PARIS IS FOR LIFE

PARIS IS FOR LIFE, Eiffelturm Paris 1998 © Holger Jacobs

PARIS IS FOR LIFE

Von Holger Jacobs

14.11.2015

Liebe Freunde,

eigentlich führe ich nur ein Kulturmagazin und habe mit Politik nichts am Hut. Jedoch bei den furchtbaren Bildern, die uns heute durch die Medien aus Paris erreichen, kann auch die Kunst nicht schweigen. Zumal ich selbst 20 Jahre in der Stadt der Liebe gelebt habe und mein Herz immer noch dort ist.

Wie schon im Januar bei der Satire-Zeitschrift Charlie Hebdo trifft es Menschen, die das Leben und die Kunst lieben. Allein im Konzerthaus „Le Bataclan“ im 11. Arrondissement von Paris wurden 120 Menschen ermordet, als sie einem Konzert zuhörten wollten. Aber dem Terror geht es natürlich nicht allein um die Kunst. Sondern um alles, was unsere freiheitlich demokratischen Werte ausmachen.

Wie und wo es begann ist sicher nur schwer zu sagen, jedoch hat es meiner Meinung nach sehr viel mit dem Beginn der Erdöl-Ausbeute in den arabischen Staaten zu tun, als westliche Firmen in diese Länder einfielen, um die natürlichen Ressourcen auszubeuten. Nach Übernahme der Erdölförderung durch die arabischen Staaten erlebte die Region einen beispielhaften Boom, der heute Dubai und Abu Dhabi zu den reichsten Städten der Welt macht. Doch Macht und Reichtum brachte nicht nur Dollars, sondern auch westliche Lebensart in diese Länder, deren Bevölkerung aber häufig noch einen Lebensstandard hat wie im Mittelalter. Und dabei immer noch streng gläubig ist.

Dies führte und führt zu einem Konflikt, der nur schwer aufzulösen ist.

Dabei war die muslimische Welt seit der Eroberung Jerusalems im Jahr 1197 bis zu ihrer Vertreibung aus Spanien 1492 der westlichen Welt in Wissenschaft und Technik weit überlegen. Erst nach 1500 drehte sich die Geschichte und der Siegeszug der christlichen Länder Europas durch die Eroberung der Weltmeere und anderer Kontinente begann. Reichtum und Wohlstand ließen Kunst und Wissenschaft in Ländern wie Italien, Spanien und Portugal erblühen. Die muslimische Welt konnte nicht mehr mithalten und geriet ins Hintertreffen. Bis in die 50-er Jahre des 20. Jahrhunderts lebten Muslime in den arabischen Ländern überwiegend als Nomadenstämme in den Wüsten der arabischen Halbinsel.

Der 13. November 2015 wird wohl für die Franzosen ähnlich in Erinnerung bleiben, wie der 11. September 2001 für die Amerikaner. Der Konflikt islamischer Gruppen gegen den Einfluss westlicher Zivilisation in ihren Ländern hatte in den 90er Jahren weiter zugenommen. Nicht von ungefähr war es ausgerechnet der Sohn einer reichen saudischen Familie, Osama Bin Laden, der jede westliche Lebensart abgrundtief hasste. Er machte dafür in erster Linie die USA verantwortlich, die schon seit den 40-er Jahren durch Erdöl-Großkonzerne die arabischen Länder ausbeutete und ihnen im Gegenzug westliche Lebensweisen ins Land brachte. Viele Muslime glaubten und glauben, dass sie dadurch ihre Identität verlieren. Al Quaida wurde gegründet und Osama rief zum Kampf gegen die Ungläubigen.

14 Jahre danach hat sich die Lage keinesfalls verbessert, eher verschlimmert. 2003 ist George W. Bush als amerikanischer Präsident ohne Grund in den Irak eingefallen und hat das gesamte Land ins Chaos gestürzt. Neue radikale Gruppierungen bildeten sich als Widerstand, deren schlimmste, die sogenannte IS (Islamischer Stadt) heute weite Teile vom Irak und Syrien kontrolliert. Sie hat Al-Quaida abgelöst und führt einen grausamen Krieg gegen alle, die nicht mit ihr ziehen. Auch gegen die eigene Bevölkerung und andere muslimische Gruppen. Jetzt scheint sie ihren Krieg nach Europa auszuweiten. Paris ist vielleicht nur der Anfang.

Author: Holger Jacobs

Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.

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