Udo Kittelmann verlässt die Nationalgalerie

Udo Kittelmann -Hamburger Bahnhof © Jacobs/ Elrich/ kultur24.berlin

Udo Kittelmann verlässt die Nationalgalerie

 

Von Holger Jacobs

25.08.2019

English text

Ein hochgeschätzter Museumsdirektor geht. Konnte er die Erwartungen erfüllen?

Udo Kittelmann kannte ich noch aus seiner Zeit als erfolgreicher Direktor des Museums für Moderne Kunst in Frankfurt.
Seine Arbeit dort war großartig.

Höhepunkt seiner Karriere war sicher seine Arbeit als Kurator des Deutschen Pavillons 2001 in Venedig mit dem Künstler Gregor Schneider (Ihr wisst noch, bei dem Mann/ Frau durch die engen Räume kriechen musste), wobei der Deutsche Beitrag mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet wurde.

Kaum in Berlin 2008 angekommen war Udo Kittelmann gleich für 5 Museen zuständig, u.a. für die Neue und Alte Nationalgalerie und den Hamburger Bahnhof.

Mit den Einzelausstellungen zu Thomas Demand, Gerhard Richter und Otto Piene konnte Kittelmann auch hier in Berlin große Erfolge feiern.

Doch die Ausstellungen im Hamburger Bahnhof, seit der Schließung der Neuen Nationalgalerie 2015 wegen langjähriger Renovierungsarbeiten das einzige staatliche Museum für zeitgenössische Kunst in Berlin, wurden immer langweiliger.

Tiefpunkt waren sicher 2015 die 12 Rentiere, die plötzlich für einige Monate die große Halle des Hamburger Bahnhofs bevölkerten. Kanarienvögel und Mäuse folgten.

Auch die Sammlungsshow „Hello World. Revision einer Sammlung“ im letzten Jahr zeigte eigentlich nur Werke, die ständig im Museum hängen und jedermann schon kannte.

Auch die sicher sehr interessante Emil Nolde Austellung in diesem Jahr kann das Gesamtergebnis nicht verbessern.

Da waren die Ausstellungen im Museum Martin-Gropius-Bau:
„Bestandsaufnahme Gurlitt“,
„Jürgen Teller“,
„Lee Miller“,
„Germaine Krull“,
„Piet Mondrian“,
„David Bowie“

um einiges spannender. Solche Ausstellungen hätte ich mir auch im Hamburger Bahnhof gewünscht.

Bleibt also eine gewisse Enttäuschung über das Schaffen von Udo Kittelmann in seiner Zeit in Berlin.

Als großes Klotz am Bein erweist sich übrigens die zwar große, aber von seiner Qualität eher mittelmäßige Sammlung Friedrich Christian Flick in den angrenzenden Rieckhallen. Keiner wagte es in den letzten Jahren daran etwas zu verändern oder auch nur irgendwie umzugestalten.
Der Bund aber versäumte nun die Rieckhallen zu kaufen, weshalb jetzt Investoren das Grundstück, auf dem die Rieckhallen stehen, erworben haben.
Weitere Großbauten für Büros sind also um den Berliner Hauptbahnhof zu erwarten.

Doch was wird dann aus dem Hamburger Bahnhof?

Hamburger Bahnhof, Museum für zeitgenössische Kunst, ph: Holger Jacobs

English text

Udo Kittelmann leaves the Nationalgalerie
By Holger Jacobs
A highly esteemed museum director is leaving. Could he live up to expectations?
I knew Udo Kittelmann even before he came to Berlin as a successful director of the Museum of Modern Art in Frankfurt. His work there was great.
The highlight of his career was certainly his work as curator of the German Pavilion 2001 in Venice with the artist Gregor Schneider, where the German contribution was awarded the Golden Lion.
Barely arrived in Berlin in 2008 Udo Kittelmann was responsible for 5 museums, among others for the Neue and Alte Nationalgalerie and Hamburger Bahnhof.
With the solo exhibitions of Thomas Demand, Gerhard Richter and Otto Piene, Kittelmann also celebrated great successes here in Berlin.
But the exhibitions in the Hamburger Bahnhof, since the closure of the New National Gallery in 2015 the only state museum for contemporary art in Berlin,  were mostly boring.
Low point were certainly 2015, when 12 reindeer suddenly populated the large hall of the Hamburger Bahnhof. Mice and birds came later.
And the collection show „Hello World. Revision of a collection“ in the last year showed only works that are always hanging in the museum and everyone already knew.
And the certainly very interesting Emil Nolde exhibition this year can not improve the overall result.
The exhibitions in the Museum Martin-Gropius-Bau with the exhibitions:
„Inventory Gurlitt“, „Jürgen Teller“, „Lee Miller“, „Germaine Krull“, „Piet Mondrian“, „David Bowie“ and Olafur Eliasson
were a lot more exciting.
I would have liked such exhibitions in the Hamburger Bahnhof.
So there remains a certain disappointment about the work of Udo Kittelmann in his time in Berlin.
Incidentally, the big but rather mediocre collection of Friedrich Christian Flick in the adjoining Rieckhall proves to be a huge block on the leg. No one dared to change them in the last few years or even somehow transformed them. However, as the federal government had failed to buy the Rieckhall, investors have now acquired the land on which they are located, and will probably be placing additional large office buildings around Berlin’s central station.
But what will happen to the Hamburger Bahnhof then?

 

Author: Holger Jacobs

Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.

Cookies help us deliver our services. By using our services, you agree to our use of cookies.