Eröffnung der Berlinale mit dem Film „She came to me“
Von Holger Jacobs
24.02.2023
Berauschende Kleider und viele Promis bei der Eröffnung der 73. Internationalen Filmfestspiele von Berlin
Gleich am ersten Tag strahlte das Festival mit allem, was es zu bieten hatte: Berühmte Schauspieler, interessante Filme und attraktives Premierenpublikum in ausgefallenen Roben.
Auf dem Roten Teppich versammelten sich (gefühlt) die gesamte Deutsche Filmbranche, von Darsteller*innen, Produzent*innen, Drehbuchautoren bis Casting-Agenten und drei Weltstars:
– ANNE HATHAWAY („Der Teufel trägt Prada“) in einem durchsichtigen Abendkleid von Valentino,
– KRISTEN STEWART („Twilight“) als Jury-Präsidentin in einer Haute-Couture Robe von Chanel und
– PETER DINKLAGE („Games of Thrones“) in einem klassischen schwarzen Anzug.
Kleidungstechnisch konnten sich aber auch die Gäste aus unserem eigenen Land sehen lassen, allen voran Schauspielerin EMILIA SCHÜLE („Kudamm 56“) und Model TONI GARRN, beide in Giorgio Armani, sowie die Schauspielerin LEA VAN ACKEN („Das Tagebuch der Anne Frank“) in Miu Miu.
Ebenfalls sehr gut gefiel mir die anschließende Eröffnung im Berlinale Palast mit den Moderatoren HADNET TESFAI (Fernsehmoderatorin beim SWR) und JO SCHÜCK (Fernsehmoderator beim ZDF), die nicht so hibbelig und peinlich, wie einst Anke Engelke, durch den Abend führten. Auch die Mischung zwischen Deutscher und Englischer Sprache, ein Muss heute bei internationalen Veranstaltungen, klappte besser.
Gleich am Anfang durfte Ukraines Präsident WOLODYMYR SELENSKYI per Videoschalte eine Ansprache halten, in der er die Bedeutung von Kunst als Meinungsmacher hervorhob.
Nachdem dann alle Jury-Mitglieder vorgestellt waren, darunter natürlich die zauberhafte Jury-Präsidentin KRISTEN STEWART (mit 32 Jahren jüngste Präsident*in der Geschichte der Berlinale) konnte es losgehen – mit dem Eröffnungsfilm „She came to me“.
„She Came to Me“
Die Regisseurin und Autorin von „She came to me“, Rebecca Miller, ist die Tochter des berühmten amerikanischen Schriftstellers ARTHUR MILLER und hat mittlerweile selbst eine beachtliche Karriere hingelegt. Ihr bekanntester Film ist sicher „The Private Lives of Pippa Lee“, den sie nach ihrem eigenen Roman 2008 verfilmte. Der Film wurde auf der Berlinale 2009 gezeigt. Seit 1997 ist sie mit dem englischen Schauspieler und viermaligen Oscar Gewinner Daniel Day-Lewis verheiratet.
In „She came to me“ erzählt REBECCA MILLER (Regie + Drehbuch) die Geschichte des New Yorker Opernkomponisten Steven (PETER DINKLAGE), der gerade an einer neuen Auftragsoper schreibt, aber eine Schreibblockade hat. Verheiratet ist Steven mit Patricia (ANNE HATHAWAY), seiner ehemaligen Therapeutin. Als er eines Tages trotz Bemühungen wieder keine Inspiration verspürt, schickt Patricia ihn mit dem Hund Gassi gehen. Bei diesem ausgedehnten Spaziergang landet er bei den Quais im Hafen von Brooklyn und kehrt dort in eine Schiffer-Kneipe ein. Am Tresen lernt er die lebenslustige Schlepperkapitänin Katrina (MARISA TOMEI) kennen, die ihn auf sein Boot mitnimmt und dort verführt.
Wieder zu Hause, schreibt Steven genau diese Geschichte als Opernwerk, mit dem erfundeben Zusatz, dass die Verführerin nach dem Geschlechtsakt ihre zahlreichen Liebhaber abschlachtet, ganz wie eine schwarze Witwe. Die Oper wird ein riesiger Erfolg. Steven hat nach dem One-Night-Stand Katrina nie mehr wieder gesehen. Als die Schlepperkapitänin aber davon Wind bekommt, dass die Geschichte ihres Nachmittagsflirts ein riesiger Erfolg geworden ist, steht sie eines Tages vor seiner Tür.
Klar ist: PETER DINKLAGE ist einfach ein herausragender Schauspieler, ob kleinwüchsig oder nicht. Seinen traurigen, durchdringenden Blick und seinen trockenen Humor, den er selbst kaum zu bemerken scheint, hatte er bereits erfolgreich in der US-Fernsehserie „Games of Thrones“ eingesetzt.
Hier in „She came to me“ ist alles eine Spur leichter, dennoch gibt er dieser Komödie den Tiefgang, ohne den die ganze Geschichte nur eine Farce wäre.
ANNE HATAWAY spielt eine typische New Yorkerin mit allerlei Neurosen (Woody Allen lässt grüßen), hat aber wie immer denselben liebevollen Charme.
Bei der Pressekonferenz war ANNE HATHEWAY dann auch genauso, wie wir sie aus ihren zahlreichen Filmen kennen: humorvoll, charmant und geistreich mit einem erfrischenden Lachen. Eigentlich möchte man sie gleich umarmen.
Fazit: Insgesamt ist „She Came to Me“ kein großes Werk, aber für eine heitere Zerstreuung am Abend mit anschließendem genussvollen Dinner ist dieser Film genau das Richtige.
Mein Video der Pressekonferenz „She Came to Me“ mit Anne Hathaway und Peter Dinklage:
Author: Holger Jacobs
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Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.