Die Bücher Tipps im Februar 2021

Die Bücher Tipps im Februar 2021 © kultur24.berlin

Die Bücher Tipps im Februar 2021

 

Von Jörg Braunsdorf

01.02.2021

Biographien und Literatur, Realität und Fiktion, Wahrheit und Lüge – ein aktuelles Spannungsfeld zur (Neu)-Orientierung im noch jungen Jahr 2021

„Kamala Harris“ von Dan Morain– Die Biographie, Heyne Verlag
Nach Michelle Obama, deren Autobiographie fasziniert, liegt nun, rechtzeitig zu ihrer Ernennung zur Vizepräsidentin der USA, eine Biographie über Kamala Harris vor. Die Tochter einer Inderin und eines Jamaikaners ist in Kalifornien aufgewachsen und machte dort juristisch und politisch Karriere – sehr spannend! Sie gilt als Das Gesicht des Wandels.Was mag sie während des Vortrags der 22-jährigen schwarzen Lyrikerin Amanda Gorman empfunden haben? Ein Gedicht zur Inauguration der neuen Vize und des Präsidenten Joe Biden? Gordons Gedicht „The Hill we climb“ endet mit der Kraft der Überzeugung, „Es gibt immer Licht, wenn wir mutig genug sind, es zu sehen, mutig genug sind, es zu sein.“ Diese Vision mag sinnbildlich für das bisherige und das weitere Wirken von Frau Harris sein – die Vorgeschichte bildet die flüssig geschriebene Biographie ab. Freuen wir uns auf´s Lesen und die Zukunft!

„Kamala Harris“, Dan Morain © Heyne Verlag

„Leben Schreiben Atmen“ von Doris Dörrie, Diogenes Verlag
Frau Dörrie begeistert uns seit Jahrzehnten, als Autorin, Regisseurin, Kinderbuchautorin. Und dieses Buch ist von allem etwas. Literatur, Lebensgeschichte, kreative Anleitung zum eigenen Schreiben. Zeit zur persönlichen Reflexion und Zeit zur persönlichen Erzählung. Auch hier, wie bei Kamala Harris, wird ein Leben als reflexiver Spannungsbogen wahrgenommen, aufgebaut und erzählt. Wünschen wir uns die Freiheit einer Doris Dörrie und den Gestaltungswillen einer Kamala Harris und erhalten eine gestaltende Kraft zweier Persönlichkeiten die – eben – „Leben Schreiben Atmen“ für die Zivilgeschichte fordern und liefern.

„Leben Schreiben Atmen“, Dorris Dörrte © Diogenes Verlag

„Faschist werden“ von Michela Murgia, Wagenbach Verlag
Die Sardin Murgia ist eine wahrhaft streitbare Persönlichkeit für demokratische Empathie. Mit Faschist werden hat sie einen klugen, satirischen Text über die italienische und europäische Gegenwart verfasst. Die italienischen instabilen Zustände wollen von autokratischen, faschistischen Politikern wie Salvini und ihren Bewegungen populistisch beherrscht werden. Autokraten wie Orban, Kaczyński, oder der gerade abgewählte Trump in den USA proklamieren einen ethischen Nationalismus, der sozusagen als Wolf im Schafspelz (Entschuldigung an die Wölfe) den Faschismus durch die Hintertür einführen wollen. Murgias Text erinnert an den Reflexionsreichtum und die Unabhängigkeit eines Dieter Hildebrandt oder eines Loriot, deren Brillianz unvergessen bleibt. Ein Glück, dass jüngere Autorinnen wie Murgia in ihre Fußstapfen treten!

„Faschist werden“, Michaela Murgia © Wagenbach Verlag

„Kunst und Verbrechen“ von Stefan Koldehoff und Tobias Timm, Galiani Verlag
Koldehoff und Timm sind journalistische und literarische Experten zum Thema Raubkunst und damit in der Recherche stilprägend für ein Thema, daß die koloniale und jüngere deutsche Zeitgeschichte betrifft, bis in die aktuelle Gegenwart. Nach der Analyse historischer Verbrechen stellen sie sich der Frage, was sich aktuell am System Kunstmarkt und in den Museen ändern muss um Kunst und Verbrechen ernsthaft anzugreifen. Ein Sachbuch und auch ein realer Thriller. Es ist nicht nur die 100 kg Münze aus purem Gold im Bode-Museum, die gestohlen wird, es ist auch die alltägliche Geldwäsche, im Umfeld angesehener Orte und deren Objekte. Und da sind wir in Berlin-Mitte offensichtlich nah dran.

„Kunst und Verbrechen“, Stefan Koldehoff und Tobias Timm © Galiani Verlag

„Wagfalls Erbe“ von Bettina Wohlfahrt, Osburg Verlag
Ein Roman-, eine Familien-, eine Lebensgeschichte, die die Autorin vorlegt. Literarische Zeitgeschichte par excellence. Was Koldehoff und Timm in Kunst und Verbrechen sachlich aufarbeiten, erzählt die Autorin in einem atemberaubenden Roman mit realen Bezügen. Ein junger Mann, ein talentierter Zeichner, lernt das Paris der zwanziger Jahre kennen, kehrt in den 30ern nach Paris zurück, entwickelt sich vom begabten Kopisten zum Fälscher wichtiger Werke, wird vom Kunstbegeisterten zum Kollaborateur mit den Nazis. Der Autorin Bettina Wohlfahrt gelingt es, ihre berufliche Expertise als journalistische Expertin für Kunstgeschichte mit ihrer Erzählkunst zu einem literarisch-politischen Gesamtkunstwerk zu verbinden. Chapeau!

„Wagfalls Erbe“, Bettina Wohlfahrt © Osburg Verlag

 

Wenn Ihr eines dieser Bücher bestellen möchtet, ruft bei Jörg an:

Tucholsky Buchhandlung
Jörg Braunsdorf
Tucholskystrasse 47
10117 Berlin
Tel. 030 275 77 663
kurt@buchhandlung-tucholsky.de

Jörg Braunsdorf und Gabriele Meyer © Tucholsky Buchhandlung

 

 

 

Author: Jörg Braunsdorf

Jörg Braunsdorf ist Inhaber der 2010 gegründeten Tucholsky-Buchhandlung in der Tucholskystraße 47 in Berlin-Mitte.
Auszeichnungen: 4-maliger Gewinner des Deutschen Buchhandlungspreises, zuletzt für das Jahr 2020

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