Die neuen Filme im Kino am 20.10.2022

"NOVEMBER" - Jean Dujardin © StudioCanal

Die neuen Filme im Kino am 20.10.2022

 

Von Holger Jacobs

22.10.2022

„NOVEMBER“ von Cédric Jimenez. Mit Jean Dujardin, Sandrine Kinerlain, Anais Demoustier, Jérémie Renier, Lyna Khoudri

Dieser auf Tatsachen beruhende Film geht auf den schlimmsten Terroranschlag zurück, den Frankreich je erlebt hat.

Am Abend des 13. November 2015 hatten sich drei Gruppen von fanatischen islamistischen Attentätern in Paris aufgemacht, so viele Menschen wie möglich zu töten.
Im Namen Allahs und des sogenannten IS („Islamischer Staat“).

Die Orte der Anschläge in Paris -CC- Wikimedia Commons

Die erste Gruppe war zum Stade de France gefahren, um während des Fußballspiels Deutschland gegen Frankreich im Stadion eine Bombe zu zünden. Als sie nicht durch die Sicherheitssperren kamen, zündeten sie nacheinander ihre Sprengstoffgürtel außerhalb des Stadions.
Der Französische Präsident Francois Holland und der Deutsche Staatspräsident Frank Walter Steinmeier waren zu dieser Zeit im Stadion. Um keine Panik auszulösen wurde das Spiel fortgesetzt. Wie sich später herausstellte, waren zwei der drei Attentäter erst einen Monat vorher als syrische Flüchtlinge getarnt über Griechenland in die EU gereist.

Die zweite Gruppe fuhr mit einem schwarzen Seat ins 10. und 11. Arrondissement in der Nähe der Place de la Bastille und begannen wahllos auf Passanten und Menschen in Cafés zu schießen und Handgranaten zu werfen.

Eine dritte Gruppe stürmte das beliebte Konzerthaus BATACLAN am Boulevard Voltaire mit 1500 Besuchern. Sie schossen mitten in die Zuschauer hinein und zündeten zusätzlich Handgranaten. Es war ein einziges Massaker.
89 Menschen starben, über 600 wurden verletzt und verletzt.

Konzerthaus BATACLAN in Paris -CC- Wikimedia Commons

Insgesamt starben an diesem Abend 130 Menschen in Paris.

Regisseur Cédric Jimenez, der bisher schon mit mehreren Kriminal-Filmen aufgefallen war, konzentriert sich in seinem Werk ganz auf die Polizeiarbeit nach dem Attentat.
Kein Anschlag wird gezeigt. Keine Toten sind zu sehen.
Wie ein nüchterner Polizeibericht erzählt er die Geschehnisse, die den drei Tagen nach den Anschlägen folgten. Diese fast „kalte“ Berichterstattung ist aber keineswegs emotionslos, denn sie zeigt die Polizisten hautnah in ihrer ganzen Aufregung und dem psychischen Stress.
Denn es geht nicht nur um die Aufklärung der Anschläge vom 13. November, sondern auch darum weitere Anschläge zu verhindern.
Und die stehen unmittelbar bevor!
Über die registrierten Waffen kommt die Polizei schnell auf die Spur eines Mittelsmannes, der aber selber nicht an den Anschlägen beteiligt war.
Über Fingerabdrücke und gefälschte syrische Pässe, die an den Tatorten gefunden wurden, gibt es weitere Hinweise. Und die benutzten Fahrzeuge waren Mietwagen, deren Spur in ein arabisches Viertel nach Brüssel führt (in der belgischen Hauptstadt werden 2016 weitere Verdächtige geschnappt).

Doch erst einer der Tausend Anrufe aus der Pariser Bevölkerung bringt am zweiten Tag den entscheidenden Durchbruch.
Hasna, die Cousine des mutmaßlichen Drahtziehers und Attentäters der Anschläge, Abdelhamid Abaaoud, wohnt bei einer Freundin in Paris.
Diese Freundin, Samia (Lyna Khoudri), informiert die Polizei, dass sie die im Fernsehen gezeigten mutmaßlichen Hintermänner des Attentates in ihrer Wohnung gesehen habe, als diese Hasna besuchten.
Zunächst will man ihr nicht glauben, da einer der von ihr identifizierten Personen eigentlich tot sein müsste. Doch schnell wird klar, dass dieser Mann noch lebt, hoch gefährlich ist und bereits einen neuen Anschlag plant.
Die Zeit wird knapp!

Brandenburger Tor zum Gedenken des Anschlags am 13, Nov. 2025 -CC-Wikimedia Commons

Spannung pur, wobei sich Regisseur Cédric Jimenez ganz auf die Kommissare Fred (Jean Dujardin, Oscar 2012 für „The Artist“), Héloise (Sandrine Kiberlain) und Inès (Anais Demoustier) und auf deren Arbeit konzentriert.

Der Showdown in einer konspirativen Wohnung in St. Denis, einem Vorort von Paris, wird zum lauten Knalleffekt mit ratternden Maschinengewehren und einer starken Explosion, bei der alle Terroristen sterben – sie hatten sich selbst in die Luft gesprengt.
Erschreckte Gesichter neben mir im Kino und eine weinende Frau beim Hinausgehen im Vorraum.

Ich selbst hatte in meinen 20 Jahren in Paris mehrere Anschläge erlebt, zum Glück aber nie hautnah. Der Schlimmste ereignete sich am 17. September 1986 in der U-Bahn-Station Rue de Rennes mit 7 Toten und 60 Verletzten, als ein Attentäter eine Zeitzünder-Bombe in einem Papierkorb versteckt hatte. Die Angst steckte uns allen in den Knochen.

Fazit: Sehenswert. Der Film zeigt auch, welch Wahn und Irrsinn in den Köpfen dieser Attentäter steckt. Und wozu eine Ideologie Menschen treiben kann – auch 80 Jahre nach dem Holocaust.

Bilderserie mit 5 Fotos der Filmproduktion „November“:

„NOVEMBER“, Anais Demoustier (Kommissarin Inès) © StudioCanal

 

Author: Holger Jacobs

Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.

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