DICKICHT nach Brecht im Maxim Gorki Theater
Von Anna Müller
14.3.2017
Am 11. März 2017 feierte im Maxim Gorki Theater in Berlin das Stück „Im Dickicht der Städte“ von Bertolt Brecht unter dem Kurznamen „Dickicht“ Premiere. Die Inszenierung stammt von Regisseur Sebastian Baumgarten, bekannt für seine Opern- und Theaterinszenierungen vieler komplexer Stücke weit über die Grenzen Berlins hinaus. Die Premieren am Gorkitheater machen mir persönlich immer besonders viel Spaß, was nicht zuletzt auch an den langen, verrauchten und immer von guten Gesprächen gespickten Premierenfeiern liegt.
Auch an diesem Wochenende wurde ich nicht enttäuscht.
Das Stück beginnt, wie angekündigt „nach Brecht“, also nicht mit dem Stück selbst, sondern mit einem Text aus dem „Lesebuch der Städtebewohner“, ebenfalls von Brecht. Ganz in schwarz gehüllt steigen die Schauspieler aus dem Nebel empor, gefangen zwischen leuchtenden Hochhäusern. Anders als man vielleicht denken würde spielt das Stück aber schließlich nicht nur in einer modernen Großstadt wie Berlin, sondern auch im Chicago der 20er Jahre.
Ein Kampf. Um Macht, um Liebe, um Sex. Zwischen dem Leihbibliotheksarbeiter Garga und dem malaiischen Holzhändler Shlink. Während Garga die Firma Shlinks in den Ruin treibt, zwingt dieser Gargas Schwester und seine Geliebte in die Prostitution und bringt Garga, nachdem er die Hure trotzdem zur Frau nahm, selbst in den Knast.
„Zerbrechen Sie sich nicht den Kopf über die Motive dieses Kampfes…“ schrieb Brecht, der selber ein großer Fan des Boxkampfs war, schon im Vorwort zu seiner zweiten Fassung von „Dickicht“ aus dem Jahre 1927. Und so fühle ich mich auch an diesem Abend nicht danach. Denn was für mich an diesem Abend viel wichtiger ist, das ist die atmosphärische Dichte.
Die Geschichte spielt sich dabei hauptsächlich auf der Leinwand im Hintergrund der Bühne ab (Video: Hanna Dörr). Das epische Drama Brechts als Film noir par excellence, von den Schauspielern auf der Bühne live synchronisiert. Sebastian Baumgarten führt hier ein ganz neues Stilmittel ein, welches mich sofort begeistert!
Nicht zu vergessen sind natürlich die umwerfenden Schauspieler die Sebastian Baumgarten für seine Inszenierung ausgewählt hat. Zum einen das Ensemble des Gorki Theaters bestehend aus Lea Draeger, Aleksandar Radenković, Taner Şahintürk, Dimitrij Schaad, Thomas Wodianka und Till Wonka, zum anderen die in ihren Rollen glänzenden Gäste Mateja Meded (Common Ground-Yael Ronen) und Norbert Stöss (Berliner Ensemble).
Ich freue mich schon jetzt auf die nächste Inszenierung von Sebastian Baumgarten.
Maxim Gorki Theater
Am Festungsgraben 2
10117 Berlin
Nächste Vorstellungen: 30. März und 22. April 2017
Author: Anna Müller
Literaturstudentin auf der Europa Universität Viadrina in Frankfurt/ Oder