Die neuen Filme im Kino – 20.08.2020

TESLA - Eve Hewson © Leonine

Die neuen Filme im Kino – 20.08.2020

 

Von Holger Jacobs

20.08.2020

„TESLA“ – Drama, Biopic – USA – 2020
Regie: Michael Almereyda
Cast: Ethan Hawke, Kyle MacLachlan, Eve Hewson
Filmverleih: Leonine (Concorde Film)

Berühmte Wissenschaftler und berühmte Erfinder gibt es zuhauf, dennoch ist es wohl nicht übertrieben zu behaupten, das Alfred Einstein der berühmteste Wissenschaftler der Geschichte ist.
Und Thomas Edison der berühmteste Erfinder. Er entwickelte 1877 den Phonographen, das erste Gerät, das Ton aufzeichnen konnte, 1880 die Glühlampe und 1891 den Kinetograph (ein Jahr vor den Brüdern Lumières, die 1892 ihren Cinématographen anmeldeten, dessen Technik sich dann aber gegen den Kinetographen durchsetzte), durch dessen Erfindung Edison das erste Filmstudio erbaut wurde, die „Black Maria“, ein Vorläufer der heutigen Hollywood-Studios, und, und und.

Nur einmal hat Edison gegenüber einem Konkurrenten verloren: gegen Nikola Tesla.
1893 hatten die Betreiber der Niagara-Wasserkraftwerke einen Preis in Höhe von 100.000 US-Dollar ausgeschrieben für denjenigen, der eine Lösung zur Übertragung elektrischen Stroms über große Entfernungen entwickelt. Die Entscheidung fiel zugunsten des von Nikola Tesla und George Westinghouse entwickelten Wechselstrom-Systems gegenüber dem Gleichstrom von Edison.

Wer heute den Namen TESLA hört, denkt natürlich zu aller erst an das Elektroauto von Elon Musk.
Nicht von ungefähr hatte der erfolgreiche Unternehmer und Besitzer des PayPal-online-Bezahlsystems seine Automarke nach Nikola Tesla benannt. Denn der Mann war ein ebenso begnadeter Erfinder, wie sein größter Konkurrent Edison, dabei aber psychisch gestört und wenig gesellschaftsfähig. Geniale Geister sind eben häufig auch verrückte Zeitgenossen, die sich mit ihrer Umgebung schwertun.

Der Film über diesen genialen Erfinder Tesla (Ethan Hawke) ist ebenso einfallsreich und intelligent wie sein Protagonist.
Dabei springt der Film auch gerne zwischen der Vergangenheit und dem Heute hin und her, wohl um uns zu zeigen, was wir alles in unserer Zeit dem Erfindungsgeist der damaligen Genies verdanken.
Erzählt wird die Geschichte durch Anne Morgan (Eve Hewson), die Tochter des schwerreichen Bankers J.P. Morgan, die sich in das verrückte Genie verliebt, dabei zwar auf Gegenliebe stößt, aber nie wirklich zu ihm durchdringt. Thomas Edison wird gespielt von Kyle MacLachlan („Twin Peaks“).
Der Film hat sehr viele Überraschungen parat und ist eine absolute Empfehlung. Geschichte und persönliches Schicksal in einer ungewöhnlichen Inszenierung.
Fazit: Für die ganze Familie

Außerdem laufen an:

„SCHLINGENSIEF – IN DAS SCHWEIGEN HINEINSCHREIEN“ von Bettina Böhler, der ehemaligen Cutterin des Meisters. Dokumentation über einen der außergewöhnlichsten Künstler in Deutschland, der mit seinen Filmen und Performances sowohl abschreckte, wie begeisterte. Mitte der 2000er habe ich ihn noch persönlich bei einer Aktion im Volkstheater in Berlin kennengelernt.
Fazit: Nur etwas für echte Fans.

„THE CLIMB“ von Michael Angelo Covino über zwei eng befreundete Männer, die sich bei einer gemeinsamen Fahrrad Tour in die Haare kriegen. Und worüber die streiten sie? Natürlich über die Frauen, oder besser über eine Frau, die mit den beiden Männern ins Bett gegangen ist. Allerdings hintereinander und nicht gleichzeitig. Doch es passiert noch einiges Verwunderliche mehr auf dieser Fahrt, was dem Zuschauer jeweils ein Schmunzeln oder ein lautes Lachen entreißt. Der Film hätte aus Frankreich kommen können, ist aber zu 100% amerikanisch!

„DIE OBSKUREN GESCHICHTEN EINES ZUGREISENDEN“ von Aritz Moreno. In letzter Zeit sehe ich immer mehr hervorragende Filme aus Spanien. In diesem mediterranen Land mit den vielen Gesichtern und Kulturen blüht augenscheinlich eine neue Hochkultur des Films. Denn jetzt ist die Zeit der Enkel von Pedro Almodovar (*1949), dem großen Meister der vergangenen 40 Jahre mit Filmen wie „Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs“ über „Fessle mich“ bis zu „La mala education“ und „Leid und Herrlichkeit“, fast immer mit Antonio Banderas und fast immer mit hohen Auszeichnungen.
In dem Film „Obskure Geschichten…“von Aritz Moreno  (*1980) fragt plötzlich ein Mann eine ihm im Zug gegenüber sitzende Frau, ob er ihr Geschichten erzählen dürfte. Die etwas überrumpelte Frau willigt eigentlich nur ein, um keinen Ärger zu erzeugen. Doch was sie dann hört, lässt sie und auch uns Zuschauer staunend mit offenem Mund den Erzählungen folgen. Eine ist unwirklicher und verrückter als die andere. Zwischen Fantasie und Surrealismus. Und ziemlich böse. Nichts für zarte Gemüter!

 

Author: Holger Jacobs

Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.

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