Elbphilharmonie Revisited – Deichtorhallen
Von Julia Engelbrecht-Schnür
20.1.2017
Die Ausstellung „Elbphilharmonie Revisited“ in den Deichtorhallen spiegelt kontrastreich die bewegte Entstehungsgeschichte des Musikhauses an der Waterkant wider. Dort der Sumpf aus Schmähungen, Baustopp und Streit, hier, wie Phönix aus der Asche, das Glitzerwerk „Elphi“.
Und so labt sich der Besucherblick erst vorne rechts an den jungfräulichen und staubfreien Fotografien von Orgel, Großer Saal, Rolltreppe sowie Parkhaus von Candida Höfer, um dann hinten links die schmutzigen Kommentare von Bauarbeitern zu lesen.
Die Umfragen auf weltweiten Baustellen der italienischen Künstlerin Monica Bonvicini sollen „die universell eingefahrenen Mechanismen geschlechterspezifischer Stereotypen offenbaren“, aber vor allem sind sie erheiternd bis anrührend zu lesen, wenn es um Schwulsein auf dem Bau geht oder um gängige Lieblingswörter von Betonmischern und Stahlbauern. „Scheiße“ und „Arschloch“ rangieren auf den Fragebögen ganz oben.
Zu den anderen zwölf Künstlern, die Deichtorhallen Chef Dirk Luckow einlud, an dieser Ausstellung mitzuwirken und ihre Ideen rund um den Ruf, die Historie und die Hoffnungen der Elbphilharmonie auszudrücken, gehört auch der Belgier Peter Buggenhout, der eine raumgreifende Skulptur aus Sperrholz, Stahl und Polyester schuf, die mit ihrem Chaos und Schrottlook wunderbar Herzog & de Meurons Ästhetik konterkariert. Sie trägt den Titel „Babel Variationen“ und ist einer der optischen Fixsterne dieser Schau, die weder große Fragen aufwirft noch wesentliche neue Perspektiven eröffnet.
Ins Schema passt auch die afrikanische Seidenspinne, die emsig an ihrem architektonischen Gebilde webt und nicht ahnt, dass ihre Bewegungen in Töne übersetzt werden (Tomás Saraceno). Natürlich ist auch Thomas Ruff vertreten mit einer Fotoarbeit, die das Konzerthaus stark verpixelt zeigt, wie eine vom Blitzlicht erschöpfte und abgenutzte Schönheit, die dringend einfach mal Schlaf braucht.
Wer den Prachtbau im Hamburger Hafen noch nicht besucht hat, der kann sich hier in unserer Bilderserie (nicht in der Ausstellung vertreten) die Elbphilharmonie genauestens von außen und von innen betrachten.
Deichtorhallen Hamburg
„Elbphilharmonie Revisited“, noch bis zum 1. Mai 2017
Deichtorstraße 1 − 2
20095 Hamburg
Di – So 11 – 18 Uhr, Do 11 – 21 Uhr
Elbphilharmonie
Platz der Deutschen Einheit
20457 H Hamburg
Author: Julia Engelbrecht-Schnür
Journalistin