Inside Staatsballett Berlin – Danielle Muir
Von Danielle Muir
30.05.2019
Die Entwicklung der Choreographie von „Half Life“ aus der Sicht einer Tänzerin
Als Mitglied des Staatsballetts von Berlin bin ich es gewohnt, in jeder Spielzeit mehrere Produktionen zu lernen und aufzuführen.
In dieser Saison 2018/ 2019 war eine dieser Produktionen ‚Half Life‘, ein zeitgenössisches Stück, das von der Sharon Eyal nach Musik von Ori Lichtik choreografiert wurde.
Wir hatten im August letzten Jahres angefangen das Stück zu lernen, und es wurde im September 2018 an der Komischen Oper uraufgeführt.
Die Proben wurden von Rebecca Hytting, einer Tänzerin, die mit Sharon Eyal zusammenarbeitet, einstudiert. Der Prozess begann damit, dass Rebecca uns einige Phrasen der Choreografie beibrachte, die in dem Stück vorkommen würden. Wir haben jeden Tag von 11.30 bis 18.00 Uhr intensiv an der Bewegung und dem Stil gearbeitet. Während der gesamten Probenzeit haben wir nach und nach die Struktur von ‚Half Life‘ zusammengesetzt. Jedem Tänzer wurde seine Rolle zugewiesen. Obwohl jeder von uns seine eigene spezifische Rolle hat, ist aber das Besondere an dem Stück, dass es sich so anfühlt, als ob wir alle ein Körper sind, der sich zusammen bewegt, atmet und tanzt.
Meine Rolle in der Mitte der Gruppe ist der Motor, der die Gruppe am Laufen hält, oder das Herz, das ständig pumpt und diesen Körper am Leben erhält. Diese Analogie funktioniert so gut, weil wir uns alle ständig bewegen, wie Blut, das durch den menschlichen Körper fließt.
Hier einige persönliche Fotos von mir:
Eines der Dinge, die ‚Half Life‘ besonders herausfordernd macht, ist die mentale Konzentration.
Wir müssen die ganze Zeit in unseren Köpfen zählen. Wenn wir zu irgendeinem Zeitpunkt den Takt verlieren, kann es leicht passieren, dass wirunseren Platz in der Choreografie zu verlieren. Wenn dies geschieht, kann die Gruppe leicht auseinanderfallen. Aber im Laufe des Monats, den wir mit dem Proben verbrachten, wurden wir allmählich sicherer mit der Choreografie und dem Takt und wir wurden eins.
Die Art der Bewegung, die in ‚Half Life‘ zu sehen ist, ist wirklich einzigartig und beinhaltet einen völlig anderen Gedanken- und Gefühlsprozess im Körper als alles, was ich zuvor getanzt habe.
Es ist kein klassisches oder neoklassisches Stück, bei dem es darum geht, dem Publikum etwas zu zeigen. Es geht um etwas, das sich im eigenen Körper abspielt. Es geht um subtile Bewegungen, die von einem viel tieferen Ort kommen. Während des Probenprozesses wurden uns Beispiele gegeben, die uns das Finden der richtigen Körperlichkeit erleichtern sollte.
Eines dieser Metaphern, die ich besonders mochte, war die Vorstellung, dass in meinem Körper eine Energie lebt, die versucht zu entkommen, ich aber versuche sie zurückzuhalten.
Es geht um so viel mehr als nur darum, Knochen und Muskeln zu bewegen, um Positionen zu zeigen. Es geht darum zu versuchen, jede noch so kleine Faser unter der Haut zu bewegen.
„Half Life“ hat eine einzigartige und besondere Qualität. Bewegung und Rhythmus in der Choreographie erscheinen wie ein Uhrwerk.
Ein paar Wochen vor der Premiere haben wir angefangen auf der Bühne zu proben.
Jedes Stück wird viel aufregender, sobald wir auf der richtigen Bühne der Oper stehen und ‚Half Life‘ war keine Ausnahme. Die Musik wirkt viel kraftvoller und die Lichter geben eine intensive und schöne Atmosphäre.
Als dann endlich die Premiere kam, passte alles zusammen.
Das Publikum hatte unsere Energie gespürt und ein nicht enden wollender Applaus erfüllte den Saal.
Seit der ersten Show haben wir es nun viele Male aufgeführt und es scheint nie langweilig oder repetitiv zu werden (was ironisch ist, wenn man bedenkt, dass es so viele repetitive Bewegungen im Stück gibt).
Ich empfinde ‚Half Life‘ als eine innere Reise, die in jeder Aufführung fortgeführt wird.
Für mich geht es in diesem Stück weniger darum, zu zeigen, was ich technisch kann, sondern vielmehr darum, meine eigene innere Welt zu erkunden, die ich auf der Bühne erschaffe. Die Tatsache, dass wir den Menschen dabei Freude bereiten, ist ein zusätzlicher Bonus.
Ich mag es zu tanzen, egal um welches Stück es sich handelt, aber es gibt ein paar Dinge, die ich in meiner Karriere getanzt habe, die als etwas Besonderes herausstechen und ‚Half Life‘ ist eines davon.
Es hat mir noch mehr Motivation, Inspiration und Leidenschaft für den Tanz gegeben und es hat mir ermöglicht, meine Seele zu erforschen und als Künstler und Tänzer zu wachsen.
Das wichtigste an meinem Beruf ist für mich die Emotion, die ich empfinde. Wenn ich mich also wirklich durch ein Stück ausdrücken kann, dann ist das für mich die größte Erfüllung.
Ich bin so dankbar, dass ich ein Teil von ‚Half Life‘ sein kann, und ich empfehle allen, es sich anzusehen! Es wird Euch mitnehmen in eine andere Welt
„Half life“ Staatsballett Berlin
Choreographie: Sharon Eyal und Gai Behar
Musik: Ora Lichtik
Mit den Tänzer*innen: Danielle Muir, Sarah Broadbeck, Filipa Cavaco, Weronika Frodyma, Mari Kawanishi, Ilenia Montagnoli, Gregor Glocke, Olaf Kollmannsperger, Konstantin Lorenz, Ross Martinson, Johnny McMillan, Daniel Norgren-Jensen, Frederico Spallitta.
Komische Oper Berlin
Nächste Vorstellungen: 30. Mai und 1. Juni 2019, jeweils um 19.30 Uhr.
Hier das Video zu unserer Produktion „HALF LIFE“ auf kultur24 TV (mit mir im Zentrum):
english text
Inside Staatsballett Berlin – Danielle Muir
by Danielle Muir
05/30/2019
The development of the choreography of „Half Life“ from the point of view of a dancer
As a member of Staatsballett Berlin, I am used to learning and performing multiple productions each season. This season, one of those new productions was ‚Half Life‘, a modern piece choreographed by Sharon Eyal, to music by Ori Lichtik. We started learning the piece in August last year and it premiered at the Komische Oper in September 2018.
The rehearsals were taken by Rebecca Hytting, a dancer who works with Sharon Eyal. The process started with Rebecca teaching us some phrases of choreography that would be in the piece.
We worked intensely on the movement and the style every day from 11:30am until 6pm. Throughout the rehearsal period, we gradually pieced together the structure of ‚Half Life‘.
Each dancer was assigned their part. Although each of us has our own specific role, something that makes the piece so interesting is that it almost feels as if we are all one body moving and breathing together, rather than separate bodies moving alone.
My particular role was explained to me, if I am the engine that keeps the group running or the heart that is constantly pumping and keeping this body alive. This analogy works so well because we are all constantly moving the entire time, like blood pumping through the human body.
Please find some personal photos of me:
One of the things that makes ‚Half Life‘ especially challenging is the mental focus that is necessary.
We need to be counting in our heads the entire time. If we lose count at any point, it’s very easy to lose our place in the choreography and if this happens, the feeling of the group being one body can easily fall apart.
But during the month we spent rehearsing, we gradually got more confident with the choreography and the counts and we became one.
The type of movement you see in ‚Half Life‘ is very unique and it involves a completely different thought process and feeling in the body than anything I have done before.
It is not like a classical or neo-classical piece that is about showing something to the audience. It is about something that is going on within the body.
It’s about subtle movements that come from a much deeper place. We were given many images during the rehearsal process to help us find the right physicality within ourselves.
One of my favourite images that I was given was that it should feel like there is an energy alive inside my body that is trying to escape but at the same time, I am trying to keep it contained. It’s about so much more than just moving your bones and your muscles to form positions.
It is about trying to move every tiny little fibre under your skin. That’s what gives the movement such a unique and special quality.
A couple of weeks before the premiere, we started to rehearse on stage.
Any piece becomes much more exciting when you put it on stage and ‚Half Life‘ was no exception.
The music became so much more powerful and the lights gave an intense and beautiful atmosphere.
When the premiere arrived, everything came together and based on the huge applause at the end of the show, the audience felt our energy and appreciated the beauty of this piece. Since the first show, we have performed it many more times and it never seems to get boring or repetitive (which is ironic considering there are so many repetitive movements throughout the piece).
I find dancing ‚Half Life‘ to be an inner journey that is constantly envolving each performance. For me, this piece is less about showing what I can do and entertaining other people but it is more about exploring my own inner world that I create on stage.
The fact that we are able to bring people joy in the process is really a bonus.
I enjoy dancing no matter what piece it is, but there are a few things I have danced in my career that stand out as being extra special and ‚Half Life‘ is one of those.
It has given me even more motivation, inspiration and passion for dance and it has allowed me to explore my soul and grow as an artist and a dancer. The most important thing about dance for me is the emotion that I feel, so when I am really able to express myself through a piece, that’s when I enjoy what I’m doing the most.
I’m so grateful to be able to be a part of ‚Half Life‘ and I strongly suggest that you come and see it if you haven’t already!
„Half life“
Staatsballett Berlin
Choreography: Sharon Eyal und Gai Behar
Music: Ori Lichtik
With the dancers: Danielle Muir, Sarah Broadbeck, Filipa Cavaco, Weronika Frodyma, Mari Kawanishi, Ilenia Montagnoli, Gregor Glocke, Olaf Kollmannsperger, Konstantin Lorenz, Ross Martinson, Johnny McMillan, Daniel Norgren-Jensen, Frederico Spallitta.
Komische Oper Berlin
Next performances: 30th of May and 1st of June 2019 at 7.30 pm.
The video of „HALF LIFE“ on kultur24 TV (me in the center):
Author: Danielle Muir
My name is Danielle Lorenz (born Muir).
I am 25 years old from Australia. I started dancing at the age of 3 and I trained in Australia until I was 16, when I moved to London to train at the Royal Ballet School for 3 years.
At the age of 19, I graduated from the Royal Ballet School and accepted a contract with Staatsballett Berlin, where I am now a Demi Soloist.