Die BERLINALE 2021 kommt online und vor Publikum

Saskia Rosendahl - Tom Schilling - "FABIAN" © Lupa Film

Die BERLINALE 2021 kommt online und vor Publikum

 

Von Holger Jacobs

11.02.2021

English text

Die 71. Internationalen Filmfestspiele von Berlin kommen in zwei Teilen: Einmal im März und einmal im Juni 2021.

Vor einem Jahr war die 70. BERLINALE das letzte kulturelle Großereignis, welches im Februar 2020 in Berlin noch kurz vor dem Corona-bedingtem Shutdown gerade noch über die Bühne gehen konnte – mit vollen Kinosälen und dichtgedrängten Fans am Roten Teppich.

Ein Jahr später ist alles anders:
Seit mehr als 3 Monaten sind alle kulturellen Institutionen, seien sie öffentlich oder privat, geschlossen.
Kein Theater, keine Oper, keine Museen, keine Galerien und keine Kinos – alles dicht. Und gestern wurde in der erneuten Bund-Länder-Konferenz mit Bundeskanzlerin Angela Merkel beschlossen, dass dies auch noch mindestens bis zum 7. März so bleiben soll – wenn nicht länger.
Und ob danach wieder aufgemacht wird ist noch sehr unsicher. Es sollte jetzt mindestens eine Inzidenz von durchschnittlich 35 pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen erreicht werden. Nur Friseure dürfen ab dem 1. März wieder öffnen, Grundschulen und Kitas je nach Bundesland vielleicht ab dem 22. Februar.

Die Leitung der BERLINALE mit Carlo Chatrian und Mariette Rissenbeek hatte nun ein Jahr Zeit sich auf die diese spezielle BERLINALE vorzubereiten. Dass die Corona-Pandemie kein normales Festival wie sonst erlauben würde, war schon früh im letzten Jahr vorauszusehen.

Parallel zur Sichtung von Tausenden von Filmen lief die Überlegung, wie denn überhaupt ein Festival unter diesen Umständen vonstatten gehen könne.
Das Festival in Cannes im letzten Jahr war ja vollständig abgesagt worden.
Es waren nur pro forma mehrere Filme als mögliche Wettbewerbskandidaten ernannt worden, damit sich die Produktionsfirmen zumindest das Label FESTIVAL DE CANNES auf ihre Filmplakate drucken lassen konnten.

Das sollte der 71. BERLINALE nicht passieren:
Die BERLINALE Leitung entwickelte daher die Idee, die 71. Ausgabe 2021 in zwei Teilen zu präsentieren:

Der erste Teil soll noch im März 2021 (1 – 5. März 2021) inmitten des Lockdowns über die Bühne gehen, und zwar mit dem EFM (European Film Market), der sonst mit seinen über 200 Ständen von Verleih- und Produktionsfirmen im Museum Martin-Gropius-Bau stattfindet.
Dieses Mal allerdings nur digital.
Dass der Markt überhaupt stattfindet liegt daran, dass zu dieser Zeit, Anfang des Jahres, viele Filme abgedreht sind und nun einen Verleiher suchen. Besonders natürlich die an die 400 Filme auf der BERLINALE, die häufig von jungen noch unbekannten Regisseuren gedreht werden und deshalb nicht gleich von den großen Majors mit offenen Armen empfangen werden. Deshalb werden auch alle Filme des Festivals schon jetzt genannt, auch wenn das große Publikum sie erst im Sommer sehen kann.

Berlinale Direktor Carlo Chatrian stellte am 11.02.2021 auf Youtube die Wettbewerbsfilme vor © Berlinale

Hier alle Filme im Wettbewerb: 

„Albatros“ (Drift Away) by Xavier Beauvois,

„Babardeală cu buclucsau porno balamuc“ (Bad Luck Banging or Loony Porn) by Radu Jude,  – „Ghasideyeh gave sefid“ (Ballad of a White Cow) by Behtash Sanaeeha & Maryam Moghaddam

„Fabian oder Der Gang vor die Hunde“ (Fabian – Going to the Dogs) by Dominik Graf

„Rengeteg – mindenhol látlak“ (Forest – I See You Everywhere) by Bence Fliegauf

„Herr Bachmann und seine Klasse“ (Mr Bachmann and His Class) by Maria Speth

„Ich bin dein Mensch“ (I’m Your Man) by Maria Schrader

–  „Inteurodeoksyeon“ (Introduction) by Hong Sangsoo

„Memory Box“ by Joana Hadjithomas & Khalil Joreige

„Természetes fény“ (Natural Light) by Dénes Nagy

„Nebenan“ (Next Door) by Daniel Brühl

„Petite Maman“ by Céline Sciamma

„Una Película de Policías“ (A Cop Movie) by Alonso Ruizpalacios

„Ras vkhedavt, rodesac cas vukurebt?“ (What Do We See When We Look at the Sky?) by Alexandre Koberidze

„Guzen to sozo“ (Wheel of Fortune and Fantasy) by Ryusuke Hamaguchi

Der zweite Teil soll dann im Sommer vom 9. – 20. Juni 2021 stattfinden.
Hier stellen sich die Veranstalter vor, dass die Corona-Pandemie bis dahin soweit eingeschränkt ist, dass Präsenz-Veranstaltungen mit einem entsprechenden Hygienekonzept möglich werden.
Ob in Kinosälen oder Open –Air.

Was, wann, wo und wie im Juni gezeigt wird, ist zurzeit noch nicht bekannt. Doch daran wird intensiv gearbeitet.
Sogar Stars auf dem Roten Teppich sollen möglich werden – was vom Publikum natürlich heiß ersehnt wird.

Die Auswahl der diesjährigen Filme im Wettbewerb ist auf jeden Fall sehr verheißungsvoll.

Von den insgesamt 15 ausgewählten Filmen im Wettbewerb kommen allein vier aus Deutschland, drei aus Frankreich, zwei aus Ungarn und jeweils einer aus Georgien, Korea, Japan, Iran, Rumänien und Mexiko.

Leider sind auf der Homepage der Berlinale noch keine Inhaltsangaben über die Filme zu finden. Somit kann ich Euch keine Kurzbeschreibungen geben. Nur die Titel, die Regisseure und die Schauspieler*innen werden genannt.

Einige Filme lassen aber durch ihre Regisseure oder ihre Schauspieler aufhorchen.
Hier wäre zu allererst der Debut-Film des bekannten deutschen Schauspielers Daniel Brühl (“Inglorious Bastards“, „Rush“) zu nennen.
Sein Film „Nebenan“ läuft im Wettbewerb. Ob ein hervorragender Darsteller auch hervorragende Filme macht kommt allerdings nur selten vor – wie wir z.B. bei George Clooneys mittelmäßigem Berlinale-Beitrag „Monuments Men“ auf der Berlinale 2014 gesehen haben.

Auch spannend erscheint mir die deutsche Verfilmung von „Fabian und der Gang vor die Hunde“ nach dem gleichnamigen Roman von Erich Kästner. Auf deutschen Bühnen wird er immer wieder gezeigt. Letztes Jahr brachte das Deutsche Theater eine Bühnenfassung von Alexander Riemenschneider und im Berliner Ensemble wird eine „Fabian“ Inszenierung von Frank Castorf noch für dieses Jahr erwartet (wenn es wieder losgeht).
Jetzt als Verfilmung von Regisseur Dominik Graf mit Tom Schilling und Saskia Rosendahl (beide spielten auch zusammen in „Werk ohne Autor“ von Henckel von Donnersmarck).

Ich habe 2015 eine fantastische „Fabian“-Adaptation an der Schaubühne erlebt. In der Regie von Peter Kleinert mit Studenten der Ernst-Busch-Schauspielschule hatte ich ein umwerfendes Theater-Erlebnis.

Und die berühmten Movie-Stars?

Im Rahmen der Sektion BERLINALE SPECIAL, in der immer besonders publikumswirksame Filme gezeigt werden, kommen die mehrmalige Golden Globe-Gewinnerin Michelle Pfeiffer („Scarface“) in dem kanadischen Film „French Exit“ zur Berlinale.
Und Oscar-Gewinnerin Jodie Foster („Angeklagt“), Shailene Woodley („Die Bestimmung – Divergent“) und Benedict Cumberbatch („Sherlock“) mit dem Film „The Mauritanian“ von Oscar-Preisträger Kevin Macdonald („The last King of Scottland“).
Und dann werden natürlich die US-Sängerinnen Tina Turner und Angela Bassett und die US-Showmasterin Oprah Winfrey für den Dokumentarfilm „Tina“ über das Leben von Tina Turner vom Berliner Publikum heiß erwartet.
Nicht zu vergessen den unvergleichlichen Michael Caine in dem Film „Bestseller“ von Regisseurin Lina Roessler.

Es scheint auf jeden Fall ein spannendes Festival zu werden. Besonders freuen wir uns darüber, dass wir dieses Mal nicht bei Minus-Temperaturen am Roten Teppich erstarren müssen, sondern uns die warme Juni-Sonne beim Schlange stehen den Rücken wärmt.

Hier eine Bilderserie mit 20 Film Stills aus den Filmen im Wettbewerb und Berlinale Special:

Saskia Rosendahl und Tom Schilling in „Fabian und der Gang vor die Hunde © Lupa Film

 

English text

 

The BERLINALE 2021 in a new format

 

By Holger Jacobs


02/11/2021

This year’s 71st Berlin International Film Festival will come in two parts: once in March and once in June 2021.

Last year’s 70th BERLINALE was the last major cultural event that was just able to take place in Berlin in February 2020 shortly before the corona-related shutdown – with full movie theaters and crowded fans on the red carpet.

A year later everything is different: For more than 3 months all cultural institutions, be they public or private, have been closed. No theater, no opera, no museums, no galleries and no cinemas – everything is closed.
And yesterday at the renewed federal-state conference with Federal Chancellor Angela Merkel it was decided that this should stay that way until at least March 7th – if not longer.
And whether it will be opened again afterwards is still very uncertain.
At least an incidence averaging 35 per 100,000 population in seven days should now be achieved.
Only hairdressers are allowed to reopen from March 1st, elementary schools and daycare centers maybe from February 22nd, depending on the state.

The directors of the BERLINALE with Carlo Chatrian and Mariette Rissenbeek had a year to prepare for this BERLINALE. That the 71st Berlinale would not be a normal festival due to the corona pandemic was foreseen early last year.
Parallel to the viewing of thousands of films, the thought was running about how a festival could even take place under these circumstances.
Last year’s festival in Cannes had been completely canceled.
Several films had only been nominated pro forma as possible competition candidates so that the production companies could at least print the FESTIVAL DE CANNES label on their film posters.

Berlinale Direktor Carlo Chatrian stellt im auf Youtube die Wettbewerbsfilme vor © Berlinale

That shouldn’t happen to the 71st BERLINALE:
The BERLINALE management therefore developed the idea of ​​having the 71st edition in 2021 take place in two parts:

The first part is scheduled to take place in March 2021 (March 1 – March 5, 2021) still in times of the lockdown, namely the EFM (European Film Market), which otherwise has more than 200 stands from distribution and production companies in the Museum Martin- Gropius-Bau.
This time only digitally.
The fact that the market takes place at all is due to the fact that at this time, at the beginning of the year, many films have been shot and are now looking for a distributor. Especially, of course, the around 400 films at the 71. BERLINALE, which are often shot by young, as yet unknown directors and are therefore not immediately received with open arms by the big majors.
That is why all the films at the festival are already being named, even if the large audience won’t be able to see them until the summer.

All movies of the Competition section:

„Albatros“ (Drift Away) by Xavier Beauvois,

„Babardeală cu buclucsau porno balamuc“ (Bad Luck Banging or Loony Porn) by Radu Jude,  – „Ghasideyeh gave sefid“ (Ballad of a White Cow) by Behtash Sanaeeha & Maryam Moghaddam

„Fabian oder Der Gang vor die Hunde“ (Fabian – Going to the Dogs) by Dominik Graf

„Rengeteg – mindenhol látlak“ (Forest – I See You Everywhere) by Bence Fliegauf

„Herr Bachmann und seine Klasse“ (Mr Bachmann and His Class) by Maria Speth

„Ich bin dein Mensch“ (I’m Your Man) by Maria Schrader

–  „Inteurodeoksyeon“ (Introduction) by Hong Sangsoo

„Memory Box“ by Joana Hadjithomas & Khalil Joreige

„Természetes fény“ (Natural Light) by Dénes Nagy

„Nebenan“ (Next Door) by Daniel Brühl

„Petite Maman“ by Céline Sciamma

„Una Película de Policías“ (A Cop Movie) by Alonso Ruizpalacios

„Ras vkhedavt, rodesac cas vukurebt?“ (What Do We See When We Look at the Sky?) by Alexandre Koberidze

„Guzen to sozo“ (Wheel of Fortune and Fantasy) by Ryusuke Hamaguchi

The second part will then take place in the summer of June 9-20, 2021.
Here, the organizers imagine that the corona pandemic will be nearly ended so that physically events with a corresponding hygiene concept are possible.
Whether in cinemas or open air.
At the moment, nobody knows what, when and where will be shown in June.
But intensive work is being done on this. Even big movie-stars on the red carpet should be possible – which is of course eagerly awaited by the audience.
The selection of this year’s films in the competition is definitely very promising.

Of the total of 15 selected films in the competition, four come from Germany, three from France, two from Hungary and one each from Georgia, Korea, Japan, Iran, Romania and Mexico.
Unfortunately, there is no summary of the films on the Berlinale homepage.
So I cannot give you any short descriptions. Only the titles, the directors and the actors are mentioned.

However, some directors or actors of the films are quite wellkown.
First of all, the debut film of the well-known German actor Daniel Brühl (“Inglorious Bastards”, “Rush”) should be mentioned.
His film “next door” runs in the competition. Whether an excellent actor also makes excellent films, however, rarely happens – as we saw for example in George Clooney’s mediocre Berlinale contribution „Monuments Men“ in 2014.

The German film version of “Fabian” based on the famous novel by Erich Kästner also seems exciting to me.
His novel is shown again and again on German stages. Last year the Deutsches Theater brought a stage version by Alexander Riemenschneider and the Berliner Ensemble is expecting a “Fabian” production by Frank Castorf for this year (when Theaters will open again, so not before Eastern).
In 2015 I experienced a fantastic “Fabian” adaptation at the Schaubühne Berlin. Directed by Peter Kleinert with students from the Ernst Busch Drama School, I had a stunning theater experience.

Now „Fabian“ as a film adaptation by director Dominik Graf with Tom Schilling and Saskia Rosendahl (both also played together in “Werk ohne Autor” by Henckel von Donnersmarck) in the main roles seems to be equally good. We will see.

And the famous movie stars? Are they coming to Berlin?
As part of the BERLINALE SPECIAL section, which always shows films that are particularly interesting for the public, the multiple Golden Globe winner Michelle Pfeiffer („Scarface“) comes for the Canadian film „French Exit“, also Oscar winner Jodie Foster („Accused“) , Shailene Woodley („Divergent“) and Benedict Cumberbatch („Sherlock“) for the Oscar-winner Kevin Macdonald’s film „The Mauritanian“ („The last King of Scottland“).

And then of course the US singers Tina Turner and Angela Bassett and the US show master Oprah Winfrey for the documentary film „Tina“ about the life of Tina Turner are eagerly awaited by the Berlin audience.
Not to forget the incomparable Michael Caine in the film “Bestseller” by director Lina Roessler.

In spite of everything, it seems to be an exciting festival.
And we are particularly pleased that this time we don’t have to freeze on the red carpet in sub-zero temperatures, when normally the festival takes place in February but that the warm June sun will warm now our backs while standing in the waiting lines.

Here is a picture series with 20 film stills from the films in the competition and Berlinale Special:

20 photos: Saskia Rosendahl und Tom Schilling in „Fabian und der Gang vor die Hunde © Lupa Film

 

Author: Holger Jacobs

Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.

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