Vorschau Theater Berlin
Von Holger Jacobs
01.09.2016
Liebe Theaterfreunde,
die Sommerferien sind vorbei und Berlins Theater und Opern öffnen wieder ihre Tore. Es wird also Zeit sich zu informieren, was die neue Saison bringt und welche Premieren uns erwarten. Heute erst einmal das Programm der fünf wichtigsten Theater Berlins.
Die Theaterpreise 2015/2016
Doch vorher möchte ich noch die Theaterpreise der Saison 2015/2016 erwähnen, gewählt von ausgesuchten Theaterkritikern in einer Umfrage der Zeitschrift „Theater heute“. Danach sind die beiden Berliner Theater, Volksbühne und Maxim Gorki, zu den „Theatern des Jahres“ gewählt worden.
Caroline Peters als beste Schauspielerin für ihre Darstellung der Ella in „John Gabriel Borkman“ (Burgtheater Wien), Edgar Selge für seinen Monolog in „Unterwerfung“ in der Inszenierung von Karin Beier am Schauspielhaus Hamburg. Und Simon Stone bekam den Preis für die beste Inszenierung des Jahres für seine Neuinterpretation des „John Gabriel Borkman“ an der Wiener Burg.
MAXIM GORKI THEATER
Wie oben beschrieben startet Intendantin Shermin Langhoff mit dem gerade erworbenen Titel „Theater des Jahres“ in die neue Saison. Die letzte Saison hatte sie noch mit einem kleinen Skandal beendet, als sie auf dem Platz vor ihrem Theater einen Käfig mit vier Tigern aufbauen ließ, der Flüchtlinge fressen sollte – etwas zu drastisch meiner Meinung nach. Aber das Theater soll ja auch provozieren!
Was erwartet uns im September 2016?
Am 9. September ist die Premiere von „Denial“, ein neues Gesellschaftsdrama über Lebenslügen von der Autorin Yael Ronen.
Am 9. und 10. September kommt „Flucht, die mich bedingt“, eine szenische Lesung.
Und am 17. September kommt „Black Cracker“ mit Gesang und Performance
VOLKSBÜHNE
Auch dieses Theater darf sich neben dem Maxim Gorki als „Theater des Jahres“ deklarieren, was natürlich für Frank Castorf eine schöne Ehre ist und ihm sicher noch einmal neuen Schwung für sein nun allerletztes Jahr als Intendant der Volksbühne geben wird.
Vorgesehen als Premiere ist im September aber nur eine Gemeinschaftsproduktion des Regisseurs Christoph Marthaler zusammen mit seiner Bühnenbildnerin Anna Viebrock und dem Ensemble des Theaters. Zum Gedenken an ihre erste gemeinsame Produktion im Jahre 1993 am selben Haus.
Am 21. September „Bekannte Gefühle, gemischte Gesichter“ mit u.a. Irm Herrmann und Sophie Rois
BERLINER ENSEMBLE
Kaum ein anderes Theater bietet so viele Stücke aus seinem Repertoire wie das Theater am Schiffbauerdamm. Viele Produktionen der letzten Spielzeit (-en) sind noch im Programm. Meine Favorits: die „Dreigroschenoper“ von Brecht in der Inszenierung von Robert Wilson, „Faust 1 + 2“ vom selben Regisseur und natürlich der Klassiker „Der zerbrochene Krug“ mit Klaus-Maria Brandauer, der jedes Mal extra aus Wien anreist. Alle drei kann man immer wieder anschauen – nie werden sie langweilig. Eine Empfehlung für alle, die mal ins Theater gehen möchten, ohne sich lange informieren zu müssen, ob es sich auch lohnt – es lohnt sich!
Für die neue Saison (und zugleich auch die letzte des Intendanten Claus Peymann) bietet das BE zwei Uraufführungen im September:
Am 15. September „Abschlussball“ von Achim Freyer. Berühmte Persönlichkeiten, von Johann Wolfgang von Goethe bis Gertrude Stein, treffen sich zu einem apokalyptischen Ball.
Am 16. September „Die Griechen“ von Volker Braun (auf der Probebühne). Volker Braun verbindet in seinem neuen Stück das alte Griechenland der Antike mit dem heutigen. Von konservativen Ministerpräsidenten Papandreou bis zum schillernden Finanzminister Varoufakis auf seinem Motorrad – alle kommen zu Wort.
Das Stück „Endspiel“ von Samuel Beckett ist für Dezember geplant.
DEUTSCHES THEATER BERLIN
Intendant Ulrich Khuon formuliert für jede Saison ein neues Motto. Dieses Mal ist es „Keine Angst vor niemand“. Wie immer bei Khuon steckt eine politische Idee dahinter. Hier könnte es darum gehen, keine Angst vor dem Fremden zu haben, insbesondere vor den vielen Flüchtlingen, die seit letztem Jahr in unser Land gekommen sind. Um so mehr man sich mit dem Fremden beschäftigt, um so weniger erscheint es einem fremd. Mal sehen, was uns das Deutsche Theater zu diesem Thema in der neuen Saison zu sagen hat.
Die Premieren im September und Oktober:
Am 23. September „Der Mensch erscheint im Holozän“ nach Max Frisch. Ein alleinlebender Mann fängt an, all sein Wissen in Zetteln an die Wand zu heften – im Wissen um die Vergänglichkeit seines Gehirns.
Am 24. September „Buch.Berlin“. In fünf Bildern zeigt uns Autor Fritz Kater verschiedene Situationen unterschiedlicher Menschen in Berlin, von den 60er Jahren bis in die Gegenwart. In den Kammerspielen.
Am 30. September in der Box: „Der thermalische Wiederstand“ von Ferdinand Schmalz. Politische Umwälzungen beginnen in der Badewanne – oder nicht? Fragen zur Konservierung und Veränderung im Umfeld eines Kurbades. Ein Bademeister probt den Aufstand…
Am 23. Oktober „Walls – Iphigenia in Exile“, eine deutsch-koreanische Gemeinschaftsproduktion über das gemeinsame Schicksal einer Teilung.
Im Herbst 2016 und Frühjahr 2017 erwarten uns noch viele weitere Premieren:
„Die Glasmenagerie“ am 16. Dezember 2016,
„Das Fest“ am 20. Januar 2017
„Katzelmacher“ von R.W. Fassbinder am 6. Februar 2017
„Tod eines Handlungsreisenden“ am 17. März 2017
SCHAUBÜHNE BERLIN
Als letztes dieser Reihe großer Berliner Theater muss man die Schaubühne seit einiger Zeit doch wohl eher auf den ersten Platz setzen. Mit seinen fast immer ausverkauften Produktionen von Hamlet bis Richard III., natürlich mit Schauspiel-Superstar Lars Erdinger, hat sich die Schaubühne unter Thomas Ostermeier weit nach vorne gearbeitet. Wie Ihr sicher wisst, war ich allein in dem Stück „Fabian“ vier Mal. Und jedes Mal war es ausverkauft. Das Stück hätte man sicher noch Jahre lang laufen lassen können, wären die jungen Darsteller (allesamt Schauspielschüler der Ernst Busch) nicht mittlerweile in alle Winde verstreut.
Die Premieren im September 2016:
Am 8. September “Empire” von Milo Rau. In diesem letzten Teil seiner Trilogie erzählen Schauspieler aus Griechenland, Syrien und Rumänien von sich, von ihrem Land, von Verfolgung und Bedrohung, Flucht und Vertreibung. Und über allem steht die Frage: Was ist Europa?
Am 28. September “Schatten” von Elfriede Jelinek. Ein Stück über die Geschichte der Eurydike, die Orpheus aus der Unterwelt rettet. Doch bei Jelinek ist sie sich bald nicht mehr sicher, ob sie es nicht in der Unterwelt besser gehabt hätte, angesichts der minderwertigen Rolle der Frau in einer patriarchaischen Gesellschaft.
Später in der Saison kommen noch die Premieren von “Der Fremde” von Albert Camus, “Dantons Tod“ von Georg Büchner, “Prof. Bernhardi” von Arthur Schnitzler und “Der eingebildete Kranke” von Molière. Kultur24.berlin hält Euch auf dem Laufenden.
Eine spannende Saison beginnt!
Author: Holger Jacobs
Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.