Elektra an der Staatsoper Berlin
Von Holger Jacobs
24.10.2016
🙂 🙂 🙂 🙂 🙂 (fünf von fünf)
Intro
Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundestagspräsident Norbert Lammert, Bundespräsident a.D. Horst Köhler und Axel Springer Chef Dr. Mathias Döpfner und viele weitere hochrangige Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft wohnten der besten Opernpremiere des Jahres bei. Ein musikalisches Erlebnis der Sonderklasse.
Handlung
Wenn man so wie ich zwischen den Theater- und Opernpremieren in Berlin hin- und herswitscht, dann bekommt man zurzeit den Eindruck, wir stehen ganz im Zeichen der griechischen Tragödie (Ist der Krieg in Syrien nicht auch eine…?).
„Iphigenie auf Tauris“ im Deutschen Theater ist schließlich die Schwester genau jener „Elektra“, die wir jetzt in der Staatsoper erleben. Und wegen der vermeintlichen Ermordung Iphigenies durch ihren Vater Agamemnon tötete Klytämnestra ihren Ehegatten, als er aus Troja zurückkam.
Und es ist Orest, der „Iphigenie“ von Tauris wegbringt und der „Elektra“ hilft, ihre Mutter Klytämnestra und deren Geliebten Aegisth zu ermorden. Der Begleiter übrigens von Orest auf Tauris, Phylades, wird später einmal die „Elektra“ heiraten – und so weiter und so weiter und so weiter…
Aber Achtung, es handelt sich hier um die Griechische Mythologie von Sophokles, Homer und Aischylos, nicht um die wahre Historie. Oder vielleicht doch? Ganz genau werden wir das wohl nie erfahren.
Jedenfalls spornte es Hugo von Hofmannsthal dazu an aus diesem Stoff das Theaterstück „Elektra“ zu schreiben. Und später für Richard Strauss genau dieses Thema als Libretto zu seiner Oper „Elektra“ zu verfassen. Uraufführung war 1909 in Dresden.
Kritik
Strauss sagte selber, die „Elektra“ ist seine härteste, gewaltigste und dramatischte Oper, die er je geschrieben habe. Mit einer bis zum Schluss kaum zu ertragenden Steigerung. Genau das ist Daniel Barenboim an diesem Abend auch gelungen. Noch nie habe ich seine Staatskapelle so präzise und engagiert gehört. Jeder Ton der Partitur knallt durch den Zuschauerraum und die Stimmen der hervorragenden Sängerinnen und Sänger (mit Waltraud Meier als Klytämnestra und Michael Volle als Orest) verstärken noch diesen Eindruck.
Allen voran Evelyn Herlitzius als „Elektra“ hatte an diesem Abend ihren absoluten Höhepunkt, als sie die Trauer und das Entsetzen Elektras über die Ermordung ihres Vaters Agamemnon in die Welt hinausträgt. Jeder, der ihr an diesem Abend zuhörte, litt mir ihr, bzw. mit Elektra. Beim Schlussapplaus stand Evelyn Herlitzius schweißgebadet zwischen ihren Mitstreitern und konnte kaum noch stehen. Aber auch wir Zuschauer klebten in unseren Sitzen – nicht vor Hitze, sondern vor Anspannung über das Drama, dessen wir gerade auf der Bühne Zeuge wurden.
Viel wurde im Vorfeld über Patrice Chéreau geschrieben, den genialen Regisseur der Inszenierung. Er hatte die Oper für das Festival in Aix-en-Provence 2013 zusammen mit Daniel Barenboim erarbeitet, wenige Monate später verstarb er an Krebs. Auf Wunsch vieler Mitstreiter von ihm sollte seine wunderbare Inszenierung nicht in der Versenkung verschwinden, sondern weiterleben. Unter Mitwirkung seiner früheren Assistenten Vincent Huguet und Peter McClintock konnte das Stück wieder zum Leben erweckt und bereits in Mailand, New York und Helsinki aufgeführt werden. Von Berlin geht es weiter nach Barcelona.
ELEKTRA von Richard Strauss
Premiere war am 23.10.2016 im Schillertheater (Ausweichort der Staatsoper Unter den Linden während ihrer Renovierung)
Musikalische Leitung: Daniel Barenpoim
Inszenierung: Patrick Chéreau (†2013 in Paris)
Bühnenbild: Richard Peduzzi, Kostüme: Caroline de Vivaise,
Mit: Waltraud Meier (Klytämnestra), Evelyn Herlitzius (Elektra), Michael Volle (Orest)
Es spielt die Staatskapelle Berlin mit dem Staatsopernchor
Bilderserie mit 37 Fotos der Inszenierung:
Author: Holger Jacobs
Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.