Review Gallery Weekend 2022

Galerie Deschler - Luciano Castelli - Elvira Bach © kultur24.berlin

Review Gallery Weekend 2022

 

Von Holger Jacobs

04.05.2022

Nach zwei Jahren Corona-Pause kamen Tausende Kunstbegeisterte wieder nach Berlin

Schon am Donnerstag, dem 28. April, ging es los:
Lange Staus auf der Friedrichstrasse, wie ich sie seit langer Zeit nicht mehr erlebt habe, kündigten ein 1. Mai Wochenende mit Touristen aus aller Herren Länder an.

Ob diese vielen Touristen gewusst haben, dass sich die Stadt Berlin in ihr erstes großes Kunst-Event seit Beginn der Corona-Pandemie vor zwei Jahren stürzte?
Sicher nicht. Doch viele von ihnen waren explizit genau dafür gekommen und schlenderten von einer Galerie zur anderen, von einer Ausstellung zur nächsten.

Artwork by Truth Parsons, Galerie Esther Schipper, Potsdamer Str. 81, Photo: Holger Jacobs

Besonderer Anziehungspunkt war wieder einmal die Auguststraße in Berlin-Mitte mit den Galerien Eigen & Art, Marcus Deschler und den KW Kunstwerken.
Vor einigen Jahren gab es dort noch viel mehr Galerien und Kunsträume, allen voran den me-collectors-room des Kunstsammlers Thomas Olbricht.
Doch der zog weg und jetzt soll dort in der Auguststraße 68 ein Samurai-Museum entstehen. Ein Samurai-Museum?
Nun ja, ich will nicht von vorneherein etwas Schlechtes darüber sagen, aber das Thema kommt mir an diesem Ort doch etwas fehl am Platze vor.
Auch das berühmte Restaurant PAULY-SAAL in der ehemaligen jüdischen Mädchenschule, Auguststraße 11, hat die Corona-Pandemie nicht überstanden. Jetzt soll dort ein Ableger des Restaurants „World of Small Wonder“ einziehen. Die PAULY-BAR haben sie schon übernommen.
Auch der Rest des Hauses hat seine früheren Galerien verloren. Bis auf den Salon Frieder Burda (war geschlossen!) und die Galerie Michael Fuchs mit einem kleinen Show-Room im letzten Obergeschoss.
Der Rest des historischen Gebäudes ist in Working-Spaces umgewandelt worden.
Wie übrigens auch das schöne Kaufhaus Jahndorf in der Brunnenstrasse, indem es früher tolle Ausstellungen gab, wie die der Galerie Deschler mit ihrem Künstler Luciano Castelli (zurzeit in der Ausstellung der NEUEN WILDEN bei Deschler zu sehen).

Artist Elvira Bach in front of her painting, Galerie Deschler, Photo: Holger Jacobs

Der anschließende Besuch der PAPER POSITIONS wartete mit vielen positiven Überraschungen auf.
Die nur auf Papierarbeiten spezialisierte Kunstmesse konnte mit wunderbaren Werken von Henri Matisse, Emil Nolde und Andy Warhol in einer tollen Räumlichkeit begeistern.

Bilderserie mit 8 Fotos der PAPER POSITIONS:

Artwork by Henri Matisse,1952, Galerie Kunkel. München, Paper Positions, Photo: Holger Jacobs

Das schöne Wetter (strahlender Sonnenschein bei max. 18 Grad Celsius) machte Lust auf mehr und so gelangte ich am Ende der Charlottenstraße (verläuft parallel zur Friedrichstraße) zu dem Pop-Up Art Space OUT OF OFFICE, in dem die drei Galerien Evelyn Drewes (Hamburg), Rita Burster (Berlin) und Judith Andreae ihre Künstler während des Gallery Weekends zeigten.
Die Tochter von Judith Andreae, Katja Andreae, schrieb früher als freie Autorin für mein online Magazin kultur24.berlin und wird jetzt eine leitende Stelle in einer der großen Galerien in Berlin übernehmen.

Artwork by Alexander Schulz, Galerie Andreae, Out of Office, Photo: Holger Jacobs

Weiter ging es zur Potsdamer Straße, bereits seit sieben, acht Jahren ziemlich „ge-hyped“, war zuletzt etwas ins Hintertreffen geraten, als mehrere Galerien wieder abgewandert waren (u.a. Blain Southern, Michael Janssen und Johann Haehling mit Circle Culture).
Doch welche Überraschung: im Mercator-Hof,  der ehemaligen Druckerei des Tagesspiegels (Potsdamer Str. 81), hatte sich die Galerie Esther Schipper in neue Räume begeben und die riesige Halle der Druckerei, ehemals von Blain Southern belegt, wird nun vom Galeristen Max Hetzler bespielt. Und das mit keinem geringeren als dem bekannten Künstler Günther Förg. Sehenswert! (Eine Bilderserie der Ausstellung mit 8 Fotos weiter unten).

Weiter ging es die Potsdamer Straße runter zur Kreuzung Kurfürstenstraße (nicht zu verwechseln mit dem Kurfürstendamm!), wo in der Regel ab nachmittags Prostituierte ihre Dienste anbieten. Hier im niedrigen Flachbau über einem Döner-Laden und ehemaligem Woolworth gab es bis jetzt den Kunstraum „HOME TO ARTISTS“ mit verschiedenen jungen Künstlern, die dort lebten und arbeiteten. Dieses Mal stellte die UDK-Schülerin Tabea Baumann ihre Plexiglas-Werke aus.

Artwork by Tabea Baumann, Home to Artists, Photo: Holger Jacobs

Zurück ging es zum Potsdamer Platz, auf dem zurzeit auf 50 Stehlen 100 Portraits des italienischen Fotografen Oliviero Toscani (bekannt für seine schockierende Benetton-Werbung in den 90er Jahren) ausgestellt sind. Seine Serie heißt „Die Deutschen des 21. Jahrhunderts“ und bezieht sich auf die berühmte Serie „Menschen des 20. Jahrhunderts“ von August Sander aus dem Jahr 1925.

Schließlich landete ich, wo sonst, im Restaurant Borchardt auf der Französischen Straße, welches, wen wunderts, bis auf den letzten Platz besetzt war. Gleich nebenan gab es nochmal Kunst:
Der Galerist Johann König hatte in der Französischen Str. 48 einen Pop-Up Space seiner MISA-ART (Messe in St. Agnes) installiert mit Arbeiten von Elvira Bach bis Jiri Dokupil.

MISA ART, König Galerie, Französische Strasse, Photo: Holger Jacobs

Zum Abschluss gab es für mich am Samstag die Premiere der Oper „Falstaff“ von Verdi in der Komische Oper Berlin (kultur24 berichtete), welches den krönenden Abschluss dieses Wochenendes bedeutete.
Mehr davon!

Bilderserie mit 8 Fotos der Günther Förg Ausstellung in den neuen Galerieräumen von Max Hetzler:

Artworks by Günther Förg, Galerie Max Hetzler, Photo: Holger Jacobs

 

Author: Holger Jacobs

Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.

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