AIDS-GALA 2021 in der Deutschen Oper Berlin
Von Holger Jacobs
27.11.2021
Ohne Prominente, dafür aber mit hochkarätiger, musikalischer Performance ging am letzten Samstag die 27. Aids-Gala der Deutschen Oper über die Bühne.
Schon zweimal, 2018 und 2019, durfte ich bei der Aids-Gala dabei sein und jedes Mal war es ein großes Vergnügen.
Letztes Jahr fiel die Feier wegen der Corona-Pandemie aus.
Dieses Jahr zwar mit vollem Haus, aber mit der 2G Regel und Maskenpflicht während der gesamten Vorstellung
Corona-bedingt gab es auch keine Aftershow-Party mit Dinner hinter der Bühne, auf das sich wohl die meisten gefreut hatten, dafür waren die musikalischen Darbietungen um so besser.
Insgesamt 18 Auftritte mit 14 Sängerinnen und Sängern. Manchmal als Solo, manchmal als Duett, mal mit und mal ohne Chor.
Ein spannender Potpourri aus der Operngeschichte wurde den Zuschauern präsentiert.
Wie immer moderierte MAX RAABE in seinem unnachahmlichen Stil humorvoll und geistreich. Da wurde Verdi’s Maskenball zu einer Feier mit 3G-Regeln (genesen, geimpft und getestet), „Cosi Fan Tutte“ eine Veranstaltung ohne Moral und bei „Norma“ wurde auf das letzte unbesiegte Dorf der Gallier mit Asterix und Obelix angespielt.
Ein paar der Gesangseinlagen blieben mir sowohl musikalisch, als auch interpretatorisch besonders in Erinnerung:
Da wäre zunächst die Arie „Mon coeur s’ ouvre à ta voix“ der Dalila aus „SAMSON ET DALILA“ von Camille Saint-Saens, gesungen von der aus Tunesien stammenden Sopranistin RIHAB CHAIEB, Absolventin des Metropolitan Opera Young Artist Program in New York. Die Musik und die Performance der jungen Rihab trieb mir Tränen in die Augen.
Auch die litauische Sopranistin ASMIK GRIGORIAN, Sängerin des Jahres 2019 und Österreichs Theaterpreis-Trägerin 2019 („Salome“ bei den Salzburger Festspielen 2019) muss erwähnt werden. Ihre dramatische Interpretation der Manon in MANON LESCAUT von Puccini (Arie: „Sola, perduta, abbandonata“) war allein schon der Abend wert.
Und RICCARDO MASSI, früherer Stuntman in Filmen von Martin Scorsese und nun seit vielen Jahren gefeierter Operntenor, überzeugte mit der berühmten Arie „Nessun dorma“ aus TURANDOT von Puccini. Ein Höhepunkt des Abends.
Doch die beste Leistung, musikalisch, optisch und interpretatorisch, brachte die russische Sopranistin AIDA GARIFULLINA mit der Arie „Me llaman la primosrosa“ (DE: „Sie nennen mich die Allererste“) aus EL BARBERO DE SEVILLA (in Deutschland auch unter dem Titel „Der Barbier von Barmen“ bekannt), allerdings nicht von Rossini, sondern von dem spanischen Komponistenpaar Manuel Nieto und Geronimo Giménez aus dem Jahr 1901.
Hier die weiteren Darbietungen und ihre Interpreten in chronologischer Folge des Abends:
COSI FAN TUTTE von Mozart, Terzett: „Soave sia il vento“, gesungen von Nicole Car, Rihab Chaieb und Noel Bouley
MEFISTOFELE von Arrigo Boito, Arie: „Son lo spirito che nega“, gesungen von Alex Esposito
NORMA von Bellini, Arie: „Casta diva“, gesungen von Aida Garifullina
UN BALLO IN MASCHERA von Verdi, Arie: „Ma se m’e forza perderti“, gesungen von Riccardo Massi
LES CONTES D’HOFFMANN von Jacques Offenbach, mit der Barcarole, gesungen von Nicole Car und Rihab Chaieb
LES VEPRES SICILIENNES von Verdi mit dem Chor der Deutschen Oper Berlin
COSI FAN TUTTE von Mozart, Arie: „Come scoglio“, gesungen von Nicole Car
SAMSON ET DALILA (siehe oben)
RIGOLETTO von Verdi, Arie: „Caro nome“, gesungen von Nina Minasyan
ROMEO ET JULIETTE von Charles Gounod, Arie des Romeo: „Ah, lève-toi, soleil“, gesungen von Edgardo Rocha:
MANON LESCAUT (siehe oben)
UN BALLO IN MASCHERA von Verdi, Arie: „Eri tu che macciavi“, gesungen von Alex Esposito
LUCIA DI LAMMERMOOR von Donizetti, Finale 2. Akt, gesungen von Nina Minasyan, Edgardo Rocha, Samuel Dale Johnson, Ya-Chung Huang (zurzeit als „Mime“ in „Siegfried“ von Wagner in der Deutschen Oper zu sehen), Byung –Gil Kim und Karis Tucker
RUSALKA von Puccini, Arie: „Lied an den Mond“, gesungen von Asmik Grigorian
TURANDOT (siehe oben)
LA TABERNA DEL PUERTO von Pablo Sorozabal, Arie: „No puede ser“, gesungen von Edgardo Rocha
El BARBERO DE SEVILLA (siehe oben)
Zum Schluss noch das große Finale aus LA TRAVIATA mit allen Sängern + Chor, was die Zuschauer zu Jubelstürmen und Standing Ovations brachte.
Auch ohne Promis – ein toller Abend für eine gute Sache.
Denn der AIDS-Virus ist noch lange besiegt und im Gegensatz zum CORONA-Virus gibt es bei dieser Autoimmunkrankheit keinen Impfstoff!
Hier unser Video auf kultur24 TV mit Riccardo Massi und Aida Garifullina:
Author: Holger Jacobs
Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.