Heiner Müller – Erich Wonder – „Theater ist schön“
Von Holger Jacobs
16.01.2022
Eine Ausstellung zu Ehren der beiden berühmten Theatermacher Erich Wonder und Heiner Müller in der Akademie der Künste Berlin
Jeder, der nur irgendwie ein Fan von Bühne und Theater ist kennt den Namen Heiner Müller.
Er zählt zu den bedeutendsten Dramatikern des deutschsprachigen Raums nach dem 2. Weltkrieg.
Er verstarb viel zu früh im Alter von 64 Jahren am 30. Dezember 1995.
Sein Grab ist auf dem Dorotheenstädter Friedhof an der Chausseestraße 126 in Berlin-Mitte zu finden, auf dem auch viele weitere Berühmtheiten liegen, wie zum Beispiel Bertolt Brecht, Helene Weigel, Wolfgang Langhoff, Hans Eisler, TV-Moderator Günter Gaus, die Politiker Johannes Rau und Egon Bahr, sowie die Schauspieler Otto Sander und Bernhard Minetti.
Heiner Müller gilt neben Thomas Brasch, Thomas Bernhard, Botho Strauss, Bertolt Brecht, Friedrich Dürrenmatt und Max Frisch (dessen Roman „Mein Name sei Gantenbein“ von 1964 gerade im Berliner Ensemble mit dem Film- und Fernsehschauspieler Matthias Brandt in einer Inszenierung von Intendant Oliver Reese zur Aufführung kommt) zu den wichtigsten deutschen Autoren des 20. Jahrhunderts.
Seine Stücke und auch sein Leben waren geprägt von dem ständigen Kampf mit der Obrigkeit der DDR, in dessen Staat er aber unbedingt leben wollte. Als wäre die Reibung mit dem politischen System sein Lebenselixier gewesen.
Entsprechend waren Heiner Müllers Bühnenstücke immer politisch – bezogen auf ganz persönliche Schicksale.
Wie bei „Mauser“ (1970), in dem ein russischer Henker wegen seiner Lust am Töten zum Tode verurteilt wird.
In „Zement“ zerbricht ein Arbeiter an den eigenen Ansprüchen der Planwirtschaft, oder wie in „Hamletmaschine (1988), bei dem Müller den tragischen Helden nicht mehr nur als zaudernden König, sondern auch als sein eigener Schauspieler und als seinen eigenen Autoren auftreten lässt, aufgespalten in verschiedene Extreme politischer Machtstrukturen.
In Müllers Stücken gibt es häufig mehrere Ebenen und vielschichtige Figuren, die die Situation in der Post-Stalinistischen Welt darstellt, in der gut gemeinte kommunistische Ideale auf die brutale Realität eines Terrorstaates trifft.
Im Jahre 1977 war Heiner Müller zu Gast am Schauspielhaus in Frankfurt am Main (Müller durfte zu Mauerzeiten und der Trennung beider deutschen Staaten auf Grund seiner Bekanntheit auch nach Westdeutschland reisen) und begegnete dort dem österreichischen Bühnenbildner Erich Wonder.
Die gegenseitige Sympathie mündete in vier gemeinsamen Produktionen:
„DER AUFTRAG“, 1982 (Schauspielhaus Bochum)
„DER LOHNDRÜCKER“, 1988, (Deutsches Theater Berlin)
„HAMLET/ MASCHINE“ – eine achtstündige Inszenierung mit einer Zusammenfügung des Textes von Shakespeare und dem Stück „Hamletmaschine“ von Heiner Müller, 1988 (Deutsches Theater Berlin
„TRISTAN UND ISOLDE“, 1993 (Bayreuther Festspiele)
Die Ausstellung in der Akademie der Künste am Pariser Platz macht die gemeinsamen Arbeitsprozesse von Heiner Müller und Erich Wonder in diesen vier Produktionen deutlich.
Es werden sowohl großformatige Aquarelle von Wonder, wie auch Texte von Müller, Fotos von Sibylle Bergmann und Original-Kleider von Yoshi Yamamoto („Tristan und Isolde“) gezeigt. Hinzu kommen Filmausschnitte von Aufzeichnungen der vier Inszenierungen.
Was ich vermisst habe sind Architekturmodelle von den Bühnenbildern, die eigentlich bei jeder Produktion angefertigt werden, um sich die Räumlichkeiten besser vorstellen zu können.
Fazit:
Eine Interessante Ausstellung für alle, die sich für Theater interessieren.
Und natürlich für die vielen Freunde der dramatischen Kunst eines Heiner Müllers.
„Erich Wonder – T/Raumbilder für Heiner Müller“
16. Januar – 13. März 2022
Akademie der Künste
Pariser Platz 4
10117 Berlin
Di – So 11 – 19 Uhr
Bilderserie mit 18 Fotos der Ausstellung (u.a. Szenen aus „Hamlet Maschine“ und „Tristan und Isolde“):
Author: Holger Jacobs
Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.