Die neuen Filme im Kino am 13.01.2022
Von Holger Jacobs
07.04.2022
„DER WALDMACHER“ von Volker Schlöndorff.
Dieser gut gemachte Dokumentarfilm, der erste von Deutschlands Regie-Meister Volker Schlöndorff (Oscar 1980 für „Die Blechtrommel“), zeigt die große Anstrengung vieler Wissenschaftler, Agrarspezialisten und freiwilliger Helfer, einer der trockensten Gegenden der Welt, der Sahel-Zone im mittleren Afrika, wieder fruchtbar zu machen.
Selbst, wenn dass wohl nie mehr gelingen wird, möchte man zumindest mit dem GREEN-WALL eine begrünte schmale Fläche über den ganzen Kontinent anlegen, der die Versandung der Böden Afrikas stoppen soll.
Besonderes Augenmerk legt Schlöndorff dabei auf den australischen Agrarwissenschaftler und Gewinner des alternativen Nobelpreises, Tony Rinaudo.
Dieser kam 1981 zum ersten Mal in den Niger, um trockene Böden wieder zu bepflanzen. Ohne Erfolg.
Bis er entdeckte, dass unter der Erde die Bäume und die Sträucher ein in sich zusammenhängendes Wurzelwerk bilden, welches selbst nach Jahrzehnten von Trockenheit noch existiert und letztlich nur wiederbelebt werden muss.
Diese Entdeckung bildete den Durchbruch für die Wiederbepflanzung großer Teile Afrikas. Und die Erkenntnis, dass Hunderte von Millionen Dollar, die vorher aus der ganzen Welt geflossen sind, völlig sinnlos sind, wenn sie nicht richtig eingesetzt werden. Denn die Arbeit an den Wurzeln und deren Wiederbelebung durch eine bestimmte Schnitttechnik an der Erdoberfläche kostet fast nichts…
Fazit: Für die ganze Familie und besonders natürlich für alle Aktivisten des Klimawandels!
„WO IN PARIS DIE SONNE AUFGEHT“ („Les Olympiades“) von Jacques Audiard mit Noémi Merlant, Lucie Zhang, Makita Samba.
Es gibt keine Nation, die in ihren Filmen Liebe, Sex und Erotik so gut einfangen und darstellen kann, wie Frankreich.
Jüngstes Beispiel ist zweifellos „Wo in Paris die Sonne aufgeht“, in dem sich mehrere Personen treffen, Sex haben und wieder auseinandergehen.
Eine Art Schnitzlers „Reigen“.
Ort der Handlung ist das 13. Pariser Arrondissement, welches ich selbst während meines 20-jährigen Aufenthaltes in der Seine-Metropole nie besucht habe. Ich wohnte im 5. Bezirk, gleich nebenan (die Arrondissements in Paris sind konzentrisch angeordnet) und konnte auf die Beton-Hochhäuser aus den 70-er Jahren im benachbarten Bezirk hinüberblicken. Dort befindet sich auch das Chinatown der Hauptstadt, wo die Mieten noch relativ günstig sind.
Bei den Pariser wird das Viertel auch „Les Olympiades“ genannt.
Im Film von Frankreichs Regie-Star Jacques Audiard (Goldene Palme in Cannes 2016 für „Dämonen und Wunder“ („Dheepan“), findet die aus Taiwan stammende Emilie (Lucie Zhang) in dem farbigen Camille (Makita Samba) einen neuen Mitbewohner, mit dem sie auch gleich eine Affäre beginnt.
Parallel dazu wird die Geschichte von Nora (Noémie Merlant, zuletzt in dem wunderbaren Film „Portrait einer jungen Frau in Flammen“) erzählt, die aus der Provinz nach Paris kommt, um Jura zu studieren.
Als sie bei einer Studenten-Party eine blonde Perücke aufstetzt und so mit dem bekannten Webcam-Girl Amber Sweet (Jehnny Beth) verwechselt wird, bricht ihre Welt zusammen. Um dem ständigen Mobbing ihrer Kommilitonen zu entgehen verlässt sie schließlich die Uni und wird Mitarbeiterin im Immobilienbüro von Camille…
In wunderschönen Schwarz-Weiß-Bildern gefilmt erzählt der Film die Geschichte von Menschen im 21. Jahrhundert, die versuchen, ihr Glück in einer Welt von freier Liebe, schnellem Sex, sozialen Medien und geschlechtlicher Diversität zu finden.
Ist es dadurch, dass für die Menschen unserer Zeit sexuell keinerlei Schranken mehr bestehen, einfacher, glücklich zu werden?
Die Antwort darauf überlasse ich Euch.
Fazit: Ein toller Film über die Liebesbeziehungen heutiger Großstädter.
Sieben Fotos der Filmproduktion von „Wo in Paris die Sonne aufgeht“:
Author: Holger Jacobs
Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.