort Direktor).
In einem noch zu bauenden Amphitheater, ebenfalls auf dem Gelände des ehemaligen Flughafen Tempelhof, soll der Syrer Mohammed al Attar sein Stück „Iphigenie in Aulis“ mit 40 syrischen Frauen aufführen.
Im Oktober geht’s dann endlich in der Volksbühne selber los mit Stücken von Samuel Beckett und Susanne Kennedy. Kennedy ist eine 39-jährige hoch gelobte deutsche Theaterregisseurin, die mit ihren Inszenierungen an den Münchner Kammerspielen schon zwei Mal zum Theatertreffen nach Berlin eingeladen war (2014 + 2015). Sie soll auch künstlerische Leiterin der Volksbühne werden. In Berlin hatte Kennedy zuletzt 2015 einen „Orfeo“ Abend im Martin-Gropius-Bau inszeniert.
Weiterhin wird die dänische Choreographin Mette Ingvartsen dabei sein, die 2015 eine provokante Performance als Sextherapeutin in „69 Positions“ zeigte. Sie ist zurzeit ‚Choreographer in Residence‘ im KAAITHEATER in Brüssel.
Dann kommen der niederländer Johan Simons, der bis 2015 Intendant der Münchner Kammerspiele war und zurzeit die Ruhrtriennale in Essen leitet.
Ebenfalls dabei sein wird der 93-jährige Franzose Claude Régy, der, wie die französische Presse sagt „Au soir de sa vie de metteur-en-scène“ ist. Er hat ein entsprechend langes Leben als Theatermann hinter sich und viel zuletzt mit der Inszenierung von „4.48 Psychose“ von Sarah Kane am Théatre Bouffes du Nord in Paris auf, in der Titelrolle mit Filmstar Isabelle Huppert.
Und es fielen die Namen des katalanischen Regisseures Albert Serra und Apichatpong Weerasethakul aus Thailand. Pläne hierzu noch unbekannt.
Man mag über Chris Dercon denken was man will, doch langweilig wird seine Intendanz wohl nicht. Zumindest nach dem, was er sich (bisher noch theoretisch) vorgenommen hat.
Wir sind gespannt!
Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz
Linienstraße 227
10178 Berlin
Author: Holger Jacobs
Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
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Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.