„Extension du domaine de la lutte – Ausweitung der Kampfzone“ in der Neuen Nationalgalerie

26.8.2014. Wer einmal wirklich herausragende zeitgenössische Kunst in Berlin sehen möchte, der sollte sich unbedingt die Ausstellung „Ausweitung der Kampfzone“ in der Neuen Nationalgalerie ansehen. Sie zeigt das Beste, was die Sammlung des Museums zu bieten hat, mit Arbeiten von 1968 bis zum Jahr 2000. Sie ist der dritte Teil einer Trilogie, in der die Neue Nationalgalerie noch ein letztes Mal seine großartigen Werke zeigen will, bevor Sie zum Ende des Jahres 2014 für eine mehrjährige Renovierung und Erweiterung schließen wird. Der wunderbare Museumsbau von Mies van der Rohe, 1968 fertiggestellt, muss sich nach 46 Jahren einer Generalüberholung unterziehen. Das Haus soll spätestens 2018 neu eröffnet werden.

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Artwork by Gerhard Richter, „Atelier“, 1985, Öl auf Leinwand

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Artwork by Sigmar Polke, „Aufschwung Ost“, 1991, Kunstharzlack auf Polyester Gewebe

 

Der Titel der letzten Ausstellung der „alten“ Neuen Nationalgalerie ist dem Titel des Romans des französischen Autoren Michel Houellebeq entnommen: „Extension du domaine de la lutte“. Das Buch, 1994 erschienen, ist in 20 Sprachen übersetzt und begründete den großen Erfolg des Schriftstellers. In ihm wird beschrieben, wie der Erzähler einen anderen Mann zum Mord anstiftet als Konsequenz aus dem Kampf um Erfolg und Anerkennung. Wie findet sich diese Erweiterung des Kampfes auf verschiedenen Ebenen in der Kunst wieder? Warum wurde es zum Titel einer Kunstausstellung?

 

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Wolfgang Tillmans, „Soldiers – Ninties“, 1999, Fotokopien und Tintenstrahldrucker, Leihgabe der Friedrich Christian Flick Sammlung

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Wolfgang Tillmans, „Soldiers – Ninties“, Fotokopien und Tintenstrahldrucker, verschiedene Formate, 55 Teile

 

Die Ausstellung will zeigen, wie der Künstler in der heutigen Zeit ebenfalls an mehreren Fronten „in den Kampf“ zieht: Es ist sowohl der Kampf mit sich selbst und der Arbeit im Atelier wie auch die Auseinandersetzung mit den politischen und gesellschaftlichen Dingen die ihn umgeben. Während für hiesige Künstler die Kampfzone die Aufarbeitung der deutschen Vergangenheit war (Immendorf, Kiefer, Baselitz, Beuys), war es für die Kreativen auf der anderen Seite des großen Teichs in den 50er und 60er Jahren mehr die Auseinandersetzung mit der Konsumgesellschaft. Neue politische Strömungen verlangten nach neuen malerischen und photographischen Techniken, hier wie dort. Die „Ausweitung der Kampfzone“ erfolgte demnach sowohl auf intellektueller wie auch auf technischer Ebene.

Neue Nationalgalerie Öffnungszeiten täglich außer Mo 10-18 Uhr, Do bis 20 Uhr

Author: Holger Jacobs

Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.

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