Parsifal – Staatsoper Berlin – 2015
Eine Ankündigung
Von Holger Jacobs (Text und Fotos)
28.3.2015. Die Neuproduktion der Oper „Parsifal“ von Richard Wagner an Staatsoper Berlin wird heute Abend ihre Premiere feiern. Große Spannung vor der Eröffnung, ist es doch ein Prestigeobjekt vom musikalischen Leiter Daniel Barenboim und „seinen“ Festtagen zu Ostern 2015. Mit 6 Opernaufführungen (u.a. „Tannhäuser“) und 3 Konzerten mit 3 verschiedenen Orchestern (Wiener Philharmoniker, West-Eastern-Divan-Orchester, Staatskapelle Berlin) wird er in den nächsten 10 Tagen ein Mammut-Programm absolvieren.
Besonderes Augenmerk liegt natürlich auf der Neuinszenierung des „Parsifal“. Nicht nur, dass Barenboim ein besonderer Wagner-Fan ist, sondern auch, um seinen Freund Pierre Boulez zu ehren, der gerade 90 Jahre alt geworden ist. Boulez dirigierte „Parsifal“ als erste seiner zahlreichen Wagner-Opern auf dem Grünen Hügel in Bayreuth 1964. Im selben Jahr spielte übrigens ein noch junger Pianist namens Barenboim unter dem Dirigenten Boulez in der gerade eröffneten Philharmonie Berlin – der Kreis schlicht sich. Einzig Pierre Boulez konnte dieses Mal nicht dabei sein, er ist zurzeit gesundheitlich angeschlagen. Wir wünschen an dieser Stelle gute Genesung!
Worum geht es?
Wie sich jeder schon denken kann, wenn etwas wirklich Großes geschieht, dann geht es um alles: Um Sex, Gewalt, Liebe, Gott, Religion, den heiligen Gral….Die Liste wäre noch lange so weiterzuführen. 5 Stunden Oper sind wahrlich mit Geschichte zu füllen. Allerdings ist immer die Frage, wie viel der Regisseur auch von der Vorgeschichte der Handlung mit einfügt, so wie es Philipp Stölzl 2012 an der Deutschen Oper Berlin machte, als er in Schaukästen die vorangegangenen Geschehnisse zeigte, quasi zeitgleich neben der eigentlichen Handlung.
Wie das der junge Regisseur Dmitri Tcherniakov bei dieser Inszenierung machen wird, wird sich heute Abend bei der Premiere offenbaren. Mit Wolfgang Koch als Amfortas, René Pape als Gurnemanz und Tomas Tomasson als Klingsor hat er zumindest drei erfahrene Opernsänger an seiner Seite. Gerade Renè Pape hat den Gurnemanz schon oft gesungen. Bleibt der junge Andreas Schager als Parsifal und Anja Kampe als Kundry, die für Überraschungen sorgen könnten.
Wir wünschen dem Ensemble viel Erfolg!
Noch kurz zum Inhalt für die Unwissenden unter Euch:
Auf der Gralsburg lebt König Amfortas, der den heilgen Gral (ein Kelch, der einst mit dem Blut Jesus bei dessen Kreuzigung gefüllt wurde) und den heiligen Speer (mit dem Jesus bei seiner Kreuzigung verletzt wurde) bewacht hat. In einer rauschenden Liebesnacht mit der Hexe Kundry verliert er den heiligen Speer an den bösen Klingsor, der ihn mit dem Speer verletzt (ähnlich wie bei Jesus). Seitdem ist einige Zeit vergangen, aber die Wunde bei Amfortas will nicht heilen (1. Akt). Angeblich kann ihn aus diesem Fluch nur ein „reiner Tor“ helfen, der den Speer wiederbringt und damit die Wunde heilt. Dieser wird in Parsifal gefunden, der im 2. Akt sich den selben erotischen Prüfungen im Zaubergarten mit der bösen Kundry stellen muss, wie einst Amfortas selbst. Doch Parsifal widersteht den Verführungen und kann sogar den Speer aus den Händen Klingsors befreien und zu Amfortas zurückbringen. Zum Schluß (3. Akt) kann nicht nur die Wunde bei Amfortas, sondern auch Kundry selbst, von dem bösen Fluch geheilt werden.
Alles klar? Wer sich an die Fantasie-Abenteuer à la „Herr der Ringe“ erinnert fühlt, liegt nicht so falsch. Es scheint, dass alles Mystische den Menschen schon immer fasziniert hat und man gebannt dem Erzähler am Kaminfeuer lauscht…
By the way: Ich vergaß zu erwähnen, dass der Höhepunkt des Stücks an einem Karfreitag passiert – es ist also nicht verwunderlich, dass man „Parsifal“ gerne zu Ostern spielt.
Die Fotos wurden während der Foto/ Videoprobe am 25. März 2015 gemacht.
Author: Holger Jacobs
Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.