Neu im Kino am 09.03.2023: „Die Fabelmans“

Die Fabelmans - Steven Spielberg © Storyteller-Distribution/ kultur24.berlin

Neu im Kino am 09.03.2023: „Die Fabelmans“

 

Von Holger Jacobs

09.03.2023

Eine biografische Zeitreise durch das Leben eines großen Regisseurs

Der Name STEVEN SPIELBERG trat für mich erstmals 1977 in Erscheinung, als ich in München die Premiere von „Unheimliche Begegnung der Dritten Art“ (Close Encounters of the Third Kind) im Kino sah.
Es war dasselbe Jahr, in dem auch der erste Teil der Trilogie „Star Wars“ von GEORGE LUCAS herauskam und beide Filme zum Thema Science Fiction miteinander konkurrierten.
Ich persönlich fand aber den Film von Steven Spielberg besser!

Schon 1975 war „Der weiße Hai“ (Jaws) ins Kino gekommen und hatte für Spielberg den Durchbruch gebracht.
Er wurde bis dato der erfolgreichste Film an den Kinokassen.
Durch die ebenso berühmten Filme wie „E.T.“ und natürlich durch die „Indiana Jones“ – und „Jurassic Park“ Filmreihen ist STEVEN SPIELBERG wohl sicher der erfolgreichste Filmregisseur seit dem 2. Weltkrieg.
Nur JAMES CAMERON mit seinem „Titanic“ Film und den beiden „Avatar“ Filmen, sowie GEORGE LUCAS mit seiner „Star Wars“ Reihe können da noch mithalten.

Erst vor wenigen Tagen wurde STEVEN SPIELBERG hier in Berlin bei den 73. Internationalen Filmfestspielen mit dem Ehrenpreis für sein Lebenswerk ausgezeichnet.
Ich erlebte ihn bei der spannenden Pressekonferenz, in der er viel über sich und das Filmemachen sprach.
Eine Leerstunde für alle Kino-Fans.
Hier mein Video von der Pressekonferenz:

„Die Fabelmans“

Wie STEVEN SPIELBERG“ in seiner Pressekonferenz erzählte, hatte er während der Corona-Pandemie, wie so viele in dieser Zeit, über die Vergänglichkeit, das Altern und den Tod nachgedacht und sich entschieden, nun als über 70-Jähriger etwas über sein eigenes Leben zu erzählen.
So eine Art Monografie. Nur nicht mit literarischen, sondern filmischen Mitteln.
Auf diese Weise entstand 2020 zunächst das Drehbuch zu „The Fabelmans“. Im Sommer 2021 begannen dann die Dreharbeiten in Kalifornien.

Handlung

Der Film beginnt mit dem 8-jährigen Sam Fabelman, der zusammen mit seinem Vater Burt (PAUL DANO) und seiner Mutter Mitzi (MICHELLE WILLIAMS) und drei Schwestern in bürgerlichen Verhältnissen in New Jersey aufwächst.
Eines Abends nehmen die Eltern den kleinen Sammy mit ins Kino.
In einer Szene dieses Films gibt es einen gewaltigen Zusammenstoß zweier Lokomotiven, was bei dem Kleinen einen nachhaltigen Eindruck hinterlässt.
Kaum zu Hause, baut er die Szene mit seiner Spielzeugeisenbahn nach. Als er die Szene immer und immer wiederholt, schlägt die Mutter vor, den Unfall doch mit der Filmkamera des Vaters aufzunehmen und sich hinterher auf der Leinwand anzusehen. Gesagt, getan. Seid diesem Moment kann der kleine Sammy nicht mehr aufhören mit der Kamera alles festzuhalten, was er interessant und spannend findet.
Dabei werden für die stetig komplexeren Spielszenen die gesamte Familie und alle Freunde eingespannt.

Nach einem Umzug der Familie zunächst nach Arizona und dann in das nördliche Kalifornien kommt es zur Scheidung der Eltern. Die Mutter kehrt mit den Töchtern nach Arizona zurück, um dort Bennie (SETH ROGEN), den ehemaligen Mitarbeiter des Vaters, zu heiraten.
Sohn Sammy (GABRIEL LABELLE), mittlerweile zum Teenager herangewachsen, muss in der neuen Schule einige Mobbing-Attacken hinsichtlich seiner schmächtigen Statur und seines jüdischen Glaubens ertragen.
Und auch die ersten Erfahrungen mit dem weiblichen Geschlecht sind eher peinlich, als zufriedenstellend.
Als er aber eines Tages für die Schule einen Film über deren Klassenausflug brilliant realisiert, wird er zum Held seiner Mitschüler.
STEVEN SPIELBERGS „Die Fabelmans“ endet mit einer denkwürdigen Begegnung in den nahegelegenen Filmstudios von Hollywood, wo Sam ein Praktikum beginnt.
Als es dort eines Tages durch Zufall zu einem Treffen mit dem damals sehr berühmten Regisseur JOHN FORD kommt, ist dieses Erlebnis fast so einprägend, wie sein allererstes Kinoerlebnis mit den Eltern. Im Schnellkurs erzählt ihm JOHN FORD die wichtigsten Regeln des Filmemachens. Beim Verlassen später auf der Straße wird von der Kamera langsam der Horizont verschoben – ganz so, wie es JOHN FORD gerade erklärt hatte.

Kritik

Es gibt kaum einen Regisseur, der es so wie STEVEN SPIELBERG versteht, mit Emotionen zu spielen, ohne dabei zu kitschig zu werden. Ob die Emotionen nun in Richtung Spannung und Grusel gehen, wie bei „Der weiße Hai“ oder „E.T.“, oder in Richtung Herz-Schmerz, häufig unter Einbeziehung von Kindern, immer berührt es den Zuschauer zutiefst. Genauso, wie der Eisenbahn-Crash vor langer Zeit den kleinen Sammy berührt hat.
STEVEN SPIELBERG braucht den immer wiederkehrenden Reiz der Gefühle, welchen er dann  gerne mit uns Zuschauern teilt. Wie bei einem Junkie, der immer einen neuen Kick braucht, um sich gut zu fühlen.
Dennoch ist mir persönlich der erste Teil des Films etwas zu lang und auch zu rührselig.
Die Eltern sind immer nur lieb, nie ein böses Wort, immer hübsch und adrett angezogen, die Kinder immer brav.
Das ist mir dann doch etwas zu viel heile Welt.
Der Bruch kommt dann nach ca. einer Stunde, wenn der kleine Sam entdeckt (natürlich durch die Linse seiner Kamera), dass seine Mutter und der Familienfreund Bennie (SETH ROGEN) sich mehr mögen, als eigentlich erlaubt ist.
Ab diesem Zeitpunkt wird der Film auch spannender. Besonders, wenn es in die Highschool-Zeit von Sammy geht und er Probleme mit seinen Mitschülern bekommt. Wie er das löst, verrate ich hier nicht. Ist aber absolut sehenswert, im wahrsten Sine des Wortes.

Fazit: Gut gemachter halb autobiografisch, halb fiktionaler Film mit manchen etwas zu sentimentalen Einstellungen.

Der Film „Die Fabelmans“ ist für sieben Oscars (Preisverleihung am 12. März 2023 in Los Angeles) nominiert, darunter Bester Film und Beste Regie.

Bilderserie mit 10 Fotos von „Die Fabelmans“:

Sam Fabelman mit den Eltern im Kino © Storyteller Distribution

Author: Holger Jacobs

Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.

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