MaMi’s Food & Wine
von Josefine Kammerer (la.foodista on Instagram)
13.06.2022
Ein kulinarisches Märchen in Berlin-Prenzlauer Berg.
Nein, hier gibt es nicht das, was die durchschnittliche „Mami“ ihren Kindern serviert. Ganz im Gegenteil. Aber vielleicht war es zu Hause bei den Geschwistern (Ma)rcel und (Mi)riam auch anders?
Die beiden haben vor circa einem Jahr das frühere französische Restaurant „Sucre & Sel“ auf der belebten und stimmungsvollen Oderberger Straße in Berlin-Prenzlauer Berg übernommen und verzücken nun die Gäste mit einer Selektion kleiner Tellergerichten an modernen Interpretationen internationaler Speisen. Kommuniziert wird hier mit Referenz an die Märchenwelt, in die es gilt hineingezogen zu werden – recht ungewöhnlich in so einem Rahmen.
„Wer hat von meinem Tellerchen gegessen?“ – fragt man hier jedoch eher nicht, denn, wie derzeit „state of the art“, gibt es hier Tellergerichte zum Teilen. Bei dem Sharing-Menü „Tischlein deck dich!“ kann zwischen „Kleiner Tisch“ (8 Teller) und „Großer Tisch“ (10 Teller) gewählt werden. Schön ist, dass der Gast auch Vorlieben aus der Karte benennen oder Gerichte ausschließen kann.
So begann der Abend bei uns mit einem Sauerteigbrot & Aioli und einem Teller geräuchertem Schinken sowie luftgetrocknetem Iberico-Schinken, dazu eingelegtem Gemüse.
Es folgten ein Hamachi-Sashimi und eine einzigartige Komposition der spanischen Pimientos de Padron. Das Sashimi, kombiniert mit grünem Spargel und süß-säuerlich eingelegten Radieschen, war mit einer selbst angesetzten jungen Soja-Soße abgeschmeckt. Soja-Soße wird ähnlich hergestellt wie Sauerteigbrot, nämlich durch Fermentierung von Sojabohnen mit Hilfe eines Pilzes – Koji. Nach der ersten Herstellungsphase muss die Soja-Koji-Mischung einmal wöchentlich umgerührt werden, für 6 bis 12 Monate. In dieser Zeit entwickelt sich ihr Aroma. Eine junge Soja-Soße schmeckt daher etwas sanfter, ideal, um die feinen Geschmäcker des Hamachi (Gelbschwanzmakrele) und des Spargels nicht zu bedrängen.
Die Zubereitung der Pimientos de Padron bot eine einzigartige, geschmackliche Vielfalt am Gaumen. Gebraten in Knoblauch, überzogen mit Dulce de Leche, dazu eine zarte Scheibe von konfierten Salzorangen und Raspeln von charaktervollem Cheddarkäse. Diese Kombination lässt die Geschmacksexplosionen am Gaumen ja bereits vermuten.
Ein weniger herausstechendes Gericht war die Szechuan Bolo(gnese), welche mit Salatherzschiffchen und Creme Fraiche kam. Frisch und knackig, aber die Beschreibung bezieht sich auf die Provinz Szechuan. Anders als der Name vermuten lässt, wird kein Szechuan Pfeffer, sondern diverse Chili-Sorten und Pasten verwendet. Die Referenz zu gilt der scharfen Küche, jedoch war mir die Schärfe nicht prägnant genug. Nicht, wenn dieser dem Gericht seinen Namen gibt.
Ein Knaller ist der „Reiche Ritter“, jedenfalls wenn man foie gras-Liebhaber ist. Ein, auf der Zunge zergehendes Märchen aus Entenstopfleber, ummantelt von einem buttrig-weichen Brioche, in Miso kurz angebraten und serviert mit einer Orangenkonfitüre und Mandelsplittern. Spätestens jetzt ist man „wahrlich“ in ein kulinarisches Märchen eingetaucht. Alleine dafür rate ich jedem noch schnell einmal hier zu essen, bevor es von der Karte kommt.
Auch die Desserts haben dem Abend einen fabelhaften Abschluss verliehen. Statt einer Kombination mit Käse, entschieden wir uns für die beiden angebotenen Süßspeisen. Das weiße, cremige und doch leichte Ganache, abgeschmeckt mit Zitrone, dazu ein Karamell aus reduziertem Zitronensaft, frischen deutsche Erdbeeren, Tupfern einer Szechuan-Pfeffercreme, und Brüchen von Erdbeer-Baiser überzeugte. Auch der Limoncellokuchen mit Grüntee-Tapiokaperlen mit Lemon-Curd (Zitronencreme) war wunderbar erzählt.
„Wer hat aus meinem Becherlein getrunken?“ – die hiesige, sorgfältigen und vielfältigen Selektion von ca. 200 Weinen ist fabelhaft. Für jeden was dabei und aufgrund der erfahrenen Beratung von Miriam wird hier auch der Passende für die entsprechenden Gerichte und eigenen Vorzügen serviert.
Aber keine Sorge, anders als bei vielen Märchenfiguren schaden die verzauberten Speisen den Gästen, selbst bei unkontrollierbaren Gelüsten, nicht, sondern sorgen für einen inspirierten, stimmungsvollen, ja, man könnte sagen, märchenhaften Abend.
MaMi’s Food & Wine
Oderbergerstraße 13
10435 Berlin-Prenzlauer Berg
Tel. 030 23916567
english
MaMi’s Food & Wine
von Josefine Kammerer (la.foodista on Instagram)
13.06.2022
A culinary fairytale in Berlin-Prenzlauer Berg.
No, this isn’t what the average „mommy“ serves her kids. Quite on the contrary. But maybe it was different at home for the siblings (Ma)rcel and (Mi)riam?
About a year ago, the two took over the former French restaurant „Sucre & Sel“ on the lively and atmospheric Oderberger Straße in Berlin-Prenzlauer Berg and are now delighting guests with a selection of small dishes on modernly interpretated international dishes. The language of their menu resembles to the fairytale world, into which one is to be drawn in the course of the evening – quite unusual in such a framework.
„Who ate from my plate?“ – you don’t tend to ask this here, because, as is currently „state of the art“, the dishes are meant to be shared. With the sharing menu „Tischlein deck dich!“ (reference to the fairytale of “the Wishing-Table”) you can choose between the „Small table“ (8 plates) and the „Big table“ (10 plates). Particularly nice is, that the guest can name preferences from the menu or exclude dishes.
For us the evening started with a sourdough bread & aioli and a plate of smoked ham and air-dried Iberico ham, served with pickled vegetables.
This was followed by a Hamachi sashimi and a unique composition of the Spanish Pimientos de Padron. The sashimi, combined with green asparagus and sweet-sour pickled radishes, was seasoned with a self-made young soy sauce. Soy sauce is made similar to sourdough bread, by fermenting soybeans with the help of a fungus – koji. After the first phase of manufacture, the soy-koji mixture needs to be stirred once a week for 6 to 12 months. During this time, its aroma develops. A young soy sauce therefore tastes a little milder, ideal for not overpowering the fine flavors of the hamachi (amberjack) and asparagus.
The preparation of the Pimientos de Padron offered a unique variety of flavors on the palate. Roasted in garlic, coated in dulce de leche, topped with a thin slice of confit salted orange and shavings of strong cheddar cheese. This combination already suggests the taste explosions on the palate.
A less outstanding dish was the Szechuan Bolo(gnese), which came with boats of lettuce hearts and creme fraiche. Fresh and crunchy, but the description refers to the Szechuan province. Contrary to what the name suggests, no Szechuan pepper is used, but various types of chili and pastes. Thus, the reference is to the spicy kitchen. However, the spiciness was not concise enough for me. Not if it ought to give the dish its name.
The „Reiche Ritter“ was a hit, at least if you’re a foie gras lover . A mouth-watering tale of duck foie gras smothered in a buttery soft brioche, sautéed in miso and served with an orange jam and slivers of almonds. Now at the latest you are „truly“ immersed in a culinary fairy tale. For that alone, I advise everyone to eat here quickly before it is off the menu.
The desserts concluded the evening fabulously. Instead of a combination with cheese, we opted for the two desserts offered. The white, creamy, yet light ganache spiced up with lemon, paired with a caramel made from reduced lemon juice, fresh German strawberries, dabs of Szechuan pepper cream, and slivers of strawberry meringue, was a winner. The tale of the limoncello cake with green tea tapioca pearls and lemon curd (lemon cream) was also wonderfully told.
„Who drank from my cup?“ – the local, careful selection of around 200 wines is exquisite. There is something for everyone and thanks to Miriam’s experienced advice, the ideal wine pairing according to the respetive dishes and personal preferences are served.
But don’t worry, unlike many fairytale characters, the enchanted dishes do not harm the guests, even with uncontrollable cravings, but rather lead to an inspired, atmospheric, yes, one could say, fairytale evening.
MaMi’s Food & Wine
Oderbergerstraße 13
10435 Berlin-Prenzlauer Berg
Tel. 030 23916567
Author: Josefine Kammerer
Josefine Kammerer arbeitet bei einem Incubator von Unternehmen in Berlin und ist Besitzer des neuen israelischen Restaurants AVIV 030 in Berlin-Neukölln. Während eines Sabbatical besuchte sie eine Kochschule in Südamerika und betätigt sich in Berlin als Foodguide für das online Kulturmagazin kultur24.berlin.