A Monteverdi Project – Staatsoper Berlin

A Monteverdi Project - Staatsoper Berlin © Holger Jacobs/ kultur24

A Monteverdi Project – Staatsoper Berlin

 

Von Holger Jacobs

22.11.2018

Wertung: 🙂 🙂 🙂  (vier von fünf)

english text

Die Barocktage in der Staatsoper Unter den Linden bringen Kompositionen von Claudio Monteverdi und Jean-Philipp Rameau – und ein zeitgenössisches Ballett der israelischen Choreographin Saar Magal.

Hintergrund

Zum Ende der Renaissance (ca. 14. – 17. Jahrhundert) kam eine Musikform auf, die heute noch Millionen Liebhaber rund um denn Erdball findet: Die Oper.
Schon bei den Griechen in der Antike gab es Dramen, die von einem Chor gesanglich begleitet wurden. In der Renaissance in Italien wurden dann sogenannte Madrigale beliebt, die weltliche Themen in Gesangsform präsentierten – im Gegensatz zu den sonst üblichen religiösen Gesängen der Kirche. In den Madrigalen konnte über Liebe, Verrat und Betrug gesprochen, bzw. gesungen werden. Oft kam zum Gesang auch eine tänzerische Einlage dazu.

Ende des 16. Jahrhunderts kam es dann zu einer Kunstform, die wir heute Oper nennen. Kunstfreudige Bürger von Florenz waren zusammengekommen, um antike Kultur (ganz im Sinne der Renaissance – daher der Name) wiederzubeleben. Und dazu gehörte auch das Drama mit Chorbegleitung. Mit dem Unterschied, dass es nun zusätzlich auch ein Orchester und Solostimmen geben sollte. Und der Tanz sollte natürlich auch nicht fehlen. Alles eingerahmt in eine Handlung, die als Libretto vorher geschrieben wurde. Die Themen entlehnte man Geschichten aus der griechischen Mythologie.

Claudio Monteverdi (*1567 – †1643) kam als Sänger und Geiger an den Hof von Mantua. Schon früh hatte er eigene Kompositionen, überwiegend Madrigale, geschrieben. 1607 komponierte er seine erste Oper, „L‘ Orfeo“, nach einer Sage aus der griechischen Mythologie über das Schicksal von Orpheus und Eurydike. Dieses Werk gilt als die erste Oper überhaupt. Es wird jetzt zu den Barocktagen wieder neu ins Programm der Staatsoper aufgenommen, nachdem es in der Regie von Sasha Waltz im Juli 2015 an der Staatsoper seine Premiere hatte. Kultur24 berichtete.

Ein weiteres Werk zu den Barocktagen wird „Die Krönung der Poppea“ von Monteverdi sein, welches im Dezember 2017 an der Staatsoper seine Premiere hatte.

„A Monteverdi Project“, die Zuschauer schreiten durch die Installation © Holger Jacobs/ kultur24.berlin

The Monteverdi Project

Neben den klassischen Opernwerken sollte zu den Barocktagen auch Zeitgenössisches hinzukommen, und so bat die Staatsoper die israelische Choreographin Saar Magal ein Werk zu erarbeiten, dass die Musik Monteverdis mit modernem Tanz und Performance kombinieren sollte.

Saar Magal ist in Israel aufgewachsen und studierte Tanz an der Thelma Yellin High School in Tel Aviv. Später tanzte und choreographierte sie bei der Batsheva Dance Company, ebenfalls in Tel Aviv. Interessanterweise gibt es zurzeit eine Tanzperformance des Staatsballetts, „Half Life“, der israelischen Choreographin Sharon Eyal, die ebenfalls bei der Batsheva Dance Company gearbeitet hat. Premiere war am 7. September 2018 in der Staatsoper Unter den Linden. kultur24 berichtete. Ein paar Tanzelemente von Sharon Eyal konnte ich auch in Saar Magals Choreographie wiederfinden.

Für das Monteverdi Projekt nahm sich Saar Magal 8 Tänzer und 5 Sänger*innen und die Musik aus dem 8. Madrigalbuch von Claudio Monteverdi. Es beinhaltet die Themen Leidenschaft und Liebe, aber auch Zerstörung und Krieg.

Wenn die Zuschauer in den Apollosaal der Staatsoper kommen, finden sie den großen Raum eingefasst mit Stuhlreihen um ein großes Feld, in welchem Hunderte von Bierflaschen stehen. Auf diesen Flaschen stehen die Tänzer und Sänger. In einer ersten Phase kreisen die Protagonisten wie wild mit ihren Armen und scheinen gegen etwas zu (anzu-)kämpfen. In einer zweiten Phase begibt sich eine Tänzerin in das Meer von braunen Flaschen und schlängelt sich in einem erotischen Tanz durch sie hindurch. In einer dritten Phase umstehen die Sänger*innen und einige Tänzer*innen das Feld und bewegen sich rhythmisch im Kreis. Im Feld begegnet sich währenddessen ein Paar leidenschaftlich. Die Szenerie erleuchtet in knalligem Rot. Zwischendurch erschallen Monteverdis Gesänge. Im Hintergrund spielen dazu drei Musiker mit Synthesizer, E-Gitarre und Bass.

In der zweiten Hälfte, nachdem alle Flaschen mit Hilfe der Zuschauer weggeräumt wurden, setzen sich die Darsteller Mundschalen auf, die verhindern, dass sie ihre Lippen schließen können, ähnlich wie beim Zahnarzt. Jeder spricht jetzt über das Verhältnis von Mann und Frau, ob der einzelne sich in der Beziehung aufgeben soll, ob er sich überhaupt verändern soll und wenn ja, wie.
Es folgen Videos mit schemenhaften Gestalteten, die Tänzer*innen und Sänger*innen ziehen sich Masken über (ähnlich wie bei dem Stück „Jephta’s Tochter“, welches Saar Magal in München 2015 im Haus der Kunst inszenierte). Die Menschen sehen jetzt alt aus, schauen sich an und scheinen sich zu fragen, was sie aus ihrem Leben gemacht haben. Eine Frage, die unbeantwortet bleibt.

Fazit: Interessant mit starken Momenten, insgesamt konnte es mich aber nicht ganz überzeugen.

„A Monteverdi Project“
Tanz- /Theaterperformance von Saar Magal
Nach der Musik von Claudio Monteverdi
Musik: Haggai Cohen-Milo
Bühnenbild: Irina Mafli, Sylvia Rieger, Kostüme: Irina Mafli, Christin Haschke
Sänger*innen: Hannah Herfurtner, Olivia Stahn, Amélie Saadia, Benjamin Popson, Philipp Mayer
Tänzer*innen: Adaya Berkovich, Gili Goverman, Olivia Lecomte, Sadagyul Mamedova, Erick Odriozola, Ichiro Sigae, Juan José Tirado, Sebastian Zuber.

Uraufführung war am 18. November 2018

Nächste Vorstellungen am 23., 27. und 30. November 2018

Unsere Bilderserie mit 12 Fotos von der Produktion:

12 Photos: „A Monteverdi Project“, Staatsoper Berlin © Holger Jacobs/ kultur24

english text

A Monteverdi project in the Staatsoper Berlin
By Holger Jacobs
22/11/2018
The Baroque Days in the Staatsoper Unter den Linden bring compositions by Claudio Monteverdi and Jean-Philipp Rameau – and a contemporary ballet by the Israeli choreographer Saar Magal.
Background
At the end of the Renaissance (about 14th – 17th century) were created a new musical form – the Opera. At the time of the Greeks they had dramas that were accompanied by a choir singing. During the Renaissance in Italy, a music called Madrigal were very common, played with chorus. In the madrigals could be spoken about love, betrayal and fraud. Different to the songs in the church. Often, a dance-like insert was added to the song.
At the end of the 16th century, an art form was created, which we now call opera. Artful citizens of Florence had come together to revive ancient culture. And that included the drama with choir accompaniment. With the difference that now there should be also an orchestra and solo singing parts. And of course, the dance should not be missing. Everything framed in a story that was previously written as a libretto. The themes were from Greek mythology.
Claudio Monteverdi (* 1567 – † 1643) came to the court of Mantua as a singer and violinist. Early on he wrote his own compositions, mostly Madrigals. In 1607 he composed his first opera, „L ‚Orfeo“, after a Greek mythology about the fate of Orpheus and Eurydice. This work is considered the first opera ever. It will now be returned to the Baroque days program of the Staatsoper, after it had its premiere at the Staatsoper in July 2015 directed by Sasha Waltz. Kultur24 reported.
Another work on the baroque days will be „The Coronation of Poppea“ by Monteverdi, which premiered at the Staatsoper in December 2017.

The Monteverdi Project
In addition to classical opera works, contemporary performances were added to the baroque days, and so the Staatsoper asked the Israeli choreographer Saar Magal to create a work that would combine Monteverdi’s music with modern dance and performance.
Saar Magal grew up in Israel and studied dance at the Thelma Yellin High School in Tel Aviv. Later she danced and choreographed at the Batsheva Dance Company, also in Tel Aviv. Interestingly, there is currently a dance performance by the State Ballet, „Half Life“, by Israeli choreographer Sharon Eyal, who has also worked for the Batsheva Dance Company. Premiere was on September 7, 2018 in the Staatsoper Unter den Linden. kultur24 reported. I also found a few dance elements by Sharon Eyal in Saar Magal’s choreography.
For the Monteverdi project Saar Magal took 8 dancers and 5 singers and the music from the 8th madrigal book by Claudio Monteverdi. It includes the themes of passion and love, but also destruction and war.
When the audience comes to the Apollo Hall of the State Opera, they find the large room framed by rows of chairs around a large field filled with hundreds of beer bottles. On these bottles stand the dancers and singers. In a first phase, the protagonists circle wildly with their arms and seem to fight against something. In a second phase, a dancer goes into the sea of ​​brown bottles and meanders through it in an erotic dance. In a third phase, the singers and some dancers surround the field and move rhythmically in a circle. In the field, a couple meets passionately. The scenery lights up in bright red. In between, Monteverdi’s songs sound. In the background three musicians play with synthesizer, electric guitar and bass.
In the second half, after all the bottles have been cleared away with the help of the spectators, the performers put on mouth cups that prevent them from closing their lips, much like the dentist. Everyone now talks about the relationship between men and women, whether the individual should give up in the relationship, whether he should change at all and if so, how. Videos with shadowy figures follow, the dancers and singers put on masks (similar to the play „Jephta’s Daughter“, which was staged by Saar Magal in Munich in 2015 in Haus der Kunst). People now look old, look at each other and seem to wonder what they ‚ve made of their lives. A question that remains unanswered.
Conclusion: interesting with strong moments, but overall it could not completely convince me.
„A Monteverdi Project“ Dance / Theater Performance by Saar MagalOn the Music of Claudio MonteverdiMusic: Haggai Cohen-Milo Stage Design: Irina Mafli, Sylvia Rieger, Costumes: Irina Mafli, Christin HaschkeChildren: Hannah Herfurtner, Olivia Stahn, Amélie Saadia, Benjamin Popson, Philipp Mayer Dancers: Adaya Berkovich, Gili Goverman, Olivia Lecomte, Sadagyul Mamedova, Erick Odriozola, Ichiro Sigae, Juan José Tirado, Sebastian Zuber.
World premiere was on 18 November 2018
Next performances on the 23rd, 27th and 30th of November 2018

 

Author: Holger Jacobs

Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.

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