Inside Staatsballett Berlin – Entwicklung der Choreographien von Sol Léon und Sharon Eyal

von Danielle Muir

02.12.2023

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Am 9. Dezember bringt das Staatsballett Berlin zwei neue Kreationen der Choreografinnen Sol Leon und Sharon Eyal zur Uraufführung.

Ich habe das Glück, Teil dieser beiden Kreationen zu sein und hatte das Vergnügen, mit zwei einzigartig talentierten Frauen zusammenzuarbeiten.

Die letzten paar Wochen waren ein Wirrwarr von Proben.
Ich raste von einem Studio zum nächsten, raste von einem Opernhaus zum anderen, füllte mein Gehirn mit einem Bündel Choreografien und versuchte, so viel Inspiration wie möglich von diesen beiden Prozessen mitnehmen zu können.

Obwohl es eine sehr arbeitsreiche und anstrengende Zeit war, war sie noch spannender, als ich es mir hätte vorstellen können.
Als Tänzer ist es immer ein Traum, mit großartigen Choreografen zusammenzuarbeiten zu dürfen und kreative und erfüllende Arbeit zu leisten.
Daher war diese Erfahrung wie ein wahrgewordener Traum für mich.

Demie-Solist Danielle Muir, Staatsballett Berlin, ph: Anastasia Muna

„Stars Like Moths“ (Sterne wie Motten) von Sol Léon

„Stars Like Moths“ von Sol Leon, das erste Stück des Abends, ist ein wunderschönes Werk, das sich mit den ehrlichsten und wichtigsten Teilen unseres menschlichen Daseins befasst.
Es geht weit über die Bewegung hinaus, taucht unter die Haut und schleicht sich in den Geist ein und erforscht nicht nur den Tanz, sondern auch die Gedanken.
Sol bringt dies auf viele verschiedene Arten zum Ausdruck, indem sie Geräusche, Wörter und kleine Sätze verwendet, die wir beim Tanzen sprechen.
Hin und wieder bezieht sie Fehltritte und Fehler mit ein, die einem Tänzer beim Erlernen des Stoffes oft passieren, und verstreut sie während der Aufführung wie verborgene Schätze, die es zu entdecken gilt.

Der Einsatz meiner Stimme auf der Bühne ist für mich eine völlig neue Erfahrung, die sicherlich nicht selbstverständlich war. Aber es ist eine Herausforderung wie diese, die mich aus meiner Komfortzone drängt und es mir ermöglicht, als Künstlerin zu wachsen und Selbstvertrauen zu gewinnen.

Dieser Prozess hat mein Verständnis davon erweitert, was es bedeutet, Tänzer und Künstler zu sein. Die magische Atmosphäre, die Sol mit „Stars Like Moths“ erzeugt, lässt mich in eine völlig neue Welt eintauchen und ermöglicht mir den Eintritt in ein neues Reich des Tanzes, das keine Regeln oder Grenzen zu kennen scheint.

Ich bin mir sicher, dass jeder Zuschauer dem Stück seine eigene Bedeutung entnehmen wird, aber etwas, das ich persönlich aus diesem Prozess gelernt habe, ist, dass sowohl im Außergewöhnlichen als auch im Gewöhnlichen Schönheit liegt.

Obwohl auf den ersten Blick Welten zwischen ihnen zu liegen scheinen, sind Sterne und Nachtfalter gar nicht so unterschiedlich.
Beide sind von Licht umgeben.
Licht, in welchem sie eines Tages verglühen werden.

Danielle Muir, ph: Dean Barucija

„2 Chapters Love“ von Sharon Eyal

Der zweite Teil des Abends ist „2 Chapters Love“ von SHARON EYAL, einer Choreografin, die ich bereits viel besser kannte und von der ich seit meiner ersten Zusammenarbeit ein großer Fan bin.

Nachdem ich bereits zwei ihrer Stücke, „Half Life“ und „Strong“, getanzt hatte, hatte ich bereits eine Vorstellung davon, wie der Prozess und das Stück aussehen würden, aber selbst mit etwas Erfahrung ist es immer sowohl eine große Herausforderung als auch äußerst lohnend.

SHARONS Prozess ist einzigartig.
Die Tänzer lernen viel Material und dann steht Sharon, ähnlich wie ein Dirigent, der ein Orchester leitet, vor dem Studio und gibt die Bewegungen, das Timing, die Formationen und die Dynamik vor, während wir unser Bestes geben, den Anweisungen zu folgen und sie umzusetzen Bewegungen richtig ausführen.

Vorbesprechung der Premieren von Sol Leon und Sharon Eyal in der Staatsoper Berlin, ph: Holger Jacobs

Ähnlich wie „Half Life“ und „Strong“, die beiden Choreografien, die ich zuvor für SHARON EYAL getanzt habe, ist das fertige Stück mit präzisen und komplizierten Zählungen, komplizierten Bewegungen und Mustern verwoben, die sich ständig bewegen und verändern.

Wie alle Stücke von SHARON ist das Tanzen von „2 Chapters Love“ sowohl eine körperliche als auch eine geistige Leistung.
Die Kombination aus extremer Körperlichkeit und geistiger Konzentration, die erforderlich ist, versetzt die Tänzer in eine fast hypnotische Zone, die über dem Rampenlicht zu schweben scheint und auch das Publikum in ihren Bann zieht.
Das Besondere an der Arbeit mit SHARONS ist, dass es mir das Gefühl gibt, mächtig und stark zu sein, wie bei keiner anderen Choreographin.
Ich verlasse die Proben und Shows immer mit einem vollendeten und erfüllten Gefühl.
„Stars Like Moths“ und „2 Chapters Love“ sind zwei sehr unterschiedliche Stücke, aber beide bringen ihre ganz eigene Art von Magie mit sich.
Wenn Ihr die Show besucht, solltet Ihr wissen, dass in beide Stücke sehr viel Zeit, Energie, Liebe und Leidenschaft geflossen ist.
Beide Choreographien haben einen besonderen Platz in meinem Herzen und gehören zu den lohnendsten Erfahrungen, die ich als Tänzerin gemacht habe.

Danielle Muir

Video-Trailer von „Half Life“ by Sharon Eyal mit Danielle Muir:

‚Stars Like Moths‘ by Sol Leon

‚Stars Like Moths‘ by Sol Leon, the first piece of the evening, is a beautiful work that delves into the most honest and essential parts of our humanity.
It goes far beyond movement, diving beneath the skin and creeping into the mind, exploring not only dance, but thoughts.
Sol brings this across in many different ways, using sounds, words, and small phrases that we speak while we dance.
Now and then, she includes missteps and faults that often come while a dancer learns the material, sprinkling them throughout the performance like hidden treasures to be discovered.
Using my voice on stage is an entirely new experience for me, and one that certainly didn’t come naturally. But it’s a challenge such as this, pushing me outside of my comfort zone, that allows me to grow as an artist and gain confidence in myself.

Briefing of the two premieres by Sol Leon and Sharon Eyal at Staatsoper Berlin, ph: Holger Jacobs

This process has broadened my understanding of what it means to be a dancer and an artist. The magical atmosphere that Sol has been able to capture with ‚Stars Like Moths‘, allows me to step into an entirely new realm of dance that seems to have no rules or boundaries.

I’m sure each audience member will take their own meaning away from the piece, but something I have personally taken away from this process, is that there is beauty to be found in both the extraordinary and the ordinary.
Though at first glance they seem worlds apart, stars and moths are not so different. Both are surrounded by light; light which will one day inevitably burn out.

Sharon’s process is a very unique one.
The dancers learn a lot of material and then, much like a conductor guiding an orchestra, Sharon stands at the front of the studio and instructs the movement, timing, formations, and dynamics, as we try our best to follow the instructions and do the movements correctly.
What feels like chaos in the beginning, gradually morphs into a captivating symphony of movement; a group of dancers moving together so precisely, it’s almost as if we are one organism.

Briefing of the two premieres by Sol Leon and Sharon Eyal at Staatsoper Berlin, ph: Holger Jacobs