Eröffnung der James-Simon-Galerie in Berlin

James-Simon-Galerie © Holger Jacobs/ kultur24.berlin

Eröffnung der James-Simon-Galerie in Berlin

 

Von Holger Jacobs

14.07.2019

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Mit der Eröffnung der James-Simon-Galerie an diesem Wochenende scheint die Sanierung der Museumsinsel 74 Jahre nach dem 2. Weltkrieg vorerst abgeschlossen.

Die Museumsinsel

Die Geschichte der Museumsinsel, die 1841 mit der Eröffnung der Alten Nationalgalerie von Friedrich August Stüler begann und nun 2019 zu ihrer vorläufigen Vollendung findet, ist spannend wie ein Historienroman.
Ursprünglich war die Spreeinsel ein Warenumschlagplatz, wo sich am Ufer Kräne befanden, die die Waren aus den Kähnen zogen und Häuser, in denen die Waren gelagert wurden. Name des Geländes: Packhof.
Ähnlich wie in der Hamburger Speicherstadt gab es hier auch ein Zollamt, in dem die Güter verzollt werden mussten.
Wenige Jahre vorher, 1830, wurde das von Karl Friedrich Schinkel geplante Alte Museum eröffnet, welches in Sichtweite des Berliner Schlosses lag.

Museumsinsel mit Bode Museum (früher Kaiser Wilhelm Museum) cc ThomasWolf

Doch schon bald wurde das Alte Museum für die vielen Kunstwerke zu klein, so dass der 1840 gekrönte König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen den Bau eines neuen Museums (die heutige Alte Nationalgalerie, Architekt Friedrich August Stüler, eröffnet 1843) auf der Museumsinsel beschloss und zusätzlich verfügte, dass auch der Rest der Spreeinsel zukünftig der Kunst und der Wissenschaft dienen sollte. Der Packhof wurde sukzessive aufgegeben. Dort, wo gestern die neue James-Simon-Galerie eröffnet wurde, stand bis 1938 das letzte Gebäude des Packhofes.

Hier eingekreist die Stelle, an der jetzt die James-Simon-Galerie steht, Foto: Meßbildarchiv von 1919

Bis Anfang des 20. Jahrhunderts kamen immer neue Museumsbauten auf der Spreeinsel hinzu.
Das Neue Museum (Architekt Friedrich August Stüler) wurde 1855 eröffnet,  das Bode Museum (Architekt Ernst von Ihne) wurde 1904 eröffnet und das Pergamonmuseum (Architekt Alfred Messel) wurde, bedingt durch den 1. Weltkrieg, erst 1930 fertig gestellt.
Mit der Eröffnung der James-Simon-Galerie 2019 ist die Museumsinsel nach 180 Jahren vollendet. Der letzte Bau soll als zentraler Eingang zu allen Museen der Museumsinsel dienen, ähnlich wie die berühmte Glaspyramide von Architekt Ming Pei als Eingang zum Louvre in Paris genutzt wird.

Hier unsere Bilderserie mit 13 Fotos vom Publikumstag  zur Eröffnung der James-Simon-Galerie:

Eröffnung der James-Simon-Galerie für das Publikum am 13.07.2019 © Holger Jacobs| kultur24.berlin

James Simon

Kaum einer kannte bisher diesen wohl wichtigsten und größten Kunstmäzen Berlins. Bis gestern das zentrale Eingangsgebäude der Museumsinsel unter seinem Namen eröffnet wurde.

Wer war also James Henry Simon (*1851 – †1932)?
Als Sohn jüdischer Eltern in Berlin geboren ging er in das Baumwollgeschäft seiner Eltern und wurde dadurch eines der reichsten Männer in der Kaiserzeit.

Doch James Simon begnügte sich nicht mit Geldverdienen. Schon früh begann er Kunst zu sammeln, erwarb bereits im Alter von 34 seinen ersten Rembrandt. Viele tausend Werke sollten noch folgen. Beratend zur Seite stand ihm beim Aufbau der Sammlung Wilhelm von Bode, dem späteren Leister des Kaiser Wilhelm Museums, dem heutigen Bode Museum.
Ab dem Jahr 1904, zur Eröffnung des Kaiser Wilhelm Museums, schenkte James Simon große Teile seiner Sammlung dem Museum.

James Henry Simon, 1895, anonym

Ein zweites Steckenpferd von James Simon war die Archäologie. Er finanzierte wichtige Ausgrabungen in Ägypten und im ehemaligen Gebiet der Stadt Babylon. Sein größter Erfolg hatte er dabei 1911: Bei den Ausgrabungen im ägyptischen Tell el-Amarna fand man die aus Kalkstein bestehende Büste der Nofretete, der Frau des Pharao Echnaton (um 1340 v.Chr.).  Diese Büste war außerordentlich gut erhalten, besonders die Farben waren fast unverändert geblieben.
James Simon schenkte auch dieses Prachtwerk 1920 den Berliner Museen, heute Glanzstück des Neuen Museums.

die Büste der Nofretete im Neuen Museum Berlin cc Philip Pikart

Der dritte Schwerpunkt im Leben von James Simon lag in seinem sozialen Engagement. Besonders Kinder aus armen Verhältnissen ermöglichte er Ferienaufenthalte an der Ostsee, ließ Volksbäder und Krankenhäuser für die sozial Schwachen errichten. Wie groß sein Engagement tatsächlich war, ist bis heute nicht belegt, denn er vermied es seine Unterstützungen öffentlich zu machen. Von den meisten Wohltaten werden wir nie erfahren.
Um diesen großen Mäzenen und Wohltäter zu ehren und seinen Namen wieder in Erinnerung zu bringen wurde beschlossen, den neuen Zentraleingang der Museumsinsel nach ihm zu benennen.

Hier unsere Bilderserie mit 8 Fotos der James-Simon-Galerie:

James-Simon-Galerie © Holger Jacobs/ kultur24.berlin

Die James-Simon-Galerie

Schon kurze Zeit nach dem 2. Weltkrieg begann die DDR Regierung (die Museumsinsel lag in der sowjetischen Zone) mit dem Wiederaufbau der durch Bomben teilweise zerstörten Museen auf der Spreeinsel. Und bereits ab Mitte der 60er Jahre wurde auch die Idee eines zentralen Eingangs für alle Institutionen geboren. Hierzu sollte das sogenannte Neue Museum dienen, welches noch bis zuletzt unrenoviert geblieben war. Die aus dem Bombenhagel zurückgelassenen Ruinen des Museums sollten dazu teilweise abgetragen werden.

Doch 1989 kam die Wende und alle Pläne der alten DDR Regierung wurden zunächst auf Eis gelegt.
Im Jahre 1992 beschloss dann der Stiftungsrat der neugegründeten Stiftung Preußischer Kulturbesitz (zu dem jetzt alle staatlichen Museen aus Ost- und West- Berlin gehören) das Neue Museum so weit wie möglich wiederherzustellen und zusätzlich einen zentralen Eingangsbereich für alle Museen zu schaffen.

Es kam zu einem Architekturwettbewerb, bei dem zuletzt zwei Architekturbüros in die engere Auswahl kamen: Frank O. Gehry und David Chipperfield. Letzterer gewann.
Als erstes wurde das Neue Museum komplett saniert, indem David Chipperfield die alten Ruinen mit neuen Betonelementen verband und dadurch eine weitestgehende Erhaltung des Neuen Museums erzielte. Die Eröffnung wurde 2009 mit einer Performance der Tanzkompanie Sasha Waltz & Guests gefeiert.
Spatenstich für die James-Simon-Galerie war 2013, die Eröffnung wurde am 12. Juli 2019 im Beisein von Bundeskanzlerin Angela Merkel gefeiert.

Eröffnung der James-Simon-Galerie am 12.07.2019 in Anwesenheit von Angela Merkel und Architekt David Chipperfield (2. von links)

Die James-Simon-Galerie dient zukünftig als zentraler Einlass zum Pergamonmuseum, zum Neuen Museum, zum Alten Museum und zum Bode Museum.
Der Zugang zur James-Simon-Galerie ist kostenlos, eine große Terrasse ist ganztägig geöffnet und beinhaltet ein Café und Restaurant. Zusätzlich gibt es im Untergeschoss ein Auditorium und einen Kunstraum für temporäre Ausstellungen.

James-Simon-Galerie
Museumsinsel
Bodestraße
10178 Berlin
Eintritt frei
Öffnungszeiten: Mo – So 9.30 – 18.30 Uhr, Do – 20.30 Uhr
Café und Restaurant:  Mo – So 9.30 – 23 Uhr

Hier unsere Bildergalerie mit 6 Fotos der James-Simon-Galerie:

James-Simon-Galerie, Foto: Ute Zscharnt/ Chipperfield

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(pictures above)

Opening of the James-Simon-Gallery in Berlin
By Holger Jacobs
07/14/2019
With the opening of the James Simon Gallery this weekend, the restoration of the Museum Island 74 years after the Second World War seems completed.

The Museum Island
The history of the Museum Island, which began in 1841 with the opening of the Alte Nationalgalerie (architect Friedrich August Stüler) and now finds its completion in 2019, is as exciting as a historical novel.
Originally, the Spree island was a goods handling center, where on the banks were cranes that pulled the goods from the barges and with houses in which the goods were stored. Name of the site: Packhof.
Similar to the Hamburg Speicherstadt, there was also a customs office where the goods had to be cleared.
In 1830, the Alte Museum (architect Karl Friedrich Schinkel) was opened, which was close to the Berliner Schloss.
But soon the Alte Museum became too small for the many works of art, so that the King Frederick William IV of Prussia, who was crowned in 1840, decided to build a new museum (the Alte Nationalgalerie, architect Friedrich August Stüler, opened in 1843) on the Spree Island and decreed that the rest of this island should also serve to the arts and science in the future. The Packhof was abandoned gradually. The last building of the Packhof (destroyed in 1938) stand exactly at this point where the new James Simon Gallery was opened yesterday.
Until the beginning of the 20th century, more and more new museum buildings were added to the Museum Island. The New Museum (architect Friedrich August Stüler) was opened in 1855, the Bode Museum (architect Ernst von Ihne) was opened in 1904 and the Pergamonmuseum (architect Alfred Messel) was completed quite late in 1930, due to the First World War. With the opening of the James Simon Gallery 2019, the Museum Island is completed after 180 years. The last building is supposed to serve as a central entrance to all museums on Museum Island, much like the famous glass pyramid by architect Ming Pei in Paris which is used as the entrance to the Louvre.

James Simon
Hardly anyone knew so far this probably most important and largest art patron of Berlin.
Until yesterday when the central entrance building of the Museum Island was named JAMES-SIMON-GALERIE.
So who was James Henry Simon (* 1851 – † 1932)?
Born as a son of Jewish parents in Berlin, he went into the cotton business of his parents and became one of the richest men in the imperial era.
But James Simon was not content with only making money.
He started collecting art at an early age, buying his first Rembrandt at the age of 34. Many thousands of works should follow. He was assisted in setting up the collection by Wilhelm von Bode, who later became director of the Kaiser Wilhelm Museum, today’s Bode Museum.
From the year 1904, when the Kaiser Wilhelm Museum opened, James Simon donated large parts of his collection to the museum.
A second passion of James Simon was archeology.
He financed important excavations in Egypt and in the former territory of the city of Babylon. His greatest success came in 1911: The excavations in Tell el-Amarna in Egypt revealed the bust of Nefertiti (Nofretete), the wife of Pharaoh Akhenaten (Echnaton, circa 1340 BC). This bust was extremely well preserved, especially the colors were preserved almost unchanged. James Simon donated this splendid work to Berlin’s museums in 1920, today the highlight of the Neues Museum.
The third focus in the life of James Simon was his social commitment. He financed holidays on the Baltic Sea for children from poor backgrounds, he built public baths and hospitals for the socially weak. How great his commitment actually was, is not proven until today, because he avoided making his social engagements public. We will never know most of his benefit works.
To honor this great patron and benefactor and to bring his name back to memory, it was decided to name the new central entrance of Museum Island after him.

The James Simon Gallery
Shortly after the Second World War, the GDR government (the Museum Island was in the Soviet zone) began with the reconstruction of the partially by bombs destroyed island. And as early as the mid-sixties, the idea of ​​a central entrance for all institutions was born. For this purpose, the so-called New Museum should serve, which had remained unrenovated until the last. The ruins of the museum left behind from the bombing should be partially removed.
But 1989 came the turn (Fall of the Berlin Wall) and all plans of the old GDR government were first put on ice.
In 1992, the Foundation Council of the newly founded Prussian Cultural Heritage Foundation (which now includes all state museums in East and West Berlin) decided to restore the New Museum as far as possible and to create a central entrance area for all museums.
The result was an architectural competition in which two architects‘ offices were shortlisted: Frank O. Gehry and David Chipperfield. The second won.
First, the New Museum was completely renovated by Chipperfield. He combined the old ruins with new concrete elements and thus achieved the widest possible preservation of the New Museum. The opening was celebrated in 2009 with a performance by the dance company Sasha Waltz & Guests.
The groundbreaking ceremony for the James Simon Gallery took place in 2013 and the opening ceremony was celebrated on July 12, 2019, in the presence of German Chancellor Angela Merkel. Cost: 134 Million Euros.
The James Simon Gallery serves as a central entrance to the Pergamon Museum, to the Neues Museum, to the Altes Museum and to the Bode Museum.
Access to the James Simon Gallery is free, a public terrace is open all day and includes a cafe and restaurant.
In addition, there is an auditorium and an art space for temporary exhibitions in the basement.
James-Simon-Galerie
Museum Island
Bodestraße
10178 Berlin
Opening hours: Mon – Sun 9.30am – 6.30pm, Thu – 8.30pm
Café and Restaurant: Mon – Sun 9.30am – 11pm

Author: Holger Jacobs

Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.

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