Preview Berlinale 2020 – Filme, Tickets, Wettbewerb
Von Holger Jacobs
17.02.2020
Die 70. Internationalen Filmfestspiele von Berlin mit einem Neustart
Seit 1. Juni 2019 gibt es ein neues Spitzenteam als Leitung der Berlinale:
Der Italiener Carlo Chatrian, vormals Leiter der Filmfestspiele in Locarno, und die Niederländerin Mariette Rissenbeek, die in der Findungskommission zusammen mit Kulturstaatssekretärin Monika Grütters für die Suche nach einem neuen Leiter war und sich sozusagen selbst fand…
Rissenbeek war vorher Mitarbeiterin bei German Films (unterstützt den Export deutscher Filmproduktionen) und übernimmt jetzt die Geschäftsführung der Berlinale, wobei Carlo Chatrian die künstlerische Leitung übernimmt.
Ist dies nun ein Paradigmenwechsel der Berlinale?
Nein! Fast alles bleibt beim Alten. Die Veränderungen sind nur minimal.
Das Wichtigste: Berlin bleibt ein Publikumsfestival!
Das heißt: Anders als bei den anderen großen Filmfestivals, wie in Cannes oder Venedig, darf hier auch das Publikum alle Filme im Wettbewerb und in den anderen Sektionen sehen. So demokratisch geht es nur an der Spree zu.
Hier die wichtigsten Veränderungen:
Die Gesamtzahl der gezeigten Filme mit Wettbewerb und allen Sektionen beträgt jetzt 340 gegenüber 400 im letzten Jahr. Das entspricht 15 % weniger. Dem Wunsch vieler nach einer deutlichen Verschlankung des Festivals ist also nur bedingt entsprochen worden.
Die Sektionen „Kulinarisches Kinos“ und das „Native“ Programm entfallen ganz.
Dafür wurde die Sektion „ON TRANSMISSION“ als Sonderprogramm zur 70. Berlinale entwickelt: 7 Regisseure, die alle schon bei der Berlinale ihre Filme gezeigt und manchmal sogar den Goldenen Bären gewonnen haben, wurden eingeladen, ihrerseits 7 Regisseure zu benennen, deren Filme auf der Berlinale gezeigt werden sollten. Nach jeder Vorführung ihrer Filme gibt es ein öffentliches Gespräch mit den beiden Regisseuren.
Bei der Sektion ON TRANSMISSION würde mich interessieren:
Am 23.02.2020 die Filme von und das Gespräch mit Margarethe von Trotta („Heller Wahn“) und Ina Weisse („Der Architekt“)
Und am 27.02.2020 die Filme und das Gespräch von Ang Lee (zeigt seinen Film „Brokeback Mountain“) und Wandafuru Raifu (zeigt seinen Film „Japan 1998“).
Alle Veranstaltungen und Filmvorführungen der Reihe „On Transmission“ finden in der Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, in Berlin-Tiergarten statt.
Neu ist auch die Sektion ENCOUNTERS.
Die wichtigste Veränderung zur letzten Saison ist die neue Sektion „ENCOUNTERS“.
In ihr sollen Weltpremieren von Filmen gefeiert werden, die „ästhetisch und strukturell wagemutige Arbeiten von unabhängigen und innovativen Filmschaffenden zeigen“, so der Pressetext. Diese Bezeichnung ließe sich natürlich auch auf alle anderen 340 Filme des Festivals anwenden. Wie diese Filme dann wirklich sein werden, muss sich also erst noch zeigen.
In der Sektion „Encounters“ werden 15 Filme gezeigt, eine drei-köpfige Jury wird am Schluss einen Sieger prämieren.
In der Sektion „ENCOUNTERS“ würde mich interessieren:
„Nackte Tiere“ von Melanie Wälde
„Police“ von Anne Fontain mit Omar Sy („Ziemlich beste Freunde“) und Virginie Efira
Andere Sektionen sind geblieben:
– PANORAMA (z.B. mit „Always Amber“ von Lia Hietala),
– FORUM,
– GENERATIONEN“ (z.B. mit „Alice Junior“ Gil Baroni),
– PERSPEKTIVE DEUTSCHES Kino (z.B. mit „Ein Fisch, der auf dem Rücken schwimmt“ von Eliza Petkova)“,
– RETROSPEKTIVE/ BERLINALE CLASSICS“,
– BERLINALE SHORTS“ und
– BERLINALE SERIES“ (z.B. mit „Sex“ von Clara Mendes
und „Stateless“ von Cate Blanchett!)
Die Berliner Filmfestspiele sind übrigens das einzige Festival, welches konkret auch Filmserien, die ja eigentlich nur im Fernsehen gezeigt werden, in das Programm mit aufnimmt.
Zum Thema Netflix und anderen Streaming-Diensten:
Filme, die von diesen Anbietern produziert wurden, müssen, wenn sie in das Programm des Festivals mitaufgenommen werden wollen, eine Zeit lang auch in einem Kino laufen. Dieses Verfahren wird mittlerweile auch bei den anderen Festivals und sogar bei der Oscar-Verleihung (Oscar für Laura Dern in der Netflix-Produktion „Marriage Story“) praktiziert.
Die BERLINALE SPECIAL GALAS
Wer gerne berühmte Stars sehen möchte kommt in dieser Kategorie auf seine Kosten. Da es im Wettbewerb zukünftig keine Filme mehr „Außer Konkurrenz“ geben wird (von denen viele große Hollywood-Produktionen waren), sind diese Filme in die Kategorie BERLINALE SPECIALS verbannt worden.
In der Sektion „BERLINALE SPECIAL“ würde mich interessieren:
„My Salinger Years“ von Phillipe Falardeau mit Sigourney Weaver (als Eröffnungsfilm am Donnerstag im Berlinale Palast)
„Minamata“ von Andrew Levitas mit Johnny Depp (am 21.02.2020 um 21.00 Uhr im Friedrichstadt-Palast)
„Hillary“ von Nanette Burstein mit und über die ehemalige Außenministerin und Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton (am 24.02.2020 um 14.30 Uhr im Haus der Berliner Festspiele)
Der WETTBEWERB:
Nur noch 18 statt 24 Filme im Wettbewerb.
Mit fünf Filmen stellt das Land Frankreich einen Schwerpunkt. Aus Deutschland kommen zwei Produktionen, aus Italien ebenfalls zwei.
Im Wettbewerb würde mich interessieren:
„Berlin Alexanderplatz“ von Burhan Qurbani
„DAU. Natasha“ von Ilya Khrzhanovskiy
„Domangchin yeoja (The Womam who ran)“von Hong Sandsoo
„The roads not taken“ von Sally Potter mit Jarvier Bardem und Elle Faning
„Schwesterlein“ von Stéphane Chuat mit Nina Hoss und Lars Eidinger
„Never Rarely Sometimes Always“ von Eliza Hittman
„Siberia“ von Abel Ferrara mit Willem Dafoe
„Undine“ von Christian Petzold mit Paula Beer und Franz Rogowski
„Le Sel des Larmes“ von Phillipe Garrel mit Logann Antuofermo
Die Jury für den Wettbewerb leitet Jeremy Irons („Kafka“, „Lolita“, „Stirb langsam-Die Hard“).
Weitere Jury-Mitglieder sind die franz. Schauspielerin Bérénice Bejo („The Artist“), die deutsche Filmproduzentin Bettina Brokemper („Wild“ mit Lilith Stangenberg), die palästinensische Regisseurin Annemarie Jacir („Das Salz des Meeres“), der amerikanische Drehbuchautor Kenneth Lonergan („Gangs of New York“), der italienische Schauspieler Luca Marinelli („Tu nichts Böses“) und der brasilianische Regisseur Kleber Mendonca Filho („Aquarius“)
Im Großen und Ganzen ist die 70. Berlinale eine Fortsetzung ihres früheren Leiters Dieter Kosslick.
Auch die Spielstätten sind überwiegend dieselben geblieben:
Berlinale Palast und die Cinemaxx Kinos am Potsdamer Platz, der Friedrichstadt-Palast (Friedrichstrasse 107) und das Kino International (Karl-Marx-Allee 33).
Neu hinzugekommen sind das Cubix am Alexanderplatz, das Theater Hebbel am Ufer (Hallesches Ufer 32), das Haus der Berliner Festspiele (Schaperstr. 24) und die Akademie der Künste (Hanseatenweg 10).
Auch der Ticketverkauf hat sich nicht geändert:
Immer bis max. drei Tage im Voraus können Karten gekauft werden. Entweder online auf der Berlinale-Homepage oder in den verschiedenen Vorverkaufsstellen:
Potsdamer Platz Arkaden, Kino International und in der Audi City Boutique (Kudamm 195). Zwischen 10 – 20 Uhr.
Den Ehren-Bären bekommt dieses Mal die britische Schauspielerin Helen Mirren („The Queen“) überreicht.
Eröffnet wird die Berlinale feierlich am Donnerstag Abend mit dem Film „My Salinger Year von Phillipe Falardeau und einer Gala im Berlinale Palast am Potsdamer Platz um 19.00 Uhr. Im Fernsehen wird die Gala live ab 19.20 Uhr auf 3sat übertragen. Zusätzlich gibt es einen Livestream.
Euch allen viel Spaß bei hoffentlich vielen tollen Filmen!
English text
Preview Berlinale 2020
By Holger Jacobs
02/17/2020
The 70th Berlin International Film Festival with a fresh start
Since June 1, 2019, there has been a new top team leading the Berlinale: The Italian Carlo Chatrian, formerly director of the film festival in Locarno, and the Dutchwoman Mariette Rissenbeek, who was in the Finding Commission together with Secretary of State for Culture Monika Grütters for the search for a new director and she found herself, so to speak … Rissenbeek was previously an employee at German Films (supports the export of German film productions) and is now taking over the management of the Berlinale, Carlo Chatrian taks over the artistic direction.
Is there a paradigm shift at the Berlinale?
No! Almost everything stays the same.
The changes are minimal. The most important thing: Berlin remains a public festival! In other words, unlike the other major film festivals, such as Cannes or Venice, the audience can also see all films in the competition and in the other sections. Only at the Spree there is so much democracy.
Here are the most important changes:
The total number of films shown with competition and all sections is now 340 compared to 400 in the last year. That corresponds to 15% less. The desire of many for a significant streamlining of the festival has therefore only been met to a limited extent.
The sections „Culinary Cinema“ and the „Native“ program no longer exist.
For this purpose, the section „ON TRANSMISSION“ was developed as a special program for the 70th Berlinale:
7 directors, all of whom have already shown their films at the Berlinale and sometimes even won the Golden Bear, were invited to name 7 directors whose films were shown on the Berlinale.
After each screening of their films there is a public discussion with the two directors.
On Tuesday, February 23, 2020, I recommend the films by and the conversation with Margarethe von Trotta („Heller Wahn“) and Ina Weisse („The Architect“).
And on February 27th, 2020, the films and the conversation by Ang Lee (showing his film “ Brokeback Mountain „) and Wandafuru Raifu (shows his film“ Japan 1998 „).
All events and film screenings of the „On Transmission“ series take place in the Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, in Berlin-Tiergarten.
The ENCOUNTERS section is also new.
The most important change from last season is definitely the new section „ENCOUNTERS“.
It is intended to celebrate world premieres of films that „show aesthetically and structurally daring work by independent and innovative filmmakers,“ said the press release. This term could of course also be applied to all other 340 films of the festival. It remains to be seen how these films will really be.
In the section „Encounters“ 15 films are shown, a three-member jury will award a winner at the end.
In the section „ENCOUNTERS“ I would be interested in:
„Naked animals“ by Melanie Wammlung
„Police“ by Anne Fontain with Omar Sy („Best Friends“) and Virginie Efira
Other sections have remained:
– PANORAMA (eg with „Always Amber“ by Lia Hietala), – FORUM, – GENERATIONS „(eg with“ Alice Junior „Gil Baroni), – PERSPECTIVE GERMAN cinema (eg with“ A fish that swims on your back „by Eliza Petkova) „, – RETROSPEKTIVE / BERLINALE CLASSICS“, – BERLINALE SHORTS „and – BERLINALE SERIES“ (eg with „Sex“ by Clara Mendes and „Stateless“ by Cate Blanchett!) Incidentally, the Berlin Film Festival is the only festival, which is also concrete Films that are actually only shown on television are included in the program. On the subject of Netflix and other streaming services: Films that were produced by these providers must have a time if they want to be included in the festival program for a long time in a cinema, which is now also used at other festivals and even at the Academy Awards (Oscar for Laura Dern in the Netflix production „Marriage Story“).
BERLINALE SPECIAL GALAS
Who would like to see famous movie stars will get them in this category.
Since there will be no „Out of Competition“ films in the competition anymore (many of which were major Hollywood productions), these films have been relegated to the „Berlinale Specials“ category.
In the section „BERLINALE SPECIAL“ I would be interested:
„My Salinger Years“ by Phillipe Falardeau with Sigourney Weaver (at the Berlinale Palast
„Minimata“ by Andrew Levitas with Johnny Depp (in the Friedrichstadt-Palast)
„Hillary“ by Nanette Burstein with and about the former Secretary of State and Presidential Candidate Hillary Clinton (in the Haus der Berliner Festspiele
The COMPETITION
Only 18 instead of 24 films in the competition. With five films in competition, the country France is a focal point. Two productions come from Germany and two from Italy.
I would be interested in:
„Berlin Alexanderplatz“ by Burhan Qurbani
„DAU. Natasha“ by Ilya Khrzhanovskiy
„Domangchin yeoja (The Womam who ran)“ by Hong Sandsoo
„The roads not taken“ by Sally Potter with Jarvier Bardem and Elle Faning
„Little Sister“ by Stéphane Chuat with Nina Hoss and Lars Eidinger
„Never Rarely Sometimes Always“ by Eliza Hittman
„Siberia“ by Abel Ferrara with Willem Dafoe
„Undine“ by Christian Petzold with Paula Beer and Franz Rogowski
„Le Sel des Larmes“ by Phillipe Garrel with Logann Antuofermo
The competition jury is headed by Jeremy Irons („Kafka“, „Lolita“, „Die Hard-Die Hard“).
The other jury members are Actress Bérénice Bejo („The Artist“), German film producer Bettina Brokemper („Wild“ with Lilith Stangenberg), Palestinian director Annemarie Jacir („The Salt of the Sea“), American screenwriter Kenneth Lonergan („Gangs of New York“ ), the Italian actor Luca Marinelli („Don’t do anything bad“) and the Brazilian director Kleber Mendonca Filho („Aquarius“)
You see, on the whole, the 70th Berlinale is a continuation of its former director Dieter Kosslick.
Most of the venues have remained the same:
the Berlinale Palast and the Cinemaxx cinemas on Potsdamer Platz, the Friedrichstadt-Palast (Friedrichstrasse 107) and the Kino International (Karl-Marx-Allee 33). Newly added are the Cubix on Alexanderplatz, the Hebbel am Ufer theater (Hallesches Ufer 32), the Haus der Berliner Festspiele (Schaperstr. 24) and the Akademie der Künste (Hanseatenweg 10).
Ticket sales have not changed either:
Always up to max. three days in advance Tickets can be bought.
Either online on the Berlinale homepage or in the various advance booking offices: Potsdamer Platz Arkaden, Kino International and in the Audi City Boutique (Kudamm 195). Between 10 a.m. and 8 p.m.
This time the British actress Helen Mirren („The Queen“) receives the honorary bear.
The Berlinale will be opened on Thursday evening with the film „My Salinger Year“ by Phillipe Falardeau and a gala in the Berlinale Palast at Potsdamer Platz at 7:00 pm.
The gala will be broadcast live on 3sat from 7:20 pm. There is also a livestream.
We hope you all enjoy a lot of great movies!
Author: Holger Jacobs
Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.