Maison Ruinart 1729 – Champagner und Kunst zum Gallery Weekend
Von Holger Jacobs
- Mai 2024
Die Kunst von Malerei, Skulptur und Installation verbindet sich mit dem Genuss von Champagner in einer Pop Up Event Location beim ehemaligen Tacheles in Berlin
Seit mehreren Jahren unterstützt das Champagner Haus RUINART aus Reims in Frankreich Künstler aus aller Welt.
Dabei liegt der Fokus besonders auf Künstlern, die sich mit der Natur auseinandersetzen.
Vor zwei Jahren war es der Däne JEPPE HEIN (kultur24 berichtete).
Und letztes Jahr war es die Französin EVA JOSPIN (kultur24 berichtete), die aus Karton imaginäre Waldlandschaften entstehen ließ.
Dieses Jahr sind es sogar sechs Künstler, die ausgewählt wurden, spezielle Arbeiten für das Champagnerhaus zu entwickeln.Die Kunstwerke von drei dieser Künstler wurden nun in einer Pop Up Location zum GALLERY WEEKEND in Berlin gezeigt.
Conversation with Nature
Der Champagner ist ein Schaumwein, der aus Trauben hergestellt wird. Erst in einem weiteren Prozess entsteht bei einer zweiten Gärung in der Flasche durch im Wein gelöste Kohlensäure der sprudelnde Effekt. Dabei darf sich „Champagner“ nur der nennen, welcher in der gleichnamigen Gegend in Frankreich erzeugt wurde.
Eines der wichtigsten Parameter für die Qualität eines Champagners beruht natürlich auf der Beschaffenheit des Bodens, auf dem die Reben wachsen.
Daher ist auch zu verstehen, dass eine Champagnermarke wie RUINART ein ganz besonderes Verhältnis zur Natur und Umwelt hat.
Denn auch hier schlägt der Klimawandel durch.
Dürre-Perioden mit starker Aufheizung des Bodens wechseln sich mit plötzlichem Starkregen ab.
Wie durch die Medien bekannt wurde, war der Februar 2024 der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnung von 1881 und zum ersten Mal lag die globale Erderwärmung 1,5 Grad über der mittleren Temperatur vor dem industriellen Zeitalter.
Um das besondere Verhältnis von Champagner und Umwelt darzustellen, hat das Champagnerhaus RUINART sein diesjähriges Kunstprojekt mit sechs Künstlern unter den Titel „Conversation with Nature“ gestellt.
HENRIQUE OLIVEIRA
Der 1973 in Brasilien geborene Skulpteur besuchte ab 1990 die Universität der Künste in Sao Paulo.
Der große Durchbruch gelang ihm durch die Einzelausstellung im Palais de Tokyo 2013 in Paris.
Seither sind seine Arbeiten in großen Museen in Europa und auf dem amerikanischen Kontinent zu sehen.
Auf der ART BASEL/ Paris + im letzten Jahr zeigte er eine große Installation vor dem Grand Palais Éphémère.
Seine teils überlebensgroßen Skulpturen sehen wie echte Bäume und Wurzeln aus, sind aber aus recyceltem Sperrholz und Pappmaché. Damit haben seine Arbeiten dieselbe Herkunft, welchen er naturgetreu nachbildet.
Wäre es also theoretisch möglich, die durch den Menschen verbrauchten Ressourcen wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen, gäbe es keine Ausbeutung der Natur mehr.
THIJS BIERSTEKER
Der niederländische Künstler aus Amsterdam arbeitet mit wissenschaftlichen Methoden, um daraus seine Kunstwerke entstehen zu lassen.
Daten zu den Wechselwirkungen zwischen Mensch und Natur werden gesammelt. Anschließend baut BIERSTEKER Installationen, die die Wechselwirkungen sichtbar machen.
Sein Wunsch dabei, Wissenschaft emotional erfahrbar zu machen.
Eines seiner Arbeiten, die in der Ausstellung zu sehen sind, ist eine bis zur Decke ragende Konstruktion, bei der eine transparente Schiene durch Lichtströme zeigt, wie sich der dahinter befindende Baum seine Energie vom Boden aufsaugt und nach oben trägt.
Eine sehr beeindruckende Arbeit (seht dazu auch die Bilderserie).
Wie mir der Künstler erzählte, waren Mitarbeiter von RUINART bei einer UNESCO Veranstaltung zum Thema Umwelt auf ihn zugekommen, als er dort seine Kunstwerke ausgestellt hatte.
MARCUS COATES
Der 1968 in London geborene MARCUS COATES ist sowohl Künstler, als auch Ornithologe.
Seine Werke sind in keine Kategorie einzuordnen, denn er arbeitet mit verschiedenen Materialen zu ganz unterschiedlichen Themen. Von ihm gibt es Filme über Menschen mit Psychosen, Videos über Schamanen-Rituale, Skulpturen von Händen und Vögeln, sowie zusammengeknüllte und wieder entfaltete Fotografien von Tieren und außerdem Schriften über das Leben der Menschen in der heutigen Zeit.
Sein Augenmerk liegt auf der Beziehung von Mensch, Tier und Natur.
Es werden Fragen gestellt über das menschliche Wesen und seine natürliche Umwelt und deren Wechselbeziehungen.
Für die Ausstellung „Conversation with Nature“ hat MARCUS COATES einen Kalender geschrieben, indem er über mehrere Monate Blätter mit jeweils einem einzigen Satz fertigte, der das Leben der Natur auf dem Weingut von RUINART wiederspiegelt.
Mit Sätzen wie „Worker honey bees are collecting pollen and nectar from the last flowering plants” oder “Noctule bats are feeding for a couple of hours each day, just before sunrise, and just after sunset.”
Diese Blätter werden als Fahnen in der Öffentlichkeit aufgehängt. In der Pop Up Ausstellung von RUINART zum GALLERY WEEKEND waren die Blätter vom Boden bis zur Decke an zwei Wänden des Raumes geklebt.
Zur Eröffnung kamen viele illustre Gäste
Um dem Kunstereignis gerecht zu werden, wurde eigens ein neuer Chardonnay Champagner kreiert: Der RUINART BLANC SINGULIER.
Dieser konnte zusammen mit dem BLANC DE BLANC und einem ROSÉ an der Bar der Ruinart Maison 1729 Pop Up Location probiert werden.
Mein Urteil: Am mildesten ist der Blanc de Blanc, prickelnd der Rosé und würzig der Blanc Singulier.
Obwohl ich den Blanc Singulier am besten fand blieb ich irgendwie am Rosé hängen – ob es die Farbe war?
Bilderserie mit 11 Fotos der Kunstwerke:
English text
Maison Ruinart 1729 – champagne and art for Gallery Weekend
By Holger Jacobs
May 1, 2024
The art of painting, sculpture and installation combines with the enjoyment of champagne in a pop-up event location at the former Tacheles in Berlin
The champagne house RUINART from Reims in France has been supporting artists from all over the world for several years.
The focus is particularly on artists who deal with nature.
Two years ago it was the Dane JEPPE HEIN (kultur24 reported).
And last year it was the Frenchwoman EVA JOSPIN (kultur24 reported) who created imaginary forest landscapes out of cardboard.
This year there are even six artists who were selected to develop special works for the champagne house.
The works of art by three of these artists were now shown in a pop-up location for the GALLERY WEEKEND in Berlin.
Conversation with Nature
Champagne is a sparkling wine made from grapes.
The fizzy effect is only created in a second process during a second fermentation in the bottle due to carbonic acid dissolved in the wine. Only that which was produced in the region of the same name in France can be called “Champagne”.
One of the most important parameters for the quality of a champagne is of course based on the nature of the soil on which the vines grow.
It is therefore important to understand that a champagne brand like RUINART has a very special relationship with nature and the environment.
Because climate change is having an impact here too.
Drought periods with strong heating of the ground alternate with sudden heavy rain.
As reported by the media, February 2024 was the warmest since weather records began in 1881 and for the first time global warming was 1.5 degrees above the pre-industrial average temperature (the Climate Summit in Paris 2015 said 1,5 degrees should be the maximum).
In order to illustrate the special relationship between champagne and the environment, the champagne house RUINART has titled this year’s art project with six artists “Conversation with Nature”.
HENRIQUE OLIVEIRA
The sculptor, born in Brazil in 1973, attended the University of the Arts in Sao Paulo from 1990.
His big breakthrough came with his solo exhibition at the Palais de Tokyo in Paris in 2013. Since then, his work has been shown in major museums in Europe and the Americas. At ART BASEL/ Paris + last year he showed a large installation in front of the Grand Palais Éphémère.
His sculptures, some of which are larger than life, look like real trees and roots, but are made of recycled plywood and papier-mâché. This means that his works have the same origin, which he reproduces faithfully.
If it were theoretically possible to return the resources used by humans to their original state, there would no longer be any exploitation of nature.
THIJS BEERSTEKER
The Dutch artist from Amsterdam works with scientific methods to create his works of art.
Data on the interactions between humans and nature are collected. BIERSTEKER then builds installations that make the interactions visible.
His wish is to make science an emotional experience.
One of his works that could be seen in the exhibition is a construction that rises to the ceiling, in which a transparent rail shows through streams of light how the tree behind it absorbs its energy from the ground and carries it upwards.
A very impressive work (see also my series of pictures).
As the artist told me, RUINART employees approached him at a UNESCO event on the environment when he was exhibiting his artwork there.
MARCUS COATES
Born in London in 1968, is both an artist and ornithologist.
His works cannot be classified into any category because he works with different materials on very different topics.
There are films by him about people with psychoses, videos about shaman rituals, sculptures of hands and birds, as well as crumpled and unfolded photographs of animals and writings about the lives of people today.
His main focus is on the relationship between humans, animals and nature.
Questions are asked about human nature and its natural environment and their interrelationships.
For the “Conversation with Nature” exhibition, COATES wrote a calendar by producing sheets over several months, each with a single sentence that reflected the life of nature on the RUINART winery.
With sentences like “Worker honey bees are collecting pollen and nectar from the last flowering plants” or “Noctule bats are feeding for a couple of hours each day, just before sunrise, and just after sunset.”
These sheets are hung in public as flags.
In RUINART’s pop-up exhibition for GALLERY WEEKEND, the sheets were glued from floor to ceiling on two walls of the room.
Many illustrious guests came to the opening
A new Chardonnay champagne was created for the event: The RUINART BLANC SINGULIER.
This could be tasted together with the BLANC DE BLANC and a ROSÉ at the bar of the Ruinart Maison 1729 Pop Up Location.
My verdict: The mildest is the Blanc de Blanc, the most sparkling the Rosé and the most spicy the Blanc Singulier.
Although I liked the Blanc Singulier best, I somehow stuck with the Rosé – was it the color?
Series of photos of the works of art:
Author: Holger Jacobs
Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.