Premiere von Romeo und Julia

Premiere von Romeo und Julia

Am 28. März in den Kammerspielen des Deutschen Theaters Berlin

Wertung: 🙂 🙂       (zwei von fünf möglichen)

Von Holger Jacobs (Text und Fotos)

1.4.2015. Es wird geschrien, gespukt, geküsst und am Penis rumgefummelt – Regisseur Christopher Rüping hat einiges aufgefahren, um das berühmte Drama von Shakespeare mal so richtig auseinander zu nehmen. Nur leider ist dabei auch der Klassiker der Weltliteratur auf der Strecke geblieben.

Worum geht es?

William Shakespeare schrieb diese Tragödie über zwei sich Liebende wohl um 1596, wobei es schon damals zahlreich vorhandene Texte zu diesem Thema gab. Shakespeare griff besonders auf das Werk von Arthur Brooke zurück, welches 1562 unter dem Titel: „The tragical history of Romeus and Juliet“ erschienen war. Da Shakespeare ein versierter Theatermann und mit seinem eigenen Globe-Theater auch finanziell sehr erfolgreich war, wusste er es durchaus zu schätzen besonders publikumswirksame Themen aufzugreifen. Wenn man sieht, wie häufig tragische Lieben in der Literatur und auch in Filmen vorkommen, dann war Shakespeares Entscheidung zu diesem Thema sicher geschickt gewählt. Das Stück wurde dann auch ein großer Erfolg und gilt bis heute als großer Klassiker der Weltliteratur.

Die Handlung:

Im italienischen Verona gibt es zwei Familien, die Montagues und die Capulets, die sich bis aufs Blut hassen. Durch Zufall lernen sich Romeo Montague und Julia Calulet kennen und verlieben sich ineinander. Bei einem Streit tötet Romeo den Bruder von Julia, Thybalt, weshalb er aus Verona verbannt werden soll. Julia wiederum soll den Grafen Paris heiraten. Pater Lorenzo möchte helfen und verheiratet Romeo und Julia heimlich. Außerdem möchte er mittels eines Giftes, welches einen todes-ähnlichen Zustand herbeiruft, erreichen, dass Julia für Tod erklärt wird, um danach heimlich fliehen zu können. Da Romeo aber wegen eines dummen Zufalls davon nichts erfährt, denkt er, Julia sei wirklich gestorben und bringt sich um. Als Julia aus ihrem todesähnlichen Schlaf erwacht und erfährt, dass Romeo sich getötet hat, nimmt sie seinen Dolch und tötet sich ebenfalls.

Rezension:

Regisseur Christopher Rüping, der mit seiner Inszenierung „Das Fest“ am Stuttgarter Theater zum Theatertreffen nach Berlin eingeladen ist, versuchte dem wohl bekanntesten Drama von Shakespeare neues Leben einzuhauchen. Dies ist gerade bei jungen Regisseuren ein nur zu verständlicher Drang, will man doch eigene Akzente setzen, gerade bei den großen Werken der Weltliteratur. Allerdings kann dies auch schnell zur Falle werden. Genau da hinein ist Rüping gefallen. Er hat das Stück komplett auseinander genommen, weder die Reihenfolge der Szenen belassen noch den Text Shakspeares. Einmal ist bei ihm Dienstag, dann wieder Montag und dann wieder Mittwoch. Zusätzlich werden, wie in letzter Zeit immer häufiger, bestimmte Männerrollen von Frauen und umgekehrt gespielt, so dass man erst durch Zurufen der Namen erfährt, wer denn wer ist. Weiterhin gibt es bestimmte Musikszenen, die nicht zuzuordnen sind, weder musikalisch noch sinngemäß. Die Kostüme (Lene Schwind) schwanken zwischen heutiger Alltagskleidung und großer Robe im Rokoko-Stil bei Lady Capulet (Natalia Belitski). Die Bühne (Jonathan Merz) ist ein sich nach hinten verjüngender Raum, der mehrere Ebenen hat, ohne das man sagen könnte, welche Art von Gebäude es darstellen soll.

Michael Goldberg spielt völlig überzogen sowohl den Pater Lorenzo, wie den Grafen Capulet und auch die Amme von Julia, in der Sprache schwankend zwischen italienischem Kauderwelsch (soll wohl Lacher erzeugen) und deutscher Gossensprache: „Halt die Fresse!“ (soll wohl ebenfalls Lacher erzeugen). Neben diesem ganzen Chaos bleiben die beiden Liebenden Romeo (Benjamin Lillie) und Julia (Wiebke Mollenhauer) in ihrem Spiel sehr überzeugend und können zart ihre Gefühle füreinander zeigen. Letztlich hätte ich mir gewünscht, dass nur diese beiden ganz allein auf der Bühne gestanden hätten und es wäre ein wunderbarer Abend geworden. So war man doch froh, als das Chaos endlich vorbei war.

Romeo (Benjamin Lillie) und Julia (Wiebke Mollenhauer), © Holger Jacobs

Romeo (Benjamin Lillie) und Julia (Wiebke Mollenhauer), © Holger Jacobs

Author: Holger Jacobs

Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.

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